Nur die wenigsten Spieler haben mit 17 Jahren schon ähnliches erreicht wie Alexander Zverev. Als Junior ist er Weltranglisten-Erster und gewinnt bei den Australien Open Anfang des Jahres sein erstes Grand-Slam-Turnier.
Alexander Zverev begeistert
Die Zukunft des deutschen Tennis
Mit dem Sieg beim Challenger-Turnier in Braunschweig und den Einzug ins Halbfinale beim ATP-Turnier in Hamburg steigt die Hoffnung, dass seine Entwicklung auch bei den Erwachsenen keinen Bruch erleidet. Davis-Cup-Team Carsten Arriens traut Zverev zu, in nicht allzu ferner Zeit zu den besten Spielern der Welt zu zählen.
"Es gab zuletzt keinen Spieler, der mit 17 Jahren ein so großes Challenger-Turnier gewonnen hat. Auch Nick Kyrgios, der in Wimbledon Rafael Nadal schlug, war damals nicht so weit. Rein statistisch gesehen weist vieles darauf hin, dass Alex ein richtig Großer werden kann", sagte Arriens im Gespräch mit SPORT1.
Auf den Spuren von Nadal
Die Statistik zeigt in der Tat, welche beeindruckende Ergebnisse Zverev eingefahren hat. So erreichte er in Hamburg als jüngster Spieler seit 2003 das Halbfinale.
Der Spieler, dem das Kunststück davor gelang, war ein gewisser Rafael Nadal.
Neben Nadal haben zudem nur Roger Federer und Lleyton Hewitt unter den aktiven Spielern mehr Siege gegen Top-100-Spieler vor ihrem 18. Geburtstag.
500 Plätze in einem Monat
Wenn seine Entwicklung so weiter geht, ist Zverev sogar selbst bald ein Top-100-Spieler. Allein im Monat Juli macht er über 500 Plätze in der Weltrangliste gut und steht nun auf Position 161.
Dass Zverevs Erfolge so außergewöhnlich sind, liegt auch an der Veränderung des Tennisspiels in den vergangenen Jahren. Das Spiel ist extrem athletisch geworden, weshalb die Grand-Slam-Sieger heute in der Regel alle über 25 Jahre sind.
Für Arriens ist die Athletik auch die größte Baustelle bei Zverev: "Etablierte Spieler haben mit 25 einfach acht Jahre Vorsprung in der Athletik. Das ist biologisch nicht aufholbar."
Zverevs Größe ein Problem?
Mit 1,95 Meter gehört Zverev, der das neue Talent-Team des DTB anführt, jetzt bereits zu den größten Spielern der Tour.
Doch zu viel Wachstum geht oft zu Lasten der Koordination und Beweglichkeit. So sind die besten Vier der Weltrangliste Nadal, Federer, Novak Djokovic und Stanislas Wawrinka alle unter 1,90 Meter.
Kein Grund zur Sorge, findet Arriens: "Ich glaube, er wächst sogar noch ein paar Zentimeter. Aber im Moment sieht das koordinativ sehr stabil aus. Beim Aufschlag ist seine Größe definitiv ein Vorteil. Aktuell bringt das ihm nur Vorteile."
"So etwas habe ich noch nie gesehen"
Beim klaren 0:6, 1:6 gegen David Ferrer im Halbfinale von Hamburg konnte er dies nur selten zeigen (Bericht).
Für Arriens kein Problem: "Er weiß, dass es noch ein langer Weg ist. Die Siege davor tragen ihn aber hoffentlich durch die nächsten Monate. Das war schon eine sehr rasante Entwicklung, so etwas habe ich noch nie gesehen."
Auch Ferrer hatte nur lobende Worte für seinen jungen Kontrahenten. "Er spielt beeindruckend und hat eine große Zukunft vor sich. Er wird einmal ein Top-Ten-Spieler", sagte der spanische Weltranglistensiebte.
Warnendes Beispiel Tomic
Doch mit all dem Lob steigt auch die Erfolgshaltung an Zverev. Der letzte ATP-Spieler, der mit ähnlichen Vorschusslorbeeren überschüttet wurde, war Bernard Tomic.
Als jüngster Spieler aller Zeiten gewann der damals 16-Jährige 2009 ein Match bei den Australian Open. Doch Tomic steigt der Hype zu Kopf und er wird anschließend häufiger auf Partys als auf dem Tennisplatz angetroffen.
Bisher deutet wenig daraufhin, dass Zverev ähnliches passieren wird. Selbst nach seinem großen Erfolg in Hamburg wollte der Youngster vom Feiern nicht wissen. Stattdessenn zog er direkt weiter zum Turnier ins kroatische Umag (LIVE im TV bei SPORT1+).
Talent in die Wiege gelegt
Auch Arriens sieht Zverev mental viel weiter als andere 17-Jährige: "Er sieht alles, was da geschrieben wird nur als Bestätigung. Die anderen 17-Jährigen werden auf dem Center Court nervös, er nicht. Er denkt sich: Ich gehöre auf die große Bühne. Dafür habe ich hart gearbeitet."
Neben der harten Arbeit bringt Zverev auch viel Talent mit. Kein Wunder, schließlich sind sowohl Vater Alexander als auch Mutter Irina ehemalige Profi-Tennisspieler.
"Das ist es ein hundertprozentiger Vorteil. Zudem hat er durch seinen Bruder Mischa weitere Erfahrungswerte sammeln können. Das ist ein sehr gesundes Umfeld für Alex", meint Arriens.
"Alex ist ein Siegertyp"
Bei den gemeinsamen Tenniseinheiten stößt der ältere Bruder schon früh an seine Grenzen.
Bereits mit 14 Jahren kann Alexander seinen Bruder ab und an schlagen: "Ich tue dann so, als würde ich mich ärgern, aber eigentlich bin ich stolz auf ihn", sagte Mischa Zverev über seinen jüngeren Bruder.
Arriens teilt Mischas Eindruck: "Alex ist für mich ein Siegertyp. Er weiß auf dem Platz, wo er hin will und ist von seinen Fähigkeiten überzeugt. Außerhalb des Platzes ist er entspannt, sympathisch und freundlich."
Hitzkopf wie einst Federer
Ein Siegertyp, der auch gerne schon einmal den Schläger wirft, wenn es wie gegen Ferrer nicht gut läuft.
Für Arriens ist das kein Problem: "Im Moment sehe ich das noch positiv. Der Junge will gewinnen und auch eine Niederlage gegen einen Top-Spieler nervt ihn."
Zwei Spieler, die in ihren jungen Jahren auf dem Platz ähnlich hitzköpfig waren, sind Djokovic und Federer. Es gibt schlechtere Vorbilder.