Niels Giffey hat Geschichte geschrieben.
UConn holt College-Titel
Zweite Meisterschaft für Giffey
Durch das 60:54 (35:31) seiner UConn Huskies über die Kentucky Wildcats gewann er als erster Deutscher nach 2011 eine zweite Meisterschaft im College-Basketball - Christian Ast spielte 1991 und 1992 bei Dukes beiden Titeln mit insgesamt 95 Minuten in zwei Jahren keine nenneswerte Rolle.
Im mit Spannung erwarteten Finale von "March Madness" vor 79.238 Zuschauern im gigantischen NFL-Stadion der Dallas Cowboys stand der Berliner nur drei Minuten nicht auf dem Feld und steuerte zehn Punkte sowie fünf Rebounds bei.
"Es geht nicht um Wechsel zu den Profis, sondern darum, für deine Universität und deine Teamkollegen zu spielen. Ich bin so stolz auf dieses Team und die Jungs, die geblieben sind", jubelte Giffey.
Außer ihm hatten nur Magnus Pelkowsky (1987 mit Indiana), Christian Ast (Duke, 1992) und Henrik Rödl (North Carolina, 1993) einen College-Titel gewonnen. NBA-Profi Dennis Schröder gratulierte Giffey:
Dank an alten Coach Calhoun
Für die University of Connecticut nun unter Coach Kevin Ollie war es bereits der vierte Erfolg seit 1999.
2013 durften die Huskies wegen zu schlechter Noten in den Jahren zuvor nicht am Turnier teilnehmen. Trainer-Legende Jim Calhoun musste aus gesundheitlichen Gründen aufhören und fünf Spieler gingen in die NBA oder zu anderen Unis.
"Das Team hat sich diesen Erfolg erarbeitet. Sie haben nie aufgegeben. Aber ich möchte auch Jim Calhoun, dem besten Trainer aller Zeiten, danken. Er hat den Grundstein gelegt", betonte Ollie.
Unglaublicher Weg der Huskies
Der harte Arbeiter, der in 13 NBA-Jahren als Spieler immer nur Einjahresverträge bekam und 15 Stationen abklapperte, blieb auch bei seinem größten Triumph bescheiden.
Seine Mentalität war jedoch auf dem Weg des Underdogs entscheidend. Am 8. März verloren sie in ihrer Conference noch gegen Louisville mit 33 Punkten Unterschied. Das erste Turnierspiel gegen St. Joseph's überstanden sie erst nach Verlängerung.
Mit ihrer starken Verteidigung wurden sie jedoch von Partie zu Partie besser, hielten die letzten drei Gegner unter 55 Punkten und entnervten schließlich auch die erneut mit fünf Star-Freshmen angetretenen Wildcats.
Platz unter Legenden wie Ray Allen
Der 22-jährige Giffey versenkte in der zweiten Hälfte seines letzten College-Spiels zwei wichtige Dreier. Landsmann Leon Tolksdorf kam erwartungsgemäß nicht zum Einsatz.
UConns Point Guard Shabazz Napier, der vor drei Jahren wie Giffey als Neuling dabei war, wurde dank 22 Punkten im Finale zum besten Spieler des Final Four gewählt.
"Wir sind die hungrigen Huskies. Das passiert, wenn ihr uns aussperrt", tönte Napier. Er verdiente sich seinen Platz unter den UConn-Legenden Ray Allen, Rip Hamilton, Kemba Walker oder Emeka Okafor.
"Wenn sie Ray, Rip, Emeka oder Kemba sagen, werden sie bald auch Shabazz in einem Atemzug nennen", lobte Calhoun, der wie die früheren US-Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush als Zuschauer dabei war.
Historischer Triumph
Vor allem Napiers Dreier in der ersten Hälfte weit hinter der NBA-Dreierlinie war ein Schlüsselmoment. Kommentatoren-Ikone Dick Vitale flippte aus: "Den hat er aus Fort Worth (Nachbarstadt von Dallas, Anm. der Red.) geschossen!"
Zudem meldete er den gefährlichen Schützen Aaron Harrison - er hatte die Wildcats im Achtel- Viertel- und Halbfinale jeweils mit Dreiern zum Sieg geworfen - fast völlig ab.
Abgesehen von Villanova 1985 gewann nie ein schlechter gesetztes Team (Nummer 7) die Meisterschaft.
Nur Young ruft Potenzial ab
Kentucky lag nach dem 6:6 immer hinten und litt besonders und der schwachen Freiwurfquote (13 von 24) - UConn blieb von der Linie perfekt.
Von den wohl sofort in die NBA weiterziehenden Supertalenten überzeugte einzig Flügelspieler James Young mit 20 Punkten.
Forward Julius Randle sowie die Harrison-Zwillinge Aaron und Andrew im Aufbau konnten nicht an ihr starkes Halbfinale gegen Wisconsin anknüpfen.
"Wir hatten unsere Chancen, haben aber einfach nichts getroffen. Da sie ja alle bleiben, werden wir keine Probleme bekommen", sagte Coach John Calipari mit einer Portion Galgenhumor.
Angstgegner UConn
In Wahrheit wird der frühere NBA-Trainer wieder mit den besten Spielern aus der High School nachladen.
Für den Meister von 2012 war es die erste Turnierniederlage seit dem Habfinale 2011 - auch damals gegen UConn.
Nach 2008 mit Derrick Rose (Chicago Bulls) und den Memphis Tigers kassierte Calipari seine zweite Finalpleite. Jetzt fehlt Connecticut nur einen Finalsieg der Frauen über Notre Dame zum Sweep.