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Nordische Kombination: Horst Hüttel kann IOC-Beschluss nicht nachvollziehen - "Sind sehr enttäuscht"

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Nordische Kombination: Horst Hüttel kann IOC-Beschluss nicht nachvollziehen - "Sind sehr enttäuscht"

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Kernsport bangt um Zukunft

Das IOC teilt mit, dass für die Spiele 2026 keine Frauen-Wettbewerbe in der Nordischen Kombination aufgenommen werden. Im SPORT1-Interview zeigt sich Horst Hüttel enttäuscht über diese Entscheidung.
Horst Hüttel kämpft für die Aufnahme von Frauen-Wettbewerben in der Nordischen Kombination bei Olympia
Horst Hüttel kämpft für die Aufnahme von Frauen-Wettbewerben in der Nordischen Kombination bei Olympia
© Imago
Manuel Habermeier
Manuel Habermeier
von Manuel Habermeier

Bittere Pille für die Nordischen Kombinierer!

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Am Freitag lehnte das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Antrag ab, Frauen-Wettbewerbe in der Nordischen Kombination in das olympische Programm aufzunehmen. (NEWS: Entscheidung bei Nordischer Kombination)

Bei Eric Frenzel, dreimaliger Olympiasieger, hinterlässt diese Entscheidung Angst um die Zukunft seiner Sportart. „Für die Zukunft der Nordischen Kombination sehe er jedenfalls „sehr schwarz“, sagte der 33-Jährige, „ich bin wirklich sehr enttäuscht“.

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In diese Kerbe schlägt auch Horst Hüttel. Der Sportliche Leiter beim DSV für die Disziplinen Nordische Kombination und Skispringen zeigt sich ebenfalls enttäuscht. Vor allem die Begründung der fehlenden Vielfalt kann der 53-Jährige nicht nachvollziehen. (NEWS: Alles zu Olympia)

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Horst Hüttel: „Wir sind sehr enttäuscht“

Zudem habe das IOC eine große Gelegenheit für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern bei den Olympischen Spielen verpasst. Immerhin ist die Nordische Kombination die einzige Disziplin, wo bislang nur Männer an den Start gehen.

Im SPORT1-Interview spricht Hüttel über die Zukunft der Nordischen Kombination bei den Olympischen Spielen sowie die Bedeutung der Disziplin für die olympische Tradition.

SPORT1: In der nordischen Kombination wird es auch bei den Olympischen Spielen 2026 keine Frauenwettbewerbe geben. Wie wurde diese Entscheidung aufgenommen?

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Horst Hüttel: Wir sind sehr enttäuscht darüber. Aus unserer Sicht haben wir alles getan, was das IOC gefordert hat. Es ist ein Prozess, der 2014 begonnen wurde, als der Damen-Skisprung olympisch geworden war. Damals hieß es vom IOC, dass es aufgrund der Gender Equality – ein Aspekt, der hohe Bedeutung im IOC genießt – notwendig sei, nun auch in der Nordischen Kombination die Damensparte zu entwickeln.

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Daraufhin hat die FIS in Person von Lasse Ottesen (FIS-Renndirektor für die Nordische Kombination, Anm. d. Red.) ein Strategiepapier erstellt. Dieses beinhaltete unter anderem die Aufnahme in den Weltcup, Organisation von Junioren-Weltmeisterschaften und anderes.

Dies alles wurde umgesetzt, weswegen die Mädchen bei den Youth Olympic Games 2020 schon teilnehmen konnten. Da waren insgesamt 13 Nationen vertreten.

Daher waren wir sehr optimistisch, was die Aufnahme der Damen-Wettbewerbe in das olympische Programm betrifft. Zumal wir der einzige Antrag waren, bei dem Gender Balance hergestellt wird. In der Nordischen Kombination wären zusätzlich Athletinnen zu Olympia gekommen. Bei den anderen Anträgen ging es nur um zusätzliche Wettkämpfe mit Frauen und Männern, die schon vor Ort sind.

Aus dem Grund ist die komplette Kombinationsfamilie sehr enttäuscht.

Fehlende Vielfalt? Das ist nicht nachzuvollziehen

SPORT1: Können Sie die Argumentation des IOC bezüglich der fehlenden Vielfalt nachvollziehen?

Hüttel: Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Es ist noch eine junge Sparte, aber wir hatten bei den Junioren-Weltmeisterschaften 13 Nationen – ebenso wie bei den Youth Olympic Games.

Es sind bei Olympia durchaus Sportarten am Start mit weniger als zehn Nationen, die aber schon zwei olympische Perioden hinter sich haben. Da misst man aus meiner Sicht mit zweierlei Maß. Daher ist die Begründung für mich nicht nachvollziehbar.

SPORT1: Und wie sehen Sie die Begründung mit der geringen Zuschauerzahl?

Hüttel: Das ist ein Punkt, der sich noch entwickeln muss. Diese kann ich ein Stück weit nachvollziehen, weil es noch eine junge Sportart ist. Wobei die Begründung des IOC da eher auf die Zuschauerzahlen bei Olympia abzielte und damit auf die Männer-Wettbewerbe gemünzt war. Die Frauen sind ja noch nicht bei Olympia dabei.

Aber ja, daran müssen wir auch arbeiten. Es gibt noch etliche Punkte, die die Sportart angehen muss.

SPORT1: Was sagt diese Entscheidung über die angestrebte Geschlechtergleichheit des IOC aus?

