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Ski alpin: Steve Jobs auf Brettern - warum ein Supertalent mit 23 die Karriere beendet

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Ski alpin: Steve Jobs auf Brettern - warum ein Supertalent mit 23 die Karriere beendet

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Der missverstandene Ski-Star

Mit seinem überraschenden Rücktritt sorgt Lucas Braathen für Furore. Der norwegische Alpin-Star ist nicht zuletzt ein Entertainer, der konsequent seinen Weg geht. Dabei hat er ein berühmtes Vorbild.
Dieser unvermutete Paukenschlag erschüttert den alpinen Skisport! Lucas Braathen, eine der schillerndsten Figuren der Szene, hat das sofortige Ende seiner Karriere verkündet.
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Es war ein absoluter Hammer, für den Lucas Braathen am Tag vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden sorgte!

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Im Alter von nur 23 Jahren verkündete er das Ende seiner Karriere - und ließ damit nicht nur den Ski-Zirkus, sondern auch enge persönliche Vertraute erstaunt zurück.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es passieren würde“, sagte Braathens bester Freund Atle Lie McGrath dem norwegischen TV-Sender NRK.

Im Nachhinein betrachtet fügt sich der unerwartete Schlussstrich allerdings durchaus logisch ein in die Geschichte eines jungen Mannes, der immer seinen eigenen Weg gegangen ist.

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Braathen eckt mit seinem Aussehen an

Der Norweger mit brasilianischen Wurzeln, der mit vollständigem Namen Lucas Pinheiro Braathen heißt, war schon immer eine auffällige Erscheinung in der eher konservativen Ski-Welt.

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Braathen hat keine Scheu, Konventionen zu brechen, auch Geschlechterklischees.

Er trägt gern Männerröcke, lackiert sich die Fingernägel - bereits früh musste der Sohn einer Brasilianerin mit Diskriminierung wegen seines Auftretens kämpfen.

„Ich war als Kind völlig verunsichert, war überall, wo wir hinzogen, der Neue, der Schräge, der Außenseiter. Ich versuchte, mich einzufügen, übernahm den Akzent, imitierte die Verhaltensweisen“, erklärte Braathen im Sommer dem Red Bulletin.

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Lucas Braathen schreckt auch vor ungewöhnlichen Outfits nicht zurück
Lucas Braathen schreckt auch vor ungewöhnlichen Outfits nicht zurück

Ski? Braathen wollte eigentlich Fußballer werden

Im alpinen Bereich hat er dann aber seine Berufung gefunden - wenn auch nicht auf direktem Wege.

Denn zunächst weigerte sich der kleine Lucas, auf die Skier zu steigen. „Ich fand das zuerst überhaupt nicht cool, versuchte es mit allen möglichen Ausreden“, erinnerte sich der Technik-Spezialist später.

Sein Vater, der in zahlreichen Skigebieten in Norwegen gearbeitet hat, ließ allerdings nicht locker und wollte Ausflüchte, dass er „als Halbbrasilianer nicht für die Kälte gemacht sei“, nicht hören.

Die Überzeugungsarbeit trug Früchte. Braathen junior ließ dafür sogar seinen großen Traum vom Fußball sausen und feierte als 18-Jähriger schließlich sein Weltcup-Debüt.

Schnell stellten sich erste Erfolge ein. Im Alter von 20 Jahren gewann er zum ersten Mal den prestigeträchtigen Slalom in Sölden.

In seiner letzten Saison 2022/23 zeigte er noch einmal seine ganze Klasse: Braathen gewann den Slalom-Weltcup und wurde Vierter im Gesamtweltcup.

Ski-Star legt sich mit dem norwegischen Verband an

Doch er eckte mit seinem Verhalten bei seinem Verband an.

Braathen wollte sich selbst die Unternehmen aussuchen, für die er Werbung machen soll - ein krasser Kontrast zu den Ansichten der norwegischen Ski-Bosse, die konsequent gegen die Eigenvermarktung ihrer Athleten vorgehen. Das mussten schon andere Wintersport-Stars wie Henrik Kristoffersen und Johannes Kläbo feststellen.

„Man versucht einfach, das zu bekommen, was einem als Einzelsportler zusteht“, erläuterte Braathen im Sommer dem NRK seine Beweggründe für den Zoff mit dem NSF.

Lucas Braathen hat in der vergangenen Saison den Slalom-Weltcup gewonnen
Lucas Braathen hat in der vergangenen Saison den Slalom-Weltcup gewonnen

Braathen wie Jobs? „Er ist mein Vorbild“

Zuvor hatte er mit einem Marketing-Auftritt für die Modemarke J. Lindeberg, die in direkter Konkurrenz zum NSF-Partner Helly Hansen steht, für Wirbel gesorgt.

Das stieß dem modeaffinen Norweger, der schon auf der Mailänder Fashion Week war, sauer auf. Von einem „Rahmen außerhalb des Sports“ wollte sich Braathen nicht einengen lassen.

Deswegen überrascht es nicht, dass er von Apple-Gründer Steve Jobs schwärmt. „Er ist mein Vorbild, weil er sich den strengen Regeln, die in der damals noch konservativen Computerbranche herrschten, widersetzt hat. Er ist ausgebrochen und hat einfach durchgezogen, woran er geglaubt hat“, erklärt Braathen.

Parallelen zwischen dem mittlerweile verstorbenen Computer-Genie und dem Entertainer auf den Skiern sind dabei nur schwer von der Hand zuweisen.

Braathen will „eine Inspiration“ sein

Doch statt Lob für seinen Einsatz zu bekommen, erhielt das Slalom-Ass in den vergangenen Monaten viel Kritik von Medien und Fans. Dabei wurde behauptet, „ich sei ein Egoist, denke nicht an die Gemeinschaft und sei gierig“, beklagte sich der 23-Jährige.

Seine Teamkollegen wissen allerdings, dass dies überhaupt nicht der Fall ist. „Er hat einen starken Beitrag zur Gruppe geleistet“, lobte Aleksander Aamodt Kilde in der Zeitung Dagbladet.

Lucas Braathen hat mit nur 23 Jahren seine Karriere beendet
Lucas Braathen hat mit nur 23 Jahren seine Karriere beendet

Doch der Kampf gegen die Windmühlen im eigenen Verband hat die größte Alpin-Hoffnung Norwegens zermürbt. „Ich will mir nicht diktieren lassen, wie ich mich als Skifahrer zu verhalten habe“, schilderte er.

Deswegen ist der Schluss, seine Karriere in jungen Jahren und nach dem Höhepunkt Slalom-Weltcup-Sieg zu beenden, letztlich konsequent. Schließlich will Braathen „eine Inspiration“ sein - und den Menschen helfen, für ihre Überzeugungen einzustehen.