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Tennis: Martina Hingis spricht über Duelle mit Steffi Graf

Hingis: „Dachte, die wollen mich umbringen“

Martina Hingis spricht in einem Interview über ihre Karriere im Tennis. Es geht um ihr Liebesleben, ihre Dopingsperre, die Beziehung zu ihrer Mutter und ein legendäres Duell mit Steffi Graf.
Tennislegende Martina Hingis wird beim Finale in Singapur nach 25 Grand-Slam Titeln emotional verabschiedet. Bei der Weltmeisterschaft musste sie sich im Doppel mit ihrer Partnerin geschlagen geben.
Martina Hingis spricht in einem Interview über ihre Karriere im Tennis. Es geht um ihr Liebesleben, ihre Dopingsperre, die Beziehung zu ihrer Mutter und ein legendäres Duell mit Steffi Graf.

209 Wochen stand Martina Hingis an der Spitze der Weltrangliste. Sie gewann fünf Grand-Slam-Titel und wurde zur Tennis-Legende, noch ehe sie 2017 ihre Karriere beendete. Doch in ihrem Heimatland, der Schweiz, wurde sie nie so gemocht und verehrt, wie das bei Sportlerinnen und Sportlern von ihrem Kaliber eigentlich der Fall ist. (NEWS: Alles Wichtige zum Tennis)

Womöglich ist Hingis dafür zu extrovertiert, zu erfolgreich und zu selbstsicher gewesen. „Ich habe dieses Bild von mir nie verstanden. Ich hatte nie ein Problem mit der Schweiz. Und ich glaube auch nicht, dass die Schweizer mit mir eines hatten“, sagte sie nun in einem Interview mit dem Tagesanzeiger, der ein 30-seitiges Porträt der Tennisspielerin veröffentlichte.

Trotzdem sagt Hingis: „Meine Geschichte ist keine Opfergeschichte, sie ist eine Erfolgsgeschichte. Ich möchte einfach, dass endlich mein wahres Ich gezeigt wird. Nicht die arrogante Zicke, die wieder mal kein Interview gegeben hat, sondern die Martina, die ich bin.“

Hingis: „Ich dachte, die wollen mich umbringen“

In dem ausführlichen Interview spricht die 41-Jährige auch über das Finale der French Open im Jahr 1999, das eine Art Wendepunkt ihrer Karriere darstellte. Gegen Steffi Graf führte Hingis mit Satz und Break, als sie auf die Platzseite ihrer Gegnerin ging, um einen Ballabdruck zu kontrollieren. Das wird im Tennis als grobe Unsportlichkeit gesehen und die Fans, die ohnehin schon auf Grafs Seite waren, reagierten aufgebracht. (ATP Finals 2021 ab 14. November täglich im LIVETICKER)

„Ich dachte, die wollen mich umbringen“, blickt Hingis auf den Tag zurück, an dem sie sich viele Sympathien in der ganzen Tennis-Welt verspielte. Das Finale verlor sie letztlich.

Zu ihrem Ruf als arrogante und teilweise unsympathische Sportlerin trugen auch einige Liebesgeschichten bei, die in aller Öffentlichkeit behandelt wurden. Sie verlobte sich 2006 mit dem Tennisprofi Radek Stepánek, doch das Paar trennte sich bereits rund sechs Monate später. Auch mit dem Golf-Star Sergio Garcia führte sie eine Beziehung. „Man lernt als Sportlerin halt fast nur Sportler kennen“, erklärt sie. (DATEN: Kalender der WTA-Tour 2021)

Die Beziehung stand aber unter keinem guten Stern: „Sergio und ich, wir wurden immer miteinander verglichen. Und ich war, das klingt jetzt blöd, schon weiter als er. Am Anfang hat ihn das fasziniert, aber mit der Zeit störte es ihn, dass seine Freundin eine Nummer größer ist als er. Darunter haben die Egos der Männer gelitten. Männer wollen nicht ‚der Freund von der Hingis‘ sein. Sie wollen, dass es umgekehrt ist. Erst wenn sie älter sind, lernen sie, über der Sache zu stehen.“

Mittlerweile ist die in der Tschechoslowakei geborene Schweizerin mit dem früheren Sportarzt Harald Leemann verheiratet.

Hingis spricht über Doping-Skandal

Auch über ihr Verhältnis zur Mutter diskutierten Medien und Fans in der Schweiz öffentlich. Einige sahen in ihr eine eisige Tennis-Mama. Doch Hingis spricht in höchsten Tönen von ihr. „1980 hatte meine Mutter nicht viele Gelegenheiten, um mir ein besseres Leben zu ermöglichen und die Welt zu zeigen. Sie wählte Tennis als Ausweg aus dem Gefängnis, in dem wir lebten. Danke, Mutter. Du hast mir mein Leben geschenkt, du hast mir Liebe geschenkt, du hast mir Tennis geschenkt. Du hast mir alles gegeben, was du geben konntest“, sagte sie bei einer Rede bei der Aufnahme in die Hall of Fame des Tennis. (WTA: Aktuelle Tennis-Weltrangliste der Damen)

Ein Thema durfte bei dem Interview nicht fehlen: Hingis wurde auf ihre zweijährige Dopingsperre angesprochen, welche sie 2007 aufgebrummt bekam, nachdem sie in Wimbledon positiv auf das Abbauprodukt von Kokain getestet wurde. Danach beteuerte sie ihre Unschuld, was sich nicht geändert hat.

„Ich weiß nicht, ob ihr schon mal gekokst habt oder auf einem Tennisplatz gestanden seid oder beides. Ich kann euch sagen, das Letzte, was man dort braucht, sind Partydrogen.“