Millionen vor den Fernsehschirmen, Prinz Harry live im Stadion: Wenn am Samstag (10.00 Uhr MEZ) in Yokohama das WM-Finale steigt, träumt gefühlt ganz England vom zweiten Titelgewinn nach 2003.
Ganz England im Rugby-Fieber
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"Ihr macht uns alle unglaublich stolz zu Hause. Macht weiter so", postete Rugby-Fan Harry bei Instagram, bevor der königliche Spross den Flieger gen Japan bestieg. Henry Charles Albert David, derzeit die Nummer sechs der Thronfolge im Vereinigten Königreich, will unbedingt dabei sein, wenn das englische Team im Endspiel gegen Südafrika Geschichte schreiben könnte.
"Wir haben keine Angst", sagte Englands Trainer Eddie Jones am Donnerstag. Seine Augen funkelten, ein breites Grinsen umschmeichelte seinen Mund. Jones weiß: Spätestens nach dem imposanten 19:7 im Halbfinale gegen die All Blacks, das für Neuseeland die erste WM-Niederlage nach 4403 Tagen (über zwölf Jahre) bedeutete, gilt seine Mannschaft als Favorit auf die legendäre Webb Ellis Cup Trophy.
Kolisi vereint Südafrikas Hoffnungen
Während es für England rein ums Sportliche geht, hofft Südafrika in schwierigen Zeiten auf ein Freudenfest in der zerrütteten Heimat. Dabei ruhen die Hoffnungen vor allem auf den breiten Schultern von Siya Kolisi, seine Geschichte soll die Menschen am Kap wieder näher zusammenbringen.
Schon Kolisis Ernennung durch Coach Rassie Erasmus im vergangenen Jahr zum ersten schwarzen Kapitän in der Geschichte des Teams sorgte für Schlagzeilen, nun soll er die Springbooks zum dritten Titel nach 1995 und 2007 führen.
"Ich freue mich, Kapitän zu sein. Das ist ein großes Privileg", betonte Kolisi in den Tagen vor dem großen Finale noch einmal. An seine besondere Rolle in der lange als Weißen-Bastion geltenden Sportart verschwendet er keine Gedanken. "Ich möchte alle Menschen repräsentieren", sagte Kolisi.
Kolisi will "Ziele und Träume erreichen"
Der heute 28 Jahre alte Flügelspieler wuchs in einer armen Township im Norden von Port Elizabeth auf. In einem Land, in dem zwar nur zehn Prozent der Menschen weiß sind, diese aber auch 25 Jahre nach dem Ende der Apartheid noch immer in vielen Bereichen die Richtung vorgeben, hat er sich hoch gekämpft und wird in der wirtschaftlich darbenden "Regenbogennation" gern als Zeichen weiterer Aussöhnung stilisiert.
"Wenn wir uns entscheiden, zusammen für ein Ziel zu arbeiten, als Team und als Land, können wir Dinge möglich machen und alle Ziele und Träume erreichen", sagte Kolisi. Ein Erfolg seines Teams, in dem 12 von 31 Spielern schwarz sind, im WM-Finale am Samstag wäre für seine Nation mehr als nur ein sportlicher Triumph. Nicht umsonst suchte Präsident Cyril Ramaphosa zuletzt immer wieder den Draht zur Mannschaft.
Nur eine WM-Niederlage gegen England
2007-Weltmeister und Rugby-Legende Bryan Habana ist sich sicher, dass die Geschichte Kolisis und ein neuerlicher WM-Triumph "unglaublich inspirierend" sein könnten. Für Kolisi wäre ein Sieg gegen England "etwas Großartiges für unser Land". Etwas Großartiges, das zumindest vorübergehend für ein dringend benötigtes Stimmungshoch in der Heimat sorgen würde.
Übrigens: Bislang verlor Südafrika bei einer WM nur einmal gegen England. Es war in der Vorrunde 2003, die Briten gewannen ihren bis dato einzigen WM-Titel.
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