Hüttel: Das ist genau der springende Punkt, der uns so ratlos macht. Uns wurde immer wieder signalisiert, dass die Gender Equality eben gerade ein Vorteil unseres Antrags wäre. Die Nordische Kombination war bei den letzten Olympischen Spielen die einzige Disziplin, wo nur Männer am Start waren. Mit unserem Antrag wäre dieser letzte Schritt zur Gender Equality gemacht worden.

Genau deshalb hatten wir eigentlich auf einen positiven Bescheid gehofft. Allerdings wussten wir nicht, welche Argumente schwerer wiegen. Daher kam diese Entscheidung für uns so überraschend.

Olympia-Aus für die Nordische Kombination? „Die Gefahr ist da“

SPORT1: Es wurde angemerkt, dass es vielleicht 2030 klappen könnte. Wie realistisch schätzen Sie dies ein?

Hüttel: Die Entscheidung vom Freitag betrifft die Olympischen Spiele 2026 in Mailand. Das heißt, 2030 ist die nächste theoretische Option. Daher wird nun die FIS zusammen mit dem IOC ausarbeiten, welche Anforderungen exakt bestehen. Damit wollen wir für den erneuten Antrag 2026 bessere Voraussetzungen haben. Wir setzen jetzt alles daran, 2030 aufgenommen zu werden.

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SPORT1: Sehen Sie die Gefahr, dass die Ablehnung der Frauen-Wettbewerbe ein erster Schritt für ein generelles Aus der Nordischen Kombination bei Olympia sein könnte?

Hüttel: Die Gefahr ist da. Die hat das IOC in seiner Pressemitteilung auch klar dargelegt. Auch bei den Männern müssen deutliche Entwicklungen geschehen. Dies betrifft vor allem die Nationenvielfalt und die internationale Reichweite.

Die Reichweite kann man nur begrenzt beeinflussen. Aber wegen der Nationenvielfalt werden wir uns nun zusammensetzen müssen. Eine andere Chance haben wir nicht. Wir müssen überlegen, wie wir kleinere Nationen mithilfe der Development-Programme der FIS entwickeln können.

SPORT1: Gibt es da einen Austausch mit den anderen großen Verbänden – namentlich Norwegen und Österreich?

Hüttel: Wir waren schon in den vergangenen Monaten, als es um die Aufnahme der Damen ging, in stetigem Austausch. Mit Mario Stecher (Sportlicher Leiter für Nordische Kombination im ÖSV, Anm. d. Red.) und Ivar Stuan (Sportlicher Leiter für Nordische Kombination im NSF) sind wir ganz eng in Kontakt - aber auch mit Japan und Amerika.

Wir sitzen alle in einem Boot. Daher ist bei diesen Ländern die Enttäuschung erstmal besonders groß. Aber wir müssen konstruktiv bleiben und nach vorne blicken. Wir haben keine andere Möglichkeit.

Keine Zeit mehr zu verlieren

SPORT1: Gibt es schon Absprachen irgendwelcher Art?

Hüttel: Dafür ist es noch zu früh. Da setzen wir uns in den nächsten Wochen zusammen. Am 5. Juli tagt erstmal die FIS, um diesen Prozess auszuwerten. Der Skiweltverband steht zu 100 Prozent hinter der Nordischen Kombination – Damen wie Herren. Es wird bei den nächsten FIS-Weltmeisterschaften mit dem Mixed auch einen neuen Wettbewerb geben.

Aber da müssen jetzt erstmal ein paar Tage ins Land ziehen, um diese Enttäuschung zu verarbeiten. Zuviel Zeit dürfen wir jedoch nicht verlieren. Die Kombinationsfamilie trifft sich im August bei den Sommer-Grand-Prix-Veranstaltungen in Oberwiesenthal und Oberstdorf. Spätestens dort wird man sich intensiv austauschen.

Olympia ohne Nordische Kombination? „Man würde ein Stück Tradition verlieren“

SPORT1: Haben Sie auch schon Reaktionen von Sportlerinnen und Sportlern erhalten?

Hüttel: Man sieht in den sozialen Netzwerken, dass eine große Enttäuschung vorhanden ist – bei den Frauen und auch den Männern. Die Männer haben sich sehr dafür eingesetzt, dass die Frauen in der Nordischen Kombination bei Olympia an den Start gehen können.

Das Positive für die Männer ist, dass sie nach der Entscheidung vom Freitag Sicherheit für die nächsten vier Jahre haben. Dennoch überwiegt erstmal die Enttäuschung.

Aber es wäre mir nicht bekannt, dass bei den Damen einzelne Athletinnen schon entmutigt sind. Wir wollen das jetzt mal sacken lassen und in den nächsten ein, zwei Wochen werden wir in gemeinsame Gespräche gehen.

SPORT1: Die Nordische Kombination ist eine olympische Kernsportart. Sollte diese tatsächlich aus dem Programm genommen werden, sähen Sie darin dann eine Abkehr Olympias von der eigenen Tradition?

Hüttel: Das IOC würde damit eine der erfolgreichsten und langlebigsten Disziplinen verlieren. Seit 1924 ist die Nordische Kombination Teil des olympischen Programms. Von daher ja, man würde definitiv ein Stück Tradition verlieren.

Es gibt auch viele Spezialspringer, die mit der Kombination begonnen haben. Andreas Wellinger ist ein Paradebeispiel, aber auch Markus Eisenbichler und Karl Geiger kommen aus der Kombination. Auch vor diesem Hintergrund wäre so eine Entscheidung extrem bitter.