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NHL-Meistertraum geplatzt: Ist Leon Draisaitls Team falsch konstruiert?

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NHL-Meistertraum geplatzt: Ist Leon Draisaitls Team falsch konstruiert?

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Draisaitls Team falsch konstruiert?

Trotz des kongenialen Sturm-Duos Leon Draisaitl und Connor McDavid scheitern die Edmonton Oilers wieder einmal frühzeitig in den NHL-Playoffs. Die Vegas Golden Knights legen die Schwächen gnadenlos offen.
In den NHL-Playoffs scheitert Leon Draisaitl mit den Edmonton Oilers an den Vegas Golden Knights. Auch der deutsche Star kann die entscheidende Niederlage nicht verhindern.
Franziska Wendler
Franziska Wendler

„Meltdown am Muttertag“: Am Ehrentag aller Mütter platzte für Leon Draisaitl und seine Edmonton Oilers der der Meistertraum in der NHL - wieder einmal.

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Eigentlich wollten die hochgelobten Oilers, seit Jahren Anwärter auf den Gewinn des Stanley Cups, den 3:3-Ausgleich in der Playoff-Serie gegen die Vegas Golden Knights erspielen - doch am Ende lieferten sie der heimischen Edmonton Sun eine andere Schlagzeile.

Nach einer bitteren 2:5-Pleite warten Draisaitl und sein kongenialer Teamkollege Connor McDavid weiter auf ihren ersten Titel - und die einst von Ikone Wayne Gretzky groß gemachten Oilers auf ihre erste Trophäe seit 1990.

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Und während nun vor der Frage steht, ob er sich der deutschen Nationalmannschaft bei der WM anschließt (Deutschland - USA heute LIVE im Free-TV und STREAM auf SPORT1 - der Countdown im TV beginnt ab 14.30 Uhr), geht es bei seiner Franchise um eine dringend nötig gewordene Aufarbeitung der Geschehnisse.

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Draisaitl nach Playoff-Aus am Boden

„Konsequent inkonsequent“: So lassen sich die Auftritte des Teams von Head Coach Jay Woodcroft wohl am besten zusammenfassen. Glanzmomente in der Offensive gefolgt von Aussetzern in der Defensivarbeit.

Dass die Franchise einen 2:1-Vorsprung verspielte, passierte in der Serie gegen die Golden Knights gleich mehrere Male. Schon in Spiel fünf hatte Edmonton mit 2:1 vorne gelegen, dann allerdings binnen 89 Sekunden unfassbare drei Gegentreffer kassiert und die Partie verloren. In Spiel 6 wurde nun - über einen längeren Zeitraum im zweiten Drittel - wieder ein 2:1 zu einem 2:4.

„Das tut weh. Es ist schwer, gerade Worte zu finden“, hatte Draisaitl nach dem Playoff-Aus sichtlich mit seinen Emotionen zu kämpfen. „Wenn du in eine Saison gehst, um sie zu gewinnen, und dann schaffst du es nicht, dann fühlt sich das an wie ein Versagen und wie ein verlorenes Jahr.“

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Ähnlich äußerte sich auch sein kongenialer Sturmpartner Connor McDavid. „Es fühlt sich so an, als ob jedes Team, das gewinnt und eine Reihe von Siegen einfährt, so etwas erlebt. Offensichtlich ist es nicht das, was man tun möchte, nicht das, was man fühlen möchte. Aber ich habe das Gefühl, dass man so etwas durchmachen muss, um zu gewinnen. Ich denke, das haben wir die ganze Zeit über gesehen. Hoffen wir, dass es das letzte Mal ist.“

Ein Duo wie kein anderes - warum reicht es dennoch nicht?

Mit Draisaitl und McDavid haben die Oilers zwei absolute Ausnahmespieler in ihrem Team, die in den Playoffs über weite Strecken auch absolut in Höchstform waren und überragende Zahlen lieferten. Beide seien „die mit Abstand besten Spieler, die aktuell noch in den Playoffs spielen“, konstatierte Oilers-Experte David Staples vor wenigen Tagen im Gespräch mit SPORT1.

Doch ähnlich wie es zum Beispiel auch in der NBA schon diverse Franchises erleben mussten: Auch mehrere Superstars im Team machen allein noch keine Meistermannschaft.

Das 4:6 in Spiel 1 der Serie verdeutlichte diese Erkenntnis am besten: Ein offensiv überragender Draisaitl erzielte alle vier Tore des Teams. Trotzdem fehlte in der Summe die Qualität, um die Gala in einen Sieg umzumünzen - was an dem Abend auch an Draisaitl lag.

