Anfang Januar 1973. Die Miami Dolphins stehen nach einer perfekten Regular Season mit 14 Siegen und zwei weiteren Triumphen in den Playoffs vor dem größten Coup der NFL-Historie: einem Super-Bowl-Sieg mit einer perfekten Saison ohne Niederlage.
Eine der größten Legenden der NFL
Vor allem ein Mann stand im Blickpunkt: Don Shula, Head Coach des Teams - für den an diesem Januartag viel zusammenkam. Zweimal stand der Cheftrainer zuvor mit einem Team im größten Sportereignis der Welt, zweimal kassierte er eine Pleite. „Das war der größte Druck meiner gesamten Karriere. Denn ich wollte natürlich nicht eine Super-Bowl-Bilanz von 0:3 haben“, erinnerte sich Shula später zurück.
Um den Trainer abzulenken, ließen sich seine Spieler seinerzeit eine mehr als nur besondere Methode einfallen. Die Defense-Spieler Bill Stanfill und Manny Fernandez fingen bei einem Angelausflug damals nicht nur Fische, sondern auch einen rund einen Meter großen Alligator. Diesen entließen sie in der Folge aber nicht in die Freiheit, sondern platzierten ihn in der Dusche ihres Trainers.
Alligator in der Dusche lockerte Shula auf
Als Shula das Reptil erblickte, erschrak er gehörig und stürmte wütend in Richtung seiner Mannschaft, um diese zur Rede zu stellen. Die Antwort der Athleten: „Coach, kannst du keinen Spaß vertragen? Wir haben sogar abgestimmt und uns mit einer Stimme Mehrheit dazu entschieden, dem Alligator das Maul zuzubinden.“
Shula habe in der Folge laut losgelacht, erinnerte sich Linebacker Nick Buoniconti später im Interview mit der New York Times zurück.
Die Aktion sorgte nicht nur für eine aufgelockerte Stimmung beim Trainer, sondern auch eine gelöste Stimmung in der Mannschaft. Die Dolphins um Quarterback Bob Griese siegten schließlich im Super Bowl gegen die Washington Redskins mit 14:7 und lieferten als bis heute einzige Mannschaft eine perfekte Saison.
Im Jahr darauf konnte die Franchise ihren Titel nach einem 24:7-Sieg gegen die Minnesota Vikings im Super Bowl sogar verteidigen.
Siegreichster Coach in der NFL-Historie
Der Alligator in der Dusche ist nur eine von vielen Anekdoten, die es rund um den heute vor fünf Jahren verstorbenen Don Shula zu erzählen gibt. Eine weitere äußerst spezielle: Shula brach sich einst während einer Partie den Kiefer, bemerkte dies aber erst, als er in einem Steakhouse das von ihm bestellte Rind nicht zerkauen konnte.
Der erfolgreichste Trainer in der Geschichte der National Football League hinterließ eine große Lücke. 526 Spiele coachte er in insgesamt 33 Jahren in der NFL, 347 davon konnte er siegreich gestalten. Kein Coach in der Historie der Liga war erfolgreicher als Donald Francis Shula, dessen Eltern aus Ungarn in die USA kamen.
„Don Shula ist einer der größten Trainer und der Standard für Beständigkeit und Führungsstil in der NFL“, lobte ihn einst Bill Belichick, der mit 333 Siegen der zweiterfolgreichste Übungsleiter in der Geschichte ist.
Shula etablierte das Passspiel
Don Shula hat die NFL geprägt wie wenige andere. Er etablierte in einer Zeit das Passspiel, als jeder Yard Raumgewinn zumeist mühsam erlaufen werden musste. Mit seinen Quarterbacks Griese und Dan Marino verwandelte er die Dolphins nicht nur in ein Siegerteam, sondern auch in eine Mannschaft, die die Fernsehanstalten gerne zeigten.
„Don war die treibende Kraft hinter allem, was wir erreicht haben“, ließ Griese, der elf Jahre lang unter ihm in Miami spielte, später verlauten. „Er hat das Sieger-Gen in unser Team gebracht und die Dolphins sowie die Stadt Miami in der nationalen Sport-Szenerie verankert“, schrieb die Franchise, als sie den Tod der Trainerlegende verkündete.
Sieben Jahre lang hatte Shula für die Baltimore Colts gearbeitet und dabei einen Super Bowl verloren, ehe er 1970 nach Florida kam und ein 26 Jahre andauerndes Engagement begann - nur die Ikonen Curly Lambeau (Green Bay Packers) und Tom Landry (Dallas Cowboys) trainierten ein Team länger, je 29 Jahre.
Dolphins-Rekord wurde nie gebrochen
Als die New England Patriots in der Saison 2007 mit einer Bilanz von 18:0 den Super Bowl erreichten, musste Shula um sein Alleinstellungsmerkmal einer perfekten NFL-Saison mächtig zittern. Coach Belichick, Quarterback Tom Brady und die Pats verloren dann aber völlig überraschend gegen die New York Giants mit 14:17.
„Die Leute denken, wir sind ein Haufen alter, verärgerter Kerle, die es gar nicht abwarten können, bis das letzte unbesiegte Team der Saison verliert“, sagte Shula seinerzeit - und betonte: „Wir sind sehr stolz auf unseren Rekord. Aber wenn ihn jemand bricht, rufe ich den Trainer an und gratuliere. Doch bis dahin gehört er uns.“
Shula starb im Alter von 90 Jahren, besagten Anruf musste er nie tätigen.