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NHL: Deutscher Star kämpft um seine Chance

Deutscher Star kämpft um seine Chance

Lukas Reichel spricht bei SPORT1 über seine harte Saisonvorbereitung, die Trade-Gerüchte um ihn und eine folgenschwere Kindheitsentscheidung.
Um Lukas Reichel kommen in letzter Zeit immer wieder Trade-Gerüchte auf. Im SPORT1-Interview nimmt der First Round Pick von 2020 Stellung dazu.
Lukas Reichel spricht bei SPORT1 über seine harte Saisonvorbereitung, die Trade-Gerüchte um ihn und eine folgenschwere Kindheitsentscheidung.

Lukas Reichel geht nun schon in seine fünfte NHL-Saison. Doch der endgültige Durchbruch bei den Chicago Blackhawks ist dem gebürtigen Nürnberger immer noch nicht gelungen.

Beim Auftaktspiel seines Teams zur neuen Saison gegen die Florida Panthers (2:3) stand der 23-Jährige nicht im Kader. Dennoch gibt er den Traum einer großen Karriere nicht auf.

Bei SPORT1 spricht Reichel über seine harte Saisonvorbereitung, die Trade-Gerüchte um ihn und eine folgenschwere Kindheitsentscheidung.

SPORT1: Lukas Reichel, die neue Saison in der NHL hat begonnen. Was sind Ihre Erwartungen?

Lukas Reichel: Spiele zu gewinnen. Ich denke, wir haben ein junges Team, deswegen ist es für uns wichtig, dass wir aus jedem Spiel lernen - auch wenn wir verlieren. Wir wollen am Ende aus der Saison rausgehen können und sagen: „Wir haben uns verbessert.“

Reichel: „Ich habe alles gemacht, was ich kann“

SPORT1: Wie groß ist bei Ihnen die Hoffnung, dass es die Saison wird, in der Ihnen der Durchbruch gelingt?

Reichel: Ich denke, ich habe im Sommer alles gemacht, was ich machen kann. Ich habe hart gearbeitet, ein bisschen anders trainiert, mit vielen Skill-Coaches geredet, viele Videos geschaut und dann versucht, alles im Training umzusetzen. Deswegen hoffe ich, dass es eine gute Saison wird.

SPORT1: Dennoch haben Sie zum Saisonauftakt bei den Florida Panthers nicht gespielt. Warum?

Reichel: Weil wir zu viele Stürmer haben.

SPORT1: Trotz der harten Saisonvorbereitung hat es für Sie noch nicht für einen Platz unter den zwölf besten Stürmern des Teams gereicht. Wie gehen Sie damit um?

Reichel: Es ist schwer. Aber ich versuche einfach, weiter hart zu arbeiten.

SPORT1: Sie gehen in die fünfte NHL-Saison, wie zufrieden sind Sie bislang mit Ihrer Karriere?

Reichel: Es gab viele Höhen und Tiefen, aber ich habe auch viel gelernt. Und es ist definitiv noch Luft nach oben.

Reichel: „Wir werden viel besser sein, wenn wir unser System richtig umsetzen“

SPORT1: Sie haben mit Jeff Blashill einen neuen Trainer bei den Blackhawks. Inwiefern ist das für Sie auch eine neue Chance?

Reichel: Neuer Trainer heißt auch immer neue Chancen. Ich glaube auch, dass der gesamte Coaching Staff, einschließlich der neuen Assistenztrainer, alles versucht, um den jungen Spielern zu helfen. Es ist nicht immer einfach, im Trainingscamp war die Umstellung auf ein neues System hart. Aber ich denke, dass wir viel besser mit unserem System sein werden, wenn wir es dann richtig umsetzen.

SPORT1: Sie gehen in das letzte Jahr Ihres Vertrages. In der Vorbereitung gab es bereits Gerüchte, dass Sie den Verein noch vor Saisonbeginn verlassen könnten. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?

Reichel: Für mich ist es eine ganz normale Saison. Klar, ist ein neuer Vertrag ein bisschen im Hinterkopf. Aber ich habe im Sommer hart trainiert, alles gemacht, bin in Form und fühle mich richtig gut. Deswegen kann ich sagen, dass ich alles versucht habe und körperlich und mental gut drauf bin.

SPORT1: Sie wurden beim Draft 2020 bereits an 17. Stelle in der ersten Runde gezogen. Wie sehr bedeutet dieser First-Round-Pick Druck für Sie?

Reichel: Am Anfang ist natürlich Druck da. Aber jedes Jahr werden Spieler gedraftet und am Ende des Tages ist es nur eine Nummer. Es ist sch***egal, ob du in der ersten oder fünften Runde gedraftet wirst.

SPORT1: Sie wurden 2020 zusammen mit Tim Stützle und JJ Peterka gedraftet. Stützle ist längst ein Gesicht der Ottawa Senators, Peterka bekam im Sommer in Utah einen Fünf-Jahres-Vertrag für 38,5 Millionen Dollar. Wie sehr vergleichen Sie sich mit Ihren beiden Landsleuten?

Reichel: Jeder Spieler ist anders, wenn man sich zum Beispiel die Eiszeiten anschaut. Ich kenne keinen Spieler, der in der vierten Reihe 100 Punkte gemacht hat. Dort spielt man auch ganz anders. Stützle und Peterka sind gute Freunde von mir. Wir trainieren zusammen (in der Saisonvorbereitung; Anm. d. Red.), schreiben uns und es ist immer schön zu sehen, dass sie Erfolg haben. Ich hoffe, dass es für sie so weitergeht.

Reichel freut sich auf Olympia

SPORT1: Im Februar werden Sie mit beiden bei den Olympischen Winterspielen in Mailand zusammen für Deutschland auf dem Eis stehen. Wie groß ist die Vorfreude?

Reichel: Groß, auf jeden Fall. Ich habe viel mit meinem Dad geredet, der war einmal bei Olympia (2002 in Salt Lake City; Anm. d. Red.), und für ihn ist das immer noch ein Highlight. Ich denke, dass wir eine gute Mannschaft zusammenhaben werden. Wir haben auf jeden Fall bei der WM immer Spaß zusammen, und ich denke, dass es auf jeden Fall wieder so sein wird. Ich will einfach alles mitnehmen, mir auch mal andere Sportarten angucken und schauen, was andere Sportler so machen, wie die sich vorbereiten. Ich denke, das wird interessant.

SPORT1: Sie kommen aus einer Eishockey-Familie. Der schon angesprochene Papa, Martin, hat 165 Länderspiele für Deutschland absolviert. Ihr Onkel Robert ist sogar mit Tschechien Olympiasieger und dreimal Weltmeister geworden. Wie groß war eigentlich Ihre Chance, kein Eishockeyspieler zu werden?

Reichel: Eigentlich wäre ich beinahe Fußballer geworden, um ehrlich zu sein. Mit 14 Jahren war ich ganz gut im Fußball, und es war gerade Sommer und ich im Fußball-Feeling. Aber dann kam wieder Winter und Eishockey. Deswegen habe ich mich, Gott sei Dank, dann für Eishockey entschieden. Der Sport ist auf jeden Fall in unserer Familie drin. Mein Bruder (Thomas spielt für Ravensburg in der DEL 2; Anm. d. Red.) und mein Cousin (Kristian, Sohn von Robert, spielt bei Adler Mannheim; Anm. d. Red.) spielen auch Eishockey. Dazu kommen noch mein Vater und mein Onkel. Deswegen war das für mich eigentlich von Anfang an klar, dass ich irgendwann Eishockeyspieler sein will.