Die Corona-Pandemie zwingt derzeit auch die nordamerikanischen Eishockey-Ligen zur Aussetzung ihres Spielbetriebs. Davon ist auch Nico Sturm betroffen, der in Minnesota sowohl für die Wild in der NHL als auch in der AHL (American Hockey League) zum Einsatz kommt.
"Deutschland fehlt College-System"
Für die Durchführung der verbleibenden Spiele sieht er eine Möglichkeit. "In der NHL glaube ich, dass im Juli vielleicht die Playoffs noch gespielt werden. Vielleicht ohne Fans. Das könnte ich mir vorstellen", sagt Sturm Podcast "DIE EISHOCKEY SHOW powered by SPORT1".
Dass die Spielzeit in der AHL zu Ende gebracht wird, bezweifelt der 24-Jährige: "Meine persönliche Meinung dazu ist, dass die Saison in der NHL nur zu Ende gespielt werden kann bzw. die Playoffs nur möglich sind, weil es TV-Gelder gibt, von denen die Liga leben kann. Und die gibt es in der AHL nur sehr bedingt oder gar nicht."
In Folge 49 des Podcasts erklärt der gebürtige Augsburger, warum Deutschland eine Liga wie das College-System der USA gut tun würde und wie sich sein Gehalt aus AHL und NHL zusammensetzt.
Kein Gehalts-Ausfall wegen Corona
Trotz des ruhenden Spielbetriebs musste Sturm nämlich nicht auf sein Gehalt verzichten.
"Der letzte Zahltag war ohnehin am 15. April. Das heißt das einzige, was beeinflusst wurde, war die Periode zwischen dem vorletzten Zahltag, als die reguläre Saison noch normal lief, und dem letzten Zahltag. Ich habe mein Gehalt von der letzten Periode bekommen. Und nach dem letzten regulären Saisonspiel gibt es ja kein 'Gehalt' mehr", erklärt Sturm.
Sturm: Gehälter im Internet einsehbar
Da der Stürmer sowohl bei den Minnesota Wild in der NHL unter Vertrag steht und parallel für deren Farmteam, Iowa Wild, in der AHL spielt, setzt sich sein Gehalt aus zwei Komponenten zusammen.
"Wenn ich in der Zahlungsperiode, die ungefähr zwei Wochen dauert, zehn Tage in der AHL und vier Tage in der NHL spiele, bekomme ich zehn Tage AHL-Gehalt, d.h. einen Anteil der insgesamt 70.000 US-Dollar, und vier Tage NHL-Gehalt, also einen Anteil der insgesamt 800.000 oder 900.000 US-Dollar, die bei mir im Vertrag stehen."
Wen es überrascht, wie offen Sturm über seinen Verdienst spricht: "Die Gehälter kann man im Internet offen nachschauen."
Nico Sturm im Podcast: "DIE EISHOCKEY SHOW powered by SPORT1"
Deutschland fehlt eine Liga wie das College-System
2016 ging er im Alter von 21 Jahren an die Clarkson University (US-Bundesstaat New York), wo er fortan neben dem Studium College-Eishockey spielte. Vom dortigen hohen Niveau war er damals überrascht: "Ich dachte mehr, dass ich an die Uni gehe und nebenher spiele ich noch hobbymäßig Eishockey."
Durch das College-System der USA sieht er einen klaren Vorteil in der Ausbildung der Spieler im Alter zwischen 18 und 24: "Das ist genau so eine Altersstruktur, wo eine Liga vielleicht in Deutschland ein bisschen fehlt. Viele Leute denken immer, dass sich ein Spieler entwickeln muss, wenn er 14, 15 ist. Ich glaube, da wird auch viel Talent weggeworfen. Die meisten Spieler kommen ans College mit frühestens 18. Ich bin erst mit 21 ans College gekommen. Und dann hast du vier Jahre Zeit, dich zu entwickeln."
Sturm führt weiter aus: "Viele Spieler entwickeln sich eben erst spät, so wie ich jetzt zum Beispiel. Für mich war die DEL zu weit weg. Da war ich einfach nicht gut genug und ich habe einfach die Zeit gebraucht, mich zu entwickeln." Am College habe er dann nicht nur extrem viel Spielzeit bekommen, sondern nebenbei auch noch eine "top Schulausbildung".
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Vertrag läuft Ende der Saison aus
Sturms Vertrag in Minnesota läuft noch bis Ende dieser Saison. Wie es danach weiter geht, ist noch offen.
"Der Klub hat bis 1. Juli Zeit, mir ein Qualifying-Angebot zu machen. Und wenn ich das Angebot bis dahin nicht bekomme, werde ich "Unrestricted Free Agent" und könnte dann bei jedem Klub unterschreiben."
Das komplette Gespräch mit Nico Sturm finden gibt es zum Nachhören in der SPORT1-Eishockeyshow auf Spotify und bei Apple Podcasts. Außerdem zu Gast: Eishockey-Funktionär Stefan Ustorf.