Vor drei Jahren wäre Frankfurt Universe um ein Haar deutscher Meister im American Football geworden. Im Finale fehlte damals vier Sekunden vor Schluss nur ein Field Goal, um die Schwäbisch Hall Unicorns zu entthronen. Doch der Schuss scheiterte, und damit endete der Höhenflug des Vereins, der 2007 nach dem Aus der NFL Europa von Fans und Spielern gegründet worden war.
Nach Umbruch: Droht Frankfurt nächster Shutout?
Das Erbe der damaligen Fankultur wollte man retten, und marschierte anschließend auch wie geplant durch alle Ligen bis ganz nach oben durch. (GFL: Spielplan/Ergebnisse und Tabellen)
Finanziell leistete man sich dabei öfter mehr, als wirklich drin war. Bei der GFL-Konkurrenz machte man sich so nicht nur Freunde. Das derzeitige Schicksal wünschen aber wohl selbst die ärgsten Feinde dem Verein nicht.
Frankfurt musste komplett neu starten
Nachdem Trainerstab und Mannschaft den Verein im Corona-Jahr 2020 nahezu komplett verließen, um als neue Frankfurt Galaxy völlig neu zu starten, holten die Universe-Team reihenweise junge hessische Spieler, um trotzig weiter in der ersten Liga an den Start gehen zu können.
Sportlich ist man dabei eher auf sich selbst fixiert, freut sich über kleine erkennbare Fortschritte. Siege blieben bisher unerreichbar. Nach Trainerwechsel und dem Neuzugang von Quarterback Glen Cuiellette, der 2019 noch Dresden ins Halbfinale geführt hatte, hofft man weiter auf bessere Zeiten.
Am Samstag gastieren aber die Ravensburg Razorbacks in Frankfurt (ab 16.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und im Stream) - und deren Passangriff wird vor allem die Frankfurter Defense wieder einmal mächtig ins Schwitzen bringen.
Razorbacks unter Sieg-Druck
Während die Frankfurter erst einmal nur erwarten, dass ihr bisher bester Angreifer Brandon Butler Jr. durch Cuiellette stärker beflügelt werden kann, hat bei den Razorbacks das Gespann von Quarterback Ryan Deal und Receiver Ryan Smith eine entsprechende Erfolgsbilanz bereits unter Beweis gestellt. Zwar kam Smith “nur” auf drei Touchdowns.
Doch weil er eben stets Gegenspieler bindet, finden junge Nebenleute wie Finn Seidelmann oder der Schweizer Pascal Rüegg häufiger den Weg in die Endzone.
Ein Sieg für Ravensburg ist in Frankfurt Pflicht. Derzeit liegen die Razorbacks mit zwei Punkten Rückstand auf München außerhalb der Playoff-Ränge. Ohne Erfolge am Samstag und in der Woche darauf gegen Stuttgart kommt man nicht mehr unter die ersten vier.
Unicorns treffen auf Comets
Beide Kontrahenten absolvierten übrigens ihre jeweils letzten Spiele gegen Schwäbisch Hall. Der Haller Tabellenführer der SharkWater GFL Süd bekommt es nach dem 77:0 gegen Frankfurt und dem 49:12 gegen Ravensburg nun am Samstag wohl wieder mit einer schwereren Aufgabe zu tun. Die Allgäu Comets warten mit einer starken Defense auf, die in fünf Spielen 25 Quarterback Sacks schaffte.
Allerdings gegen schwächere Konkurrenz als die Unicorns, die abgesehen von den Quarterback Sacks in der Verteidigung in fast allen Bereichen statistisch noch leicht bessere Werte aufweisen als die Comets und im Angriff sowieso alles in den Schatten stellen.
“Ich erwarte am Samstag ein sehr intensives Spiel”, sagt Halls Head Coach Jordan Neuman. “Die Comets haben viele sehr talentierte Spieler in ihrem Kader, und sie haben ein Ziel: Heimrecht im Viertelfinale. Sie kommen also mit einer klaren Mission nach Hall.” Um dies zu schaffen, müssten die Allgäuer mindestens Zweiter werden. Theoretisch allerdings können sie ja auch noch Erster werden, falls sie die Sensation schaffen sollten, in Schwäbisch Hall zu gewinnen.
Ruthenbeck wieder dabei
In München hatten die Unicorns vor einigen Wochen schon die Erfahrung machen müssen, dass ein Gegner mit starker Verteidigung sie in Bedrängnis bringen kann. Allerdings können sie nun wieder auf die zuletzt verletzten Offensivwaffen Tyler Rutenbeck und Yannick Mayr bauen.
Zudem ist fraglich, ob die Comets im Angriff, der vor allem auf die Läufe des Engländers Glen Toonga setzt, variabel genug agieren können, um die Unicorns zu überwinden. Der Weg zu einem Sensationssieg scheint jedenfalls auch dieses Jahr wieder weiter als 2015, als die Allgäuer als vorerst letztes Team der SharkWater GFL Süd die Schwäbisch Haller schlagen konnten.
Dresden trifft auf Lions
In der SharkWater GFL Nord dagegen rückt die Entthronung des Gruppensiegers der letzten sieben Spielzeiten unaufhaltsam näher. Diese Woche kann es bereits so weit sein, denn wenn Tabellenführer Dresden Monarchs auch das Heimspiel zu Hause gegen die New Yorker Lions aus Braunschweig gewinnen kann, hat sich Platz eins für die Niedersachsen erledigt.
Im Hinspiel siegten die Dresdner in Braunschweig mit 35:27, wobei sie eine kurze Schwächephase des Gegners vor der Halbzeitpause gnadenlos ausnutzten. Ansonsten herrschte schon da eher ein Gleichgewicht der Kräfte. Inzwischen haben die Braunschweiger sich wieder verstärkt, vor allem in der Defense.
Dresden vs. Braunschweig als Dauer-Duell
Und genau da liegt bei den Dresdnern einiges im Argen. Zuletzt gewährte man dem Tabellenfünften aus Kiel auf eigenem Platz gar 48 Punkte. Da werden schon wieder die Erinnerungen daran wach, wie es in den letzten Jahren so häufig im Dauerduell zwischen den beiden war:
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Dresden (sechsmal Zweiter der SharkWater GFL Nord seit 2013) setzt auf spektakulären Angriffs-Football, macht Punkte per Passspiel ohne Ende. Braunschweig (immer Erster in jener Zeit) scheint oft abgeschlagen, bieder und langweilig - aber im entscheidenden Moment ist Verlass auf die Verteidigung, und der Angriff nutzt lässig einen nervösen Moment des Gegners.
Die Vorfreude auf das Duell in Dresden ist hoch, ein volles Haus wird am Samstag im Heinz-Steyer-Stadion erwartet. Die Atmosphäre soll das Team zum Sieg tragen, doch auch dies lief in der Vergangenheit oft anders: Bekommen die Dresdner ihre Nerven nicht in den Griff, kann aus Begeisterung auch diesmal wieder Niedergeschlagenheit werden.
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