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Fiasko für Tour-Favorit: "Da stimmt was ganz und gar nicht"

Fiasko für Tour-Favorit

Der Kampf gegen die Uhr endet mit einem Favoritensieg. Jonas Vingegaard kassiert eine bittere Niederlage.
Jonas Vingegaard musste beim Zeitfahren einen herben Rückschlag einstecken
Jonas Vingegaard musste beim Zeitfahren einen herben Rückschlag einstecken
© IMAGO/Photo News
Der Kampf gegen die Uhr endet mit einem Favoritensieg. Jonas Vingegaard kassiert eine bittere Niederlage.

Olympiasieger Remco Evenepoel hat das erste Einzelzeitfahren der 112. Tour de France gewonnen.

Der 25 Jahre alte Belgier vom Team Soudal Quick-Step setzte sich nach 33 km rund um Caen in der Normandie mit 16,6 Sekunden Vorsprung auf den slowenischen Titelverteidiger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates-XRG) durch, der damit das Gelbe Trikot übernahm.

Vingegaard muss eine Pleite hinnehmen

Verlierer des Tages war der Däne Jonas Vingegaard, der 1:21,7 Minuten Rückstand kassierte.

In seiner Heimat war das Medien-Echo entsprechend hart. „Vingegaard zertrümmert! Pogacar zerschmettert Vingegaard und fährt selbst in Gelb“, titelte die Boulevardzeitung Ekstrabladet. Von einem „schweren Schlag“ war bei Tageszeitung Berlingske, der ältesten des Landes, zu lesen. Die größte Tageszeitung Jyllands-Posten hatte einen „gebrauchten Tag“ ausgemacht.

Die dänische Radsport-Legende Bjarne Riis, einst auch Teamkollege von Jan Ullrich beim Team Telekom, hatte schon während der Etappe eine mögliche Ursache für den großen Zeitverlust ausgemacht.

„Meine Beobachtung ist, dass Jonas sich alle fünf Sekunden im Sattel bewegt. Es könnte ein schlechter Tag sein, etwas, das seinen Rücken belastet, eine schlechte Position. Ihm fehlt einfach etwas Kraft“, sagte der 61-Jährige in seiner Funktion als Experte für BT: „Da stimmt etwas ganz und gar nicht. Wir sind es nicht gewohnt, dass er sich so viel im Sattel bewegt. Er ist in großen Schwierigkeiten und hat einen schlechten Tag.“

Deutsche Tour-Hoffnung Lipowitz überzeugt

Ganz anders sah es dagegen bei Evenepoel aus. „Man weiß nie, wie es läuft - alles muss nach Plan verlaufen und am Ende hat das gut geklappt. Ich hätte nicht schneller fahren können, alles war ‚on Point‘ und ich bin super zufrieden“, sagte Evenepoel, der im Gesamtklassement nun 42 Sekunden hinter Pogacar liegt: „Tadej hat ebenfalls gezeigt, dass er in toller Form ist. Er ist der Mann, den man hier bei der Tour schlagen muss.“

Tour-Debütant Florian Lipowitz (Ulm/Red Bull-Bora-hansgrohe) zeigte mit Platz sechs (+58,5 Sekunden) ein ganz starkes Zeitfahren und nahm seinem slowenischen Kapitän Primoz Roglic (12.) knapp 21 Sekunden ab.

„Ich bin mehr als zufrieden mit diesem Zeitfahren“, sagte Lipowitz im Ziel. In der Gesamtwertung löste Pogacar den Niederländer Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) ab, der 18. wurde.

Der deutsche Meister und Evenepoel-Teamkollege Maximilian Schachmann (Berlin) schonte seine Kräfte für kommende Helferdienste und lag als 168. mehr als fünf Minuten zurück. Auch Ex-Meister und Pogacar-Helfer Nils Politt (Köln) fuhr nicht Vollgas, hatte als 16. aber nur 1:37 Minuten Rückstand.

Strecke kommt Rouleuren entgegen

Um 13.05 Uhr und damit fast vier Stunden vor dem bis dahin Gesamtführenden van der Poel war der Kasache Jewgeni Fjodorow als erster von noch 179 Fahrern auf den Kurs durch das Branntwein-Revier Calvados gegangen. Der Parcours bot zwar einige scharfe Kurven, aber keine nennenswerten Steigungen.

„Das ist den besten Rouleuren der Welt wie auf den Leib geschneidert“, sagte Tour-Streckenchef Thierry Gouvenou. Einer der allerbesten Rouleure fehlte allerdings: Der Italiener Filippo Ganna, Weltmeister 2020 und 2021, war nach einem Sturz auf der ersten Etappe ausgeschieden.

Die sechste Etappe führt am Donnerstag über 201,5 km von Bayeux nach Vire Normandie und bietet mit fünf Bergwertungen der dritten Kategorie wieder ein Profil im Stil schwerer Eintagesrennen.

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mit Sport-Informations-Dienst (SID)