Stille Weihnachten? Fehlanzeige! Borussia Dortmund und Wintertransfers - das hatte in den letzten Jahren Hochkonjunktur. Anders als in den Winterperioden zuvor dürften die Verantwortlichen um Sebastian Kehl nun deutlich anders an die Situation herangehen.
Transferspektakel adé? Der BVB ändert seine Strategie
Der BVB ändert seine Strategie
„Es ist ehrlich gesagt nicht der Plan, dass wir im Winter Spieler abgeben, auf die wir setzen, auf die wir langfristig setzen“, so der Sportdirektor nach dem 4:0-Sieg des BVB in der Champions League gegen Villarreal.
Anders sah das in den beiden Jahren zuvor aus. Die Verantwortlichen reagierten gleich mehrfach auf den Abgang von Donyell Malen, der den Verein Richtung England (Aston Villa) verließ.
Im vergangenen Winter holten die Verantwortlichen mit Carney Chukwuemeka und Daniel Svensson zwei hoffnungsvolle Spieler, die als Soforthilfe wirken sollten. Beide wurden später fest verpflichtet. Dazu stießen Salih Özcan (vorzeitiger Leihabbruch) und Jugendspieler Filippo Mané zum Team, um den Kader in der Breite zu verstärken. Die Dortmunder verpflichteten außerdem Torhüter Ramaj und holten Sébastien Haller zurück, verliehen die beiden aber direkt weiter.
BVB musste im Winter immer nachbessern
Ein Jahr zuvor waren es zwar nur zwei Neuzugänge, dafür setzten die Bosse auf große Namen. Ian Maatsen und Jadon Sancho waren maßgeblich daran beteiligt, dass der BVB einen furiosen Lauf in der Champions League hinlegte und bis ins Finale vordrang.
Dafür wurden mit Giovanni Reyna (Leihe nach Nottingham) und Spitzenverdiener Thomas Meunier (Trabzonspor) zwei Spieler abgegeben, die allerdings sowieso nur eine Nebenrolle spielten.
Fakt ist: In den beiden zurückliegenden Winterperioden musste der BVB beim Kader nachbessern, um zumindest die Minimalziele zu erreichen. Sowohl Qualität als auch Quantität reichten jeweils zu diesen Zeitpunkten nicht aus.
Dass die Dortmunder in diesem Winter anders verfahren und wohl kaum Transfers tätigen, hat vor allem zwei Gründe: einen sportlichen und einen personellen.
Im Winter 2024/25 stand der BVB zur Winterpause auf dem sechsten Rang. Die Dortmunder kletterten erst am letzten Spieltag vor Weihnachten vom achten Rang zwei Plätze nach oben. Die Bayern waren bereits elf Punkte enteilt, Leverkusen sieben. Das internationale Geschäft drohte verpasst zu werden.
In der Saison zuvor war der BVB zwar um einen Platz besser. Allerdings betrug der Vorsprung der viertplatzierten Leipziger schon sechs Punkte. Dazu kam in den vergangenen beiden Jahren jeweils das Aus im Pokal vor dem Jahreswechsel - 2023/24 gegen Stuttgart, 2024/25 gegen Wolfsburg.
Zwei große Unterschiede zu den Vorjahren
Anders als damals sind die Dortmunder derzeit einigermaßen im Soll. Auch wenn sich der BVB nach wie vor über die zwei „verschenkten“ Siege aufgrund zweier Last-Minute-Gegentore gegen Stuttgart (3:3) und in Hamburg (1:1) ärgert. Im Verein herrscht die Meinung, dass der Kader für die Ziele in dieser Saison qualitativ wie auch quantitativ gut besetzt ist.
Noch ausschlaggebender für die Veränderungen waren in den vergangenen beiden Jahren allerdings die vielen Verletzungen. Nuri Sahin und auch Edin Terzic litten enorm unter den heftigen Personal-Engpässen. Sahin war es sogar kaum mehr möglich, einen ordentlichen Trainingsbetrieb aufrechtzuerhalten. Der Kader musste mit Jugendspielern aufgefüllt werden, die Qualität litt enorm.
BVB ohne große Personalprobleme
Anders als viele auch aufgrund der Zusatzbelastung durch die Klub-WM befürchteten, hat der BVB in dieser Saison kaum Langzeitverletzte zu beklagen. Einzig und allein Julien Duranville fehlt seit Saisonstart. Zu den unverzichtbaren Leistungsträgern zählte er allerdings auch zuvor nicht. Diese positive Entwicklung liegt vor allem an der besseren Fitness des Teams unter Trainer Niko Kovac – da sind sich alle im Verein einig. Auch die personellen Anpassungen im Athletik-Bereich erzielten Wirkung.
Kovac kann an nahezu jedem Spieltag aus dem Vollen schöpfen, auch Wechsel während eines Spiels führen nicht zu einem Qualitätsverlust. Im Gegenteil: Der BVB-Coach kann häufig sogar von der Bank mit seinen, wie er sie nennt, „Finisher“ nachlegen.
„Am Ende haben wir im Moment einen sehr sehr vollen Kader, kaum Verletzungen. Das spricht für die Arbeit des Trainers, für die Arbeit der Abteilung, des Stuffs. Aber auch für die Spieler, die sich allemal professionell verhalten“, so Sportdirektor Kehl.
Größere Umbruch im Sommer erwartet
Viel passieren wird, abgesehen von einem möglichen Abgang von Salih Özcan, in diesem Wintertransferfenster nicht. Auch dass Ramy Bensebaini mit Algerien am Afrika Cup teilnehmen und womöglich bis Mitte Januar nicht zur Verfügung stehen wird, ändert nichts an dem Plan.
Entscheidend dafür wird aber sein, dass die Dortmunder keinen Leistungseinbruch erleiden. Die Gefahr, vor allem durch die beiden anstehenden Spiele gegen Bayer 04 Leverkusen im Pokal und in der Liga, ist zwar nicht zu verkennen. Doch das Team wirkt deutlich gefestigter. Der deutlich größere Umbruch wird dann im Sommer zu erwarten sein, auch weil viele Zukunftsfragen (u.a. Süle, Can, Brandt, Schlotterbeck) noch nicht geklärt sind.
Das Scouting macht natürlich keine Winterpause. Sollte ein junger interessanter Spieler auf dem Markt sein, werden sich die Verantwortlichen damit beschäftigen. Neue Stützen für die Mannschaft wird es aber zum neuen Jahr nicht beim BVB geben.