Der australische Nationalheld will es wissen.
Rugby-Champ: "NFL ist andere Welt"
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Rugby-Star Jarryd Hayne hat seine größte Herausforderung angenommen und will sich bei den San Francisco 49ers in die NFL kämpfen.
Nach einem Probetraining im März erhielt der 27-Jährige einen Dreijahresvertrag über 1,5 Millionen Dollar, allerdings sind nur 100.000 Dollar garantiert. Ein Mediengag ist er für die 49ers aber nicht. Hayne ist einer von 90 Anwärtern auf den finalen 53er-Kader.
Neuzugang Reggie Bush zollt dem Umsteiger Respekt: "Ich habe ja schon im Frühjahr gesagt, dass er wie ein NFL-Spieler aussieht. Er kann es schaffen." In den ersten beiden Preseason-Spielen glänzte Hayne mit jeweils deutlich über 100 Total Yards und atemberaubenden Punt Returns.
Das Medieninteresse aus "Down Under" ist natürlich gigantisch. Regelmäßig wird Hayne von Horden australischer Journalisten belagert.
Um sich möglichst schnell auf die komplexen Systeme einzustellen, paukt er sie derzeit bereits ab sechs Uhr morgens und hat beim Training immer einen Spickzettel dabei.
Bei SPORT1 spricht Hayne über die Unterschiede zum Rugby, seine Motivation, den Umgang mit den NFL-Stars - und verrät seinen Trumpf im Kampf um einen Kaderplatz.
SPORT1: Mr. Hayne, Sie kommen als Rugby-Star in die NFL. Wie schwer fällt die Umstellung auf den amerikanischen Football?
Jarryd Hayne: Langsam gewöhne ich mich dran (lacht). Ich arbeite vor allem an der Technik und versuche, die Linebacker zu lesen, um Lücken in der Defense zu finden. Es ist richtig hart, die NFL ist eine ganz andere Welt. Diese Herausforderung habe ich gesucht. Ich will beweisen, dass ich hierher gehöre.
SPORT1: Sie haben vor allem Positionscoach Tom Rathman in der Vorbereitung beeindruckt. Wie schätzen Sie sich bis hierhin ein?
Hayne: Bisher läuft es ganz gut. Ich versuche, zu lernen und mich weiter zu verbessern - gerade auch bei den taktischen Abläufen wie das Pass-Blocken. Football ist durch die Spielzüge viel taktischer als Rugby. Der Ball ist auch sehr viel schneller. In den Eins-gegen-Eins-Übungen wirst du schon ganz schön durchgeschüttelt.Grundsätzlich geht es in jedem Sport um Technik und Erfahrung. Daran arbeite ich.
SPORT1: Im Rugby waren Sie Weltmeister und haben alle wichtigen Auszeichnungen erhalten. Waren Sie trotzdem nervös, jetzt plötzlich mit NFL-Stars wie Colin Kaepernick auf dem Feld zu stehen?
Hayne: Nein, die NFL macht mich nicht nervös. Ich habe in meinem Leben schon einiges erlebt. Ich gehe raus und werfe meinen Körper für das Team in die Schlacht. Das war beim Rugby genauso.
SPORT1: Haben Sie sich schon an die Pads und den Helm gewöhnt? Rugby-Spieler brauchen das doch alles gar nicht, oder?
Hayne: Ich sage ja den Jungs auch immer, dass es beim Rugby anders zur Sache geht (lacht). Nein, Football ist ein verdammt physischer Sport. Mit den Pads gibt es viel härteren Körperkontakt und Tackles. Für mich sind der Bewegungsablauf und die eingeschränkte Sicht natürlich neu. Es fühlt sich aber gut an.
SPORT1: Wie ist der Umgang mit Ihren Teamkollegen? Haben Sie sich als eine Art Outsider schon eingelebt und Respekt verschafft?
Hayne: Sie sind alle gute Typen. Mit den Running Backs und meinem Positionscoach Tom Rathman haben wir viel Spaß - vor allem Reggie ist ein toller Kollege. Es ist klar, dass du am Anfang kritisch beäugt wirst. Du musst dir den Respekt in jedem Training neu erarbeiten.
SPORT1: Die 49ers haben mit Carlos Hyde, Reggie Bush und Kendall Hunter auf ihrer Position etablierte Profis. Wie schätzen Sie die Chancen ein, sich einen Kaderplatz zu erkämpfen?
Hayne: Das entscheiden die Coaches. Ich will ihnen die Entscheidung jedoch so schwer wie möglich machen. Vielleicht kann ich auch über die Special Teams kommen. Unser Punter Bradley Pinion nutzt ja auch den australischen Kick von der Seite. Mit dem kann ich als Returner sehr gut umgehen. Ich werde auf jeden Fall alles geben.