Kritik am Defensivverhalten von Draisaitl

Der Deutsche sah gleich bei drei Gegentoren nicht gut aus. Ein verpatzter Check, eine zu inkonsequente Störung des Gegners und Schwächen im Defensivverhalten im Allgemeinen hatten die Gegentreffer begünstigt.

„In der Verteidigung spekuliert er einfach zu oft, anstelle einfach auf den Puck und seinen Gegenspieler zu schauen“, erklärte Vor-Ort-Beobachter Staples dazu bei SPORT1 und diagnostizierte generelle defensive Schwachpunkte beim Kölner. Draisaitl würde als Center in der defensiven Manndeckung eine besondere Rolle zukommen, da er sich auch um einen Stürmer des Gegners kümmern müsse. Hier sei er oft aber etwas unachtsam.

„Weil er so schlau ist und Spielzüge des Gegners lesen kann, verlässt er manchmal seine Spots in der Verteidigung, um in die Passbahnen zu kommen und den Puck zu klauen“, so Staples: „Wenn er den Puck erobert, ist das natürlich super, aber wenn er den Puck nicht bekommt, hat er seine Position verloren und es stehen oft Spieler entweder frei vorm Tor oder haben im Umschaltspiel eine Überzahlsituation.“

Edmonton Oilers hadern mit Keeper Skinner

Im entscheidenden Spiel sechs erwischte Draisaitl auch offensiv einen schlechten Tag und zeigte sich selbstkritisch. „Wir haben in Schlüsselmomenten ein paar kleine Fehler zu viel gemacht. Was das heutige Spiel betrifft, muss ich mir da an die eigene Nase fassen.“

Cheftrainer Woodcroft nahm seinen Superstar auf der Pressekonferenz nach der Partie aber in Schutz. Erklärte, Draisaitl müsse „nicht die Verantwortung auf seine Schultern legen. Wir waren heute im Abschluss einfach nicht so konsequent, wie es nötig gewesen wäre. Aber die Jungs haben zumindest alles gegeben.“

Ein weiteres Problem: Während Golden-Knights-Goalie Adin Hill mit 38 Paraden bei einer Fangquote von 95 Prozent glänzte, konnte der junge Torhüter Stuart Skinner den Oilers keinen vergleichbaren Rückhalt bieten: Im letzten Drittel wurde er von seinem Trainer für Ersatzmann Jack Campbell auf die Bank gesetzt - nicht zum ersten Mal in dieser Serie. In drei der letzten vier Spiele wurde der Goalie während der Partie ausgetauscht. Kein Zeichen von Kontinuität und für den auf hohem Niveau noch eher unerfahrenen 24-Jährigen gewiss auch mental eine Herausforderung.

Leon Draisaitl bricht in der NHL einen Rekord nach dem anderen, doch etwas fehlt ihm noch, um den Heldenstatus eines Dirk Nowitzkis zu erreichen.
07:15
Leon Draisaitl - Wird er ein Star wie Dirk Nowitzki | 2nach10

Neben der schwierigen Torhüter-Situation und den Schwächen im Defensivverhalten kommt hinzu: Treffen Draisaitl und McDavid nicht oder haben generell einen schlechten Tag, erweist sich kaum ein anderer Spieler als Goalgetter. Stichwort Kadertiefe.

Der Blick auf die Playoff-Serie macht dies mehr als deutlich. Bei den vier Niederlagen gegen Vegas erzielte neben dem Super-Duo nur Warren Foegele noch ein Tor für die Oilers. Ein einziges.

Große Herausforderungen für die Offseason

Für die nun folgende Offseason hat vor allem General Manager Ken Holland einiges zu tun. Immerhin: Der Großteil des Kerns der Mannschaft steht bereits fest. Draisaitl und McDavid gehören dabei zu den Spielern, die vertraglich noch gebunden sind. An sportlicher Klasse wird es also auch in der kommenden Saison nicht mangeln.

Aber: Der Cap-Spielraum ist extrem klein und es müssen noch Akteure unter Vertrag genommen werden. Es bräuchte also talentierte Spieler, die mit teamfreundlichen Verträgen Leistungen bringen und einen Ausgleich zu den teuren Spitzenspielern darstellen. Keine leichte Aufgabe.

Die Hoffnungen von Leon Draisaitl auf den Stanley Cup waren in keiner Saison so groß wie in dieser, geklappt hat es dennoch nicht.

Ziehen die Oilers nun die richtigen Schlüsse oder laufen die beiden Superstars weiter vergeblich ihrer Krönung hinterher? Die Serie gegen die Golden Knights hat die Schwachstellen, die es zu beheben gilt, gnadenlos offengelegt ...