Die Lobeshymnen waren Julia Simon fast unangenehm, deshalb trat sie kurzerhand selbst auf die Euphoriebremse. Historische vier Einzelgoldmedaillen bei einer WM? "Ich möchte mich da nicht unter Druck setzen, denn es hängt von Vielem ab, ein Millimeter, und es kann schnell in die andere Richtung kippen", sagte die 27-Jährige nach ihrem Triumph in der Verfolgung: "Aber klar, wenn man sich die Startnummer auf den Rücken schnallt, will man gewinnen."
Historischer Erfolg für „Kriegerin“ Simon?
Selbst die Konkurrenz zeigt sich extrem beeindruckt. "Sie hatte einen schwierigen Start in die Saison. Aber jetzt hat sie wieder Selbstvertrauen, es ist die alte Julia Simon vom letzten Jahr - ein Killer am Schießstand", sagte der deutsche Frauen-Trainer Kristian Mehringer: "Die schwebt auf einer Welle, da kann man noch viel erwarten bei dieser WM." Dem Gold in der Mixed-Staffel ließ die Französin Triumphe im Sprint und Jagdrennen folgen.
"Sie ist die Königin dieser Weltmeisterschaften, sie ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich, vor allem in der Art und Weise, wie sie mit ihren Emotionen umgeht", schwärmte der norwegische Männer-Trainer Siegfried Mazet. Simon lasse sich trotz der Kreditkarten-Affäre mit ihrer Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet "durch nichts aus der Ruhe bringen, in der Strategie wäre sie auch Weltmeisterin, wenn sie Schach spielen würde. Sie tut genau das Richtige im richtigen Moment."
Er erkenne in Simon eine "Mischung" aus Martin Fourcade und Johannes Thingnes Bö. "Martin hatte diese Fähigkeit, alles unter Kontrolle zu haben, obwohl er ab und zu seinen Instinkt einsetzte. Johannes ist ein sehr instinktiver Schütze. Julia ist beides", erklärte Mazet. Wenn Simon "mit den Füßen auf dem Boden" bleibe, seien gar die bislang nie von einem Biathleten erreichten vier Einzeltitel bei einer WM "in ihrem Bereich".