Home>Wintersport>

"Dann hätte ich aufgehört" - Biathlon-Star Émilien Jacquelin gewährt tiefe Einblicke

Wintersport>

"Dann hätte ich aufgehört" - Biathlon-Star Émilien Jacquelin gewährt tiefe Einblicke

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Biathlon-Star gesteht Krise

Kurz nach seinem WM-Triumph mit der französischen Männerstaffel beendet Biathlet Émilien Jacquelin vorzeitig seine Saison. Nun gewährt er tiefe Einblicke in seine Seele.
Staffel-Olympiasieger Michael Rösch fand den Rücktritt des deutschen Biathlon-Bundestrainers Mark Kirchner unerwartet.
Franziska Wendler
Franziska Wendler

Es war eine überraschende Entscheidung. Nur eine Woche nachdem er mit der französischen Männerstaffel bei der Biathlon-WM in Oberhof Gold geholt hatte, beendete Émilien Jacquelin seine Saison vorzeitig. Der 27-Jährige sei nicht mehr in der Lage, seinen Sport adäquat auszuüben, hieß es seinerzeit.

{ "placeholderType": "MREC" }

Nun hat sich der Franzose den Fragen der Leser der Zeitung L‘Équipe gestellt und ehrliche Einblicke in sein Leben gewährt.

„Es war eine schwierige Entscheidung, die ich vor einem Jahr nach den Olympischen Spielen hätte treffen können“, erklärte er die Hintergründe seiner Entscheidung.

{ "placeholderType": "MREC" }

„Damals war ich Zweiter in der Weltrangliste und es wäre sehr kompliziert gewesen, aufzuhören. Seit einem Jahr war mir bewusst, dass sich meine Energie in einer absteigenden Phase befand und ich eine Verschnaufpause brauchte. Ich habe die Fähigkeit, viel Energie zu investieren, das habe ich auch getan, aber irgendwann muss man auf sich selbst hören, denn ich bin keine Maschine“, ergänzte er.

Lesen Sie auch

Jacquelin beendete Saison vorzeitig wegen mentalen Problemen

Bereits zwei Tage vor der Männerstaffel hatte er demnach die Entscheidung gefällt, im Anschluss seine Saison zu beenden. Einfach war der Wettkampf für den Sportler dennoch nicht. „Es war ultrakompliziert, konzentriert zu bleiben, da ein Teil von mir bereits im Urlaub war, obwohl es einer der wichtigsten Wettkämpfe des Jahres war“, so Jacquelin weiter.

Für seinen weiteren Karriereverlauf war und ist das abrupte Ende der Saison aber entscheidend. „Ohne diese Pause hätte ich wohl in einem Jahr mit Biathlon aufgehört, weil ich mich nicht mehr darin wiederfand. Es ist wie bei einer Vinylplatte: Ich bin mit der A-Seite fertig, mache eine Pause, bevor ich die Platte umdrehe und die B-Seite auflege. Ich hatte das Bedürfnis, mit all dem Frieden zu schließen“.

Émilien Jacquelin (2.v.l.) gewann WM-Gold mit der französischen Männerstaffel
Émilien Jacquelin (2.v.l.) gewann WM-Gold mit der französischen Männerstaffel

Wie aber kam es überhaupt zu der Entscheidung? „Vor den vergangenen Wettkämpfen war ich ultrakonzentriert. Aber sobald das Rennen begann, hatte ich das Gefühl, dass mein Gehirn das Licht ausschaltete. Das hatte zur Folge, dass ich nicht mehr über die nötigen mentalen Ressourcen verfügte. Ich konnte nicht mehr die Intensität aufbringen, die auf hohem Niveau erforderlich ist, insbesondere beim Schießen“, berichtete der Top-Athlet.

{ "placeholderType": "MREC" }

Und weiter: „Es gab einen Einbruch. Es ist nicht so, dass ich versagt habe, aber es war eher so, dass ich mir gesagt habe: Ich bin an diesem Punkt, ich bin nicht mehr in der Lage, um einen Weltmeistertitel mitzuspielen. Ich hätte weitermachen und die Saison als Fünfzehnter beenden können. Warum auch nicht. Aber ich selbst sehe meinen Sport eher als Ausdrucksmittel, als dass es in erster Linie um Leistung geht. Ich bin so, wie ich bin, und mit 27 Jahren muss ich mich selbst akzeptieren.“

Kein Training mehr in der Eishalle in Oberhof

Etwas, was der Franzose in den zurückliegenden Jahren immer weniger getan hatte. Stattdessen versuchte er, den Menschen um ihn herum zu gefallen – hatte aufgehört, er selbst zu sein und sich dadurch verloren.

Dies soll ihm nicht noch einmal passieren, weshalb Jacquelin nun in vielen Bereichen seines beruflichen Lebens mehr auf sich selbst hören will. So auch beim Thema Klimawandel. Dass diverse Wettkämpfe im vergangenen Winter bei grenzwertigen Schneeverhältnissen stattfanden, „erhöht die Nervosität, bringt einen zum Nachdenken und manchmal denke ich, dass das, was ich tue, keinen Sinn ergibt“, so der viermalige Weltmeister.

In diesem Zusammenhang hat sich der Sportler auch vorgenommen, künftige Trainingseinheiten in der Eishalle in Oberhof einzustellen. „Wenn die Mannschaft beschließt, dorthin zurückzukehren, wird es ohne mich sein. Damit fängt es an, denn es tut mir weh, meine Berge so grün zu sehen“, begründete er seinen Entschluss.