Kaum ein Sportler musste in den vergangenen Jahren eine derartige Aneinanderreihung von Schicksalsschlägen hinnehmen wie der ehemalige NFL-Star Alex Smith.
Ein Horrormoment - und danach kam es noch weit schlimmer
Ein Horrormoment mit bitteren Folgen
Der 18. November 2018 sollte eine schier unglaubliche Leidenszeit für Smith einleiten. Im NFL-Spiel seines damaligen Teams, der Washington Redskins, verletzte er sich heute vor sieben Jahren so schwer, dass gar eine Amputation seines Beines im Raum stand.
Ganze 17 Operationen brauchte es, damit er sein Bein wieder vollends bewegen konnte. Dabei schaffte er gar das Wunder, wieder auf dem Spielfeld zu stehen und führte die heutigen Washington Commanders 2020 in die NFL-Playoffs.
Nach der Saison 2020 beendete er trotzdem seine Karriere. Es folgte knapp zwei Jahre später die nächste traurige Nachricht, als im Mai 2022 bei seiner kleinen Tochter Sloane ein Hirntumor festgestellt wurde. Seine Tochter überlebte, musste aber in der Zwischenzeit schon mehrfach erneut am Kopf operiert werden.
Schlimmer Beinbruch veränderte Smiths Leben
Den ersten Schicksalsschlag erlebte Smith auf dem Zenit seines sportlichen Schaffens als Quarterback: Die vorher kriselnde Franchise aus Washington führte er in der Saison 2018/19 zu einem starken Start. Mit sechs Siegen und nur drei Niederlagen führten die Redskins die NFC East an und lagen auf Playoff-Kurs - bis zum Spiel gegen die Houston Texans.
Bei einem Sack durch Kareem Jackson und J.J. Watt zog sich Smith eine komplizierte offene Spiralfraktur des Schien- und Wadenbeins zu. „Ich wusste, es war gebrochen. Das Bein war verdreht, wie es nicht sein sollte. Es war sehr schmerzhaft“, sagte Smith. Er kam sofort ins Krankenhaus, zwei Tage später kämpft der damals 34-Jährige allerdings um sein Leben.
Die Ärzte waren zunächst ratlos, warum Smith nach einer ersten Operation immer wieder das Bewusstsein verlor und sehr hohes Fieber hatte. Das Bein wurde schwarz und wies riesige Blasen auf, dann war klar: Smith hat eine schwere Infektion und eine Blutvergiftung.
„Bakterien, die sein Bein auffressen“
Bei einer Not-OP wurde viel Haut und Gewebe entfernt, diese Prozedur musste am nächsten Tag wiederholt werden, denn Smith hatte fleischfressende Bakterien in seinem Bein.
„Es war mein schlimmster Albtraum! Alex hat Bakterien, die quasi sein Bein auffressen, dazu eine Blutvergiftung. Er lag im Sterben“, sagte seine Frau Elizabeth im Rahmen der ESPN-Dokumentation „Project 11“ (Smiths Trikotnummer, Anm. der Red.).
Von den Ärzten bekam sie eine brutal ehrliche Einschätzung: „Unsere erste Priorität ist, sein Leben zu retten. Dann werden wir unser Bestes tun, sein Bein zu retten. Alles Weitere wäre ein Wunder.“
Aber Smith überlebte nicht nur die lebensbedrohliche Situation, er biss sich anschließend ins Leben zurück. Eine Amputation oberhalb des Knies stand im Raum, die täglichen OPs verhinderten allerdings eine weitere Ausbreitung nach oben.
Amputation drohte
Allerdings war an seinem Bein zunächst nur noch wenig mehr als die Knochen vorhanden - vom Knie bis zum Knöchel. Smith wollte es so nicht sehen. Die Ärzte schlugen eine Transplantation des großen Rückenmuskels vor. Smiths Antwort: „Dann kann ich nicht mehr werfen!“
Letztendlich wurde auf Smiths Wunsch hin ein Muskel aus dem linken Oberschenkel transplantiert.
Es war eine risikoreiche Operation. Wäre der operativ umgepflanzte Muskel vom Körper abgestoßen worden, wäre eine Amputation unumgänglich gewesen. Zudem wäre dann auch sein gesundes linkes Bein extrem geschwächt gewesen - ein Leben im Rollstuhl hätte die Folge sein können.
Der Eingriff verlief jedoch erfolgreich. Nach einem Monat konnte Smith das Krankenhaus verlassen. Sein Bein wurde extern fixiert - für endlose acht Monate. Am Ende überstand Smith 17 (!) Operationen an seinem Bein.
Smith feiert Comeback und tritt kurz danach zurück
Und auch auf das Football-Feld kämpfte Smith sich tatsächlich zurück: Im Oktober 2020 feierte er nach fast zwei Jahren Kampf dann seine schier unmögliche Rückkehr.
Von der NFL wurde er anschließend zum „Comeback Player of the Year“ gewählt - wer hätte es in dem Jahr auch sonst sein sollen? Trotz passabler Leistungen und fünf Siegen aus sechs Spielen als Starter entließ Washington ihn allerdings am Saisonende.
Daraufhin beendete Smith endgültig seine Karriere. „Nach 16 Jahren, in denen ich alles auf dem Feld gegeben habe, will ich sehen, was das Leben für mich noch bereithält“, sagte Smith damals.
Smith war 2005 im NFL-Draft von den San Francisco 49ers an Position eins ausgewählt worden. Während seiner Laufbahn wurde er dreimal in den Pro Bowl der besten Spieler gewählt.
Zudem zeichnete er sich mehrfach als Teamplayer aus. Sowohl in San Francisco (für Colin Kaepernick) als auch in Kansas City (für Patrick Mahomes) wurde er trotz guter Leistungen auf die Bank gesetzt. Statt zu murren, übernahm er für die beiden Quarterbacks anschließend eine Mentoren-Rolle.
Bei Tochter wurde ein Hirntumor diagnostiziert
Nach seinem Wunder-Comeback machte er 2021 Schluss mit dem Football, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass er diese Zeit sehr bald brauchen würde. Im Mai 2022 wurde bei seiner Tochter Sloane ein Hirntumor festgestellt.
In der Nacht bemerkte seine Frau, dass das Mädchen ihren rechten Arm nicht mehr bewegen konnte und Schwierigkeiten beim Sprechen hatte. Die Familie wählte sofort den Notruf, in der Klinik folgte dann die Schock-Diagnose.
Eine zehn Stunden lange Operation verlief scheinbar erfolgreich, doch inzwischen musste sie zwei weitere Male unters Messer - kämpfte sich danach aber wieder zurück ins Leben.
„Sie ist eine kleine Draufgängerin“, kommentierte Mutter Elizabeth Smith das Martyrium ihrer Tochter. Sie glaubt, dass der Leidensweg von Vater Alex auch ihr Kraft gibt.