Venus und Serena Williams, John und Patrick McEnroe, Bob und Mike Bryan, Alexander und Mischa Zverev: Die Geschichte des Tennis ist prall gefüllt mit bekannten Geschwisterduos – nicht nur die neuere.
Das legendärste Bruder-Duo des Tennis: Das Leben beider endete tragisch
Tragödie eines legendären Bruderpaars
Laurence und Reginald Doherty gebührt ein besonderer Platz in der Tennis-Historie: Die beiden Brüder aus England waren in der Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert das mit Abstand erfolgreichste Brüderpaar ihrer Zeit, im Einzel wie im Doppel.
Insgesamt 17 Triumphe feierten die Dohertys in Wimbledon, wo sie passenderweise auch geboren worden waren – neun im Einzel, acht im Doppel. Drei Siege bei den heutigen US Open, vier gemeinsame Triumphe im Davis Cup, vier Olympia-Goldmedaillen kamen hinzu. (US Open 2025 täglich im LIVETICKER)
So erfolgreich die Dohertys waren, so traurig endete ihr Leben: Beide starben wenige Jahre nach dem Ende ihrer sportlichen Karriere tragisch früh.
Reginald Doherty begann eine Tennis-Ära ...
Reginald (geboren 1872) und Laurence (1875) waren die Söhne eines wohlhabenden Druckers. Beide besuchten die traditionsreiche Westminster School in London und taten sich dort als Tennis-Talente hervor.
Der ältere Bruder Reginald – meist Reggie oder R.F: (Reginald Frank) genannt – entwickelte sich zum besten Spieler seiner Zeit, ein Allround-Talent, zu dessen Repertoire ein scharfer Aufschlag ebenso gehörte wie gefühlvolle und elegante Slices und Stoppbälle.
Zwischen 1897 und 1900 gewann Reginald das Einzel in Wimbledon viermal hintereinander, ehe der jüngere Doherty das Zepter übernahm.
Bruder Laurence setzt Erfolgslauf fort
Laurence Doherty – genannt Laurie oder H.L. (Hugh Laurence) - gewann nach einem Intermezzo von Landsmann Arthur „Wentworth“ Gore das Wimbledon-Einzel zwischen 1901 und 1906 fünfmal in Folge.
Auch bei den damaligen US Championships siegte Laurence 1903, er war für lange Zeit der einzige Ausländer, der beim Vorläuferturnier der US Open triumphierte.
Gemeinsam waren die Dohertys ohnehin (fast) unschlagbar, verloren – je nach Quelle – nur vier oder fünf ihrer gemeinsamen Matches. Sie holten achtmal den Doppel-Titel in Wimbledon, zweimal bei den US-Meisterschaften und 1900 bei Olympia in Paris.
Ein gutes brüderliches Miteinander bewiesen sie auch beim Olympia-Einzel im selben Jahr: Reggie und Laurie wären Halbfinal-Gegner gewesen, Reggie überließ seinem Bruder das Spiel jedoch kampflos, weil er der Ansicht war, dass er die besseren Chancen hatte, Finalgegner Harold Mahoney zu besiegen – eine Prophezeiung, die sich dann auch erfüllte. Reginald begnügte sich mit Bronze im Einzel und einer zusätzlichen Goldmedaille im Mixed an der Seite von Charlotte Cooper.
Reginald Doherty feierte bei Olympia 1908 in London seinen letzten großen Erfolg mit einer weiteren Goldmedaille im Doppel – diesmal zusammen mit George Hillyard. Laurence hatte zu diesem Zeitpunkt eine ebenfalls recht erfolgreiche Zweitkarriere im Golf begonnen.
Reginald wurde nur 38, Laurence 43 Jahre alt
Nur zwei Jahre nach den Spielen von London starb Reginald Doherty mit 38 Jahren: Er litt zeitlebens unter chronischen Problemen mit Atemwegserkrankungen, die sich in seinen letzten Lebensjahren verschlimmerten.
Am 29. Dezember 1910 erlitt Reginald Doherty einen Herzstillstand, einen Tag nach dem Ende eines Kuraufenthalts in einem Sanatorium im Schweizer Davos – 16 Jahre später als Schauplatz in Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ literarisch verewigt.
Laurence litt unter denselben gesundheitlichen Handicaps wie sein Bruder, und auch bei ihm verschärften sie sich in seinen Dreißigern. 1915 wurde Laurence wegen seiner Erkrankungen aus dem Reservedienst der Royal Navy während des Ersten Weltkriegs entlassen.
In seinen letzten beiden Lebensjahren kämpfte er mit Nieren- und Blasenentzündungen und starb am 21. August 1919 – heute vor 106 Jahren an einer Blutvergiftung. Er wurde nur 43 Jahre alt.
Das bleibende Vermächtnis der legendären Tennis-Brüder wurde 1980 mit der posthumen Aufnahme beider in die International Tennis Hall of Fame verewigt.