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Deutscher Radsport-Star über üblen Tour-Sturz: "Kompletter Kontrollverlust"

„Ein kompletter Kontrollverlust“

Georg Zimmermann war in den letzten fünf Jahren Stammgast bei der Tour de France. Bei SPORT1 Deep Dive spricht der Augsburger über die große Herausforderung beim härtesten Radrennen der Welt und seinen schweren Sturz in diesem Jahr.
Im SPORT1-Podcast Deep Dive erzählt Rad-Profi Georg Zimmermann die skurrilste Geschichte, die er jemals bei der Tour de France erlebt hat.
Georg Zimmermann war in den letzten fünf Jahren Stammgast bei der Tour de France. Bei SPORT1 Deep Dive spricht der Augsburger über die große Herausforderung beim härtesten Radrennen der Welt und seinen schweren Sturz in diesem Jahr.

Es ist der bekannteste und zugleich bedeutendste Radsportwettkampf der Welt. Millionen Zuschauer rund um den Planeten zieht die Tour de France jährlich vor die Bildschirme.

Seit 2021 war auch der deutsche Radprofi Georg Zimmermann bei jeder Ausgabe der Rundfahrt mit dabei. Im vergangenen Jahr stürzte der 28-Jährige auf der 9. Etappe jedoch heftig und musste die Tour anschließend aufgeben. Im neuen Podcast SPORT1 Deep Dive spricht Zimmermann über den schweren Sturz und die hohen Anforderungen der Tour de France.

Zimmermann blickt auf Horror-Sturz bei der Tour de France zurück

„Ich habe gerade getrunken und hatte die Trinkflasche vor meinem rechten Auge“, beschreibt Zimmermann die Sekunden, bevor sein Tour-Aus besiegelt wurde. Ein Fahrer im Feld vor dem Deutschen hatte seine Trinkflasche verloren und damit den folgenschweren Sturz eingeleitet.

„Ich bin auf die Trinkflasche draufgefahren und mit der Hand aus dem Lenker herausgerutscht. Dann habe ich einen richtigen Bauchklatscher gemacht“, erklärte Zimmermann und meinte: „Das sind eigentlich die unangenehmsten Stürze.“

„Ziemlich schnell klar, dass die Tour für mich vorbei ist“

Als die TV-Kameras Zimmermann wieder einfingen, lag er mit einem völlig zerfetzten und blutbefleckten Trikot im Straßengraben. „Normalerweise, wenn wir stürzen, kann man immer noch ein bisschen aussteuern, ein bisschen bremsen, aber da macht man gar nichts, wenn es einem den Lenker aus der Hand schlägt, dann hat man sofort einen kompletten Kontrollverlust über das Fahrrad“, analysierte der gebürtige Augsburger den Sturzhergang.

Trotz mehrerer Verletzungen, darunter eine große Wunde am linken Oberschenkel, fuhr Zimmermann die Etappe aber zunächst noch ins Ziel, konnte sein Ausscheiden allerdings nur für einige Zeit verzögern.

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„Als ich dann im Teambus ankam, haben mein Team-Doktor und ich uns einmal tief in die Augen geschaut“, erinnerte sich Zimmermann. Da er auch leichte Anzeichen einer Gehirnerschütterung gezeigt hatte, „war eigentlich ziemlich schnell klar, dass die Tour de France hier und jetzt für mich vorbei ist.“

Mit einiger Zeit Abstand erklärte er jedoch auch, dass er „einen versöhnlichen Abschluss mit der Tour de France genommen“ habe. „Kurz zuvor bin ich deutscher Meister geworden, was auch einer der größten Erfolge meiner Karriere war“, meinte Zimmermann. „Wenn dann so ein Tiefpunkt auf einen Höhepunkt folgt oder umgekehrt, dann kann ich das ganz gut verkraften.“

„Man muss im Radsport ein Grinder sein“

Inzwischen befindet sich Zimmermann längst wieder voll im Trainingsalltag. Wie schnell er den Sturz vor rund einem halben Jahr abgehakt hat und dass er sich zunächst noch bis ins Ziel kämpfte, verdeutlichte eine der wichtigsten Fähigkeiten im Radsport: die Mentalität.

„Man muss im Radsport ein Grinder sein. Es gibt, im Prinzip, zwei Sachen, die zählen. Erstens: Mit wie viel Talent du geboren bist und zweitens: Wie sehr du auf die Zähne beißen kannst“, beschrieb der fünfmalige Tour-Teilnehmer die Voraussetzungen für den Sport. „Ich würde sagen, ich habe zu 30 Prozent Talent und bin zu 70 Prozent Hustler.“

Geheimnis der Tour de France: „Was man nie Anfangen darf ...“

Diese Einstellung ist auch wichtig, um auf der tausende Kilometer langen Strecke über die Vielzahl an Tagen durchzuhalten.

„Was man nie anfangen darf, ist, die Tage zu zählen, weil dafür ist die Tour de France viel zu lang. Man schaut einfach immer nur auf den nächsten Tag und hofft darauf, dass die Tour schon irgendwann zu Ende geht und man nach Paris kommt“, sagte Zimmermann. „Bei der Tour de France ist man so gestresst und ist so im Fokus, da ist man eigentlich vier Wochen komplett geladen.“

Zimmermann: „Ich hatte wirklich Gänsehaut“

Umso belohnender sei nach wochenlangem Kampf dann die Ankunft in Paris. „Vor allem bei meinem ersten Mal hatte ich wirklich Gänsehaut. Das war ein Moment, den ich lange nicht vergessen werde, wie ich das erste Mal auf die Champs Élysées eingebogen bin“, so Zimmermann.

Bis dahin ist es für die Teilnehmer allerdings ein langer Weg, der sich auch vor dem offiziellen Start mit einigen Zwischenstationen auf einer Art Eröffnungsfeier hinzieht. Doch Zimmermann erklärte auch: „Irgendwann gibt es den Kilometer null und dann gibt es kein Halten mehr.“