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Schwimm-EM in Berlin

Biedermann fehlt ein halbes Sreichholz

Der Weltrekordler muss sich in einem engen Rennen geschlagen geben. Marco Koch greift nach Gold. Hausding und Klein glänzen.
Paul Biedermann ist unmittelbar nach dem Rennen frustriert - trotz der Silbermedaille
© Getty Images
Der Weltrekordler muss sich in einem engen Rennen geschlagen geben. Marco Koch greift nach Gold. Hausding und Klein glänzen.

Mit dem letzten Armzug ist Schwimmstar Paul Biedermann das fast schon sicher geglaubte Gold bei der Heim-EM doch noch aus den Händen geglitten.

Der 28-Jährige verpasste auf seiner Weltrekordstrecke 200 m Freistil trotz Saisonbestzeit um zwei Hundertstelsekunden den Titel, weil ihn der Serbe Velimir Stjepanovic auf dem letzten Meter noch abfing.

Während Biedermann im Berliner Velodrom seinem ersten internationalen Langbahn-Triumph seit 816 Tagen nachtrauerte, feierte Kurzbahn-Europameister Philip Heintz seine Silbermedaille über 200 m Lagen wie einen Sieg.

Bei den Wasserspringern demonstrierten die Weltmeister Patrick Hausding und Sascha Klein im Turm-Synchronspringen mit dem siebten EM-Gold in Folge ihre Ausnahmestellung.

Tina Punzel gewann zudem Bronze vom Ein-Meter-Brett.

Die Freude kommt später

Biedermann konnte sich über Silber in 1:45,80 Minuten erst mit einer halben Stunde Abstand freuen.

"Je länger das Rennen weg ist, desto zufriedener bin ich", sagte der Doppel-Weltmeister von 2009, der zwei Tage zuvor mit dem "verbummelten" Vorlauf-Aus über die doppelte Distanz einen EM-Fehlstart hingelegt hatte: "Ich hätte den Zuschauern gerne Gold geschenkt."

Freundin Britta Steffen wollte erst gar keinen Frust aufkommen lassen.

"Das war ein hammergeiles Rennen, es hat weniger als ein halbes Streichholz gefehlt. Paul war einfach nur bravourös", sagte die Doppel-Olympiasiegerin von 2008.

"Was ich an ihm besonders bewundere ist, dass er unter Druck nicht bricht, sondern stärker wird."

Seinen Start auf der Nebenstrecke 100 m am Donnerstag ließ Biedermann offen: "Das entscheiden wir in Ruhe."

Sieg im Privatduell

Immerhin konnte Biedermann, der die WM-Saison wegen einer Erkrankung ausgelassen hatte, seinen großen Rivalen, den Doppel-Olympiasieger Yannick Agnel, auf Platz drei verweisen.

Die nächste Gold-Chance bietet sich Biedermann bereits am Donnerstag, wenn er mit der 4x200-m-Freistilstaffel den Titel von 2012 verteidigt.

Von Europameister Laszlo Cseh (Ungarn) trennten Lagenschwimmer Heintz nur sieben Hundertstelsekunden, doch darüber wollte sich der Heidelberger nicht ärgern: "Es hat Spaß gemacht, gegen Lazlo so ein Rennen zu machen. Ich bin sehr zufrieden."

Der Hamburger Markus Deibler lag lange auf Goldkurs, musste sich aber am Ende mit Platz vier begnügen.

Koch greift nach Edelmetall

Gold vor Augen hat Brustschwimmer Marco Koch. Mit 2:08,82 Minuten blieb der 24-Jährige als halbfinalzweiter nur eine halbe Sekunde über seinem eigenen deutschen Rekord aus der Zeit der High-Tech-Anzüge (2:08,33).

Weil der ungarische Olympiasieger und Weltmeister Daniel Gyurta auf die EM-Titelverteidigung verzichtet, ist der schottische Jahresweltbeste Ross Murdoch im Finale am Donnerstag (18.00 Uhr) wohl Kochs härtester Konkurrent.

Hausding und Klein unschlagbar

Die Wasserspringer Hausding/Klein sicherten sich im Turm-Synchronspringen mit dem größten Vorsprung der EM-Geschichte ihre siebte Goldmedaille in Folge und bewiesen dabei einmal mehr ihre Extraklasse.

"Wir freuen uns gigantisch", sagte Klein.

Auch Hausding, der einen Tag zuvor bereits vom Ein-Meter-Brett zum EM-Titel gesprungen war, war eher erleichtert als euphorisiert: "Jedes Jahr wird von uns der EM-Titel erwartet, das wird so weitergehen, bis es irgendwann mal aufhört."

Zuvor hatte Tina Punzel im spannenden Finale vom Ein-Meter-Brett ihr zweite Bronze-Medaille gewonnen.

Die deutschen Wasserspringer haben damit nach drei von insgesamt sieben Wettkampftagen in Berlin ihr Minimalziel von fünf Medaillen bereits erfüllt.