Es wird ernst für Boris Becker vor dem Southwark Crown Court - ab dem heutigen Montag muss sich das deutsche Tennis-Idol vor dem Londoner Gericht verantworten.
7 Jahre Haft? Becker-Prozess beginnt
© AFP/SID/TOLGA AKMEN
Dem 54-Jährigen, der in seiner großen Sportlerkarriere unter anderem sechs Grand-Slam-Turniere gewann, wird mangelnde Kooperation in seinem Insolvenzverfahren vorgeworfen. Bei einer Verurteilung drohen Becker bis zu sieben Jahre Haft. Er weist die Vorwürfe zurück.
„Ich bin froh, dass der Prozess jetzt endlich losgeht und das Gericht ein Urteil sprechen wird. Die vergangenen fünf Jahre waren verdammt lang, die härtesten meines Lebens“, sagte Becker zuletzt der Bild am Sonntag. Ursprünglich sollte das Verfahren bereits im September des vergangenen Jahres beginnen. Es wird erwartet, dass es mehrere Wochen andauert.
Becker: Nervös, aber nicht panisch
Becker ist angeklagt, unter anderem Vermögenswerte und Besitztümer in seinen Angaben unterschlagen und Informationspflichten nicht eingehalten zu haben. Dabei geht es Medienberichten zufolge auch um die Trophäe, die er 1985 in Wimbledon gewann. (HINTERGRUND: Boris Beckers Wimbledon-Sensation 1985 - und die Schattenseite des Triumphs)
2017 war der heutige TV-Experte von einem britischen Gericht für zahlungsunfähig erklärt worden. Zwei Jahre später wurden zahlreiche Pokale und andere Erinnerungsstücke aus Beckers Karriere in einer Zwangsversteigerung für mehr als 750.000 Euro veräußert.
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Becker sagte nun, er habe "großen Respekt" vor dem Prozess: "Bin ich angespannt? Ja. Bin ich manchmal auch nervös? Ja. Aber ich bin nicht panisch. Wir, meine Anwälte und ich, sind bestens vorbereitet. Ich werde persönlich versuchen, die Vorwürfe bei jedem der 24 Anklagepunkte widerlegen zu können."
Becker setzt auf Übersetzer
Zur Vorbereitung gehört auch, dass er für den Prozess einen Übersetzer hinzuzieht, obwohl er sehr gut englisch spricht.
„Wenn er etwas zum Ausdruck bringt, könnte es besser sein, er tut das auf Deutsch und es wird dann ins Englische übersetzt“, sagte sein Verteidiger Jonathan Laidlaw der Nachrichtenagentur PA zufolge bei einer Voranhörung vor Gericht.
Becker hatte bereits in der Vergangenheit rechtliche Schwierigkeiten. Im Jahr 2002 wurde er von einem deutschen Gericht wegen Steuerhinterziehung in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt.