Home>US-Sport>NHL>

Eishockey: Bundestrainer Toni Söderholm über Nico Sturm, Stanley Cup und das Nationalteam

NHL>

Eishockey: Bundestrainer Toni Söderholm über Nico Sturm, Stanley Cup und das Nationalteam

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Söderholm: Das macht Sturm so stark

Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm reagiert begeistert nach dem Sieg von Nico Sturm im Finale um den Stanley Cup. Der Coach hat einen Rat für den Helden und wünscht ihn sich im DEB-Team.
Die Colorado Avalanche gewinnen erstmals seit über 20 Jahren wieder den NHL-Titel. Nico Sturm ist nun der fünfte deutscher Eishockey-Profi, der den Stanley Cup gewonnen hat.
Vincent Wuttke
Vincent Wuttke

Nico Sturm ist auf dem Eishockey-Olymp angekommen.

{ "placeholderType": "MREC" }

Der 27-Jährige hat sich mit der Meisterschaft in der NHL mit seiner Colorado Avalanche in einen elitären Kreis gespielt und ist nach Uwe Krupp (1996), Dennis Seidenberg (2011), Tom Kühnhackl (2016 und 2017) und Philipp Grubauer (2018) der fünfte Deutsche, der die Trophäe gewann.

Bundestrainer Toni Söderholm ist nach dem historischen Erfolg begeistert. Der Finne hat im ausführlichen SPORT1-Interview für den deutschen Star, der noch nie ein Länderspiel absolviert hat, einen Rat für den weiteren Werdegang.

{ "placeholderType": "MREC" }

Zudem verrät Söderholm, weshalb Sturm nie für den DEB auflief, und was Sturm für ein Typ ist.

SPORT1: Nico Sturm hat den Stanley Cup als fünfter deutscher Spieler gewonnen. Wie haben Sie diesen historischen Erfolg erlebt?

Toni Söderholm: Ich habe das Spiel nicht live geschaut, aber ihm natürlich sofort in einer SMS gratuliert - auch wenn ich bei seinem Weg keine Rolle gespielt habe. Dieser Sieg ist aber für Eishockey-Deutschland super wichtig.

Söderholm und Sturm in ständigem Austausch

SPORT1: Er hat noch kein Länderspiel bestritten. Kennen Sie ihn dennoch persönlich?

{ "placeholderType": "MREC" }

Söderholm: Wir haben schon oft Kontakt gehabt und uns auch ein paar mal getroffen zum Abendessen - drüben oder in Deutschland. Ich habe mir schon ein Bild von ihm machen können. Er hat einen sehr guten Charakter und ist super mannschaftsdienlich. Er macht alles, damit das Team Erfolg hat. Er trainiert unglaublich hart. Alles ist kalkuliert, was er macht. Es ist wenig Zufall bei seiner Erfolgsgeschichte dabei.

SPORT1: Was ist Sturm für ein Typ?

Söderholm: Viele kennen Nico vielleicht nicht so gut in Deutschland, weil er so lange schon drüben spielt. Wir reden von einem unglaublich zielstrebigen Profi, der nie eine Abkürzung geht, wenn es um seine Entwicklung geht. Er ist ein Spieler und Mensch, der alles für seinen Erfolg tut. Er holt das Beste aus sich heraus.

Söderholm will Sturm beim DEB

SPORT1: Man kann heraushören, dass Sie ihn gerne in der Nationalmannschaft dabei hätten…

Söderholm: Ganz klar! Wir haben uns schon oft darüber ausgetauscht. Wenn die Möglichkeit besteht, dann will er auch für uns spielen. Er will das erleben. Leider war es bisher immer der Fall, dass er gespielt hat oder sich auf andere Dinge konzentrieren musste. Das hat sich für ihn gelohnt, weil er heute als Stanley-Cup-Sieger aufwacht. (DATEN: Tabellen der NHL)

SPORT1: Sturm gehört bei Colorado nicht zu den Topstars. Was sind aber seine Qualitäten auf dem Eis?

Söderholm: Er ist sehr balanciert. Das beschreibt ihn am besten. Er spielt sehr schlau, er studiert dieses Spiel und macht sich viele Gedanken und versteht die taktischen Vorgaben sehr gut. Und er kann es perfekt umsetzen, weil er sehr unegoistisch ist. Er versteht die Kleinigkeiten, die mit Gewinnen zu tun haben. Das lebt er in jedem Spiel. Das ist wohl die größte Qualität.

Nico Sturm gewann als fünfter Deutscher den Stanley Cup
Nico Sturm gewann als fünfter Deutscher den Stanley Cup

SPORT1: Wie soll‘s weitergehen? Muss er jetzt zu einem Team, wo er mehr Spielzeit bekommt? Was ist das Beste für seine weitere Entwicklung?

Söderholm: Ich glaube, du bist immer richtig, wenn du so einen Erfolg feierst. Für seine eigene Entwicklung wäre Eiszeit wahrscheinlich wichtig. Jeder Spieler will ja auch scoren und das kommt bei dem ehrgeizigen Nico bestimmt auch mal raus, dass er mehr punkten will. Jetzt über seine nächsten Schritte zu reden, ist aber zu früh. Man sollte eher darüber reden, wie viel er für diesen Tag gearbeitet hat. Es ist so einmalig, dass man den Pokal mit seinen Fingern berührt. Das Gefühl kennen nur ganz wenige. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NHL)

Söderholm: Triumph hilft Sturm extrem

SPORT1: In Deutschland ist der Stanley Cup in der Wahrnehmung eher eine Randerscheinung. Wie ist der Stellenwert für das Eishockey und die Menschen in den USA?

Söderholm: Das ist der Super Bowl des Eishockey. Es sind 32 Teams in der Liga, 16 kommen in die Playoffs. Der Weg ist unglaublich lang. Die erste Playoff-Runde ist Anfang Mai losgegangen. Wir reden über eine Playoff-Phase von eineinhalb Monaten. Das ist super hart - mental und körperlich. Das ist ein Marathonlauf. Es ist mega schwer, das zu gewinnen. Colorado ist in den vergangenen beiden Jahren in der zweiten Playoff-Runde gescheitert. Das zeigt einmal mehr, wie hart es ist. Man muss richtig vieles korrekt machen.

SPORT1: Wie wichtig ist es, solche Erfolge zu sehen

Söderholm: „Die mediale Aufmerksamkeit ist eine Sache. Die jungen Spieler bekommen aber dadurch vor allem Vorbilder und sehen, dass ihre Vorbilder auch Erfolge feiern können. Wenn die charakterlichen Züge auch noch so sind wie bei Nico, werden die Stars eher eine absolute Vorbildperson für jeden Eishockeyspieler. (NEWS: Alles zur NHL)

SPORT1: Wohin kann die Entwicklung für Nico Sturm noch führen?

Söderholm: Ich finde, dass er schon eine gute Rolle in seinem Team spielt. Gut für ihn ist, dass er jetzt in einer Siegermannschaft ist. Das werden sich die Bosse bei seinem Team merken und auch bei anderen Mannschaften. Diese Erfahrung vom Cup-Sieg nimmt er mit. Und diese Erlebnisse kann man nicht mit Geld kaufen. In Zukunft traue ich ihm sehr viel zu. Jeder Trainer kann sich fragen: Will man einen Spieler haben, der nichts gewonnen hat oder einen Stanley-Cup-Sieger? Jeder Trainer will dann natürlich einen Spieler haben, der den Stanley Cup gewonnen hat.