Sie ist aktuell eine der wenigen Positiv-Geschichten im deutschen Damen-Team. Vanessa Voigt beeindruckte bei ihrem Comeback in den Biathlon-Weltcup mit einer tollen Aufholjagd.
Deutschlands emotionaler Lichtblick! Das Ende der Leidenszeit?
Deutschlands emotionaler Lichtblick
In der Verfolgung von Östersund lief sie in ihrem erst vierten Rennen nach der langen gesundheitlichen Zwangspause von Rang 32 auf den zehnten Platz und wurde so beste deutsche Biathletin. Gleichzeitig erfüllte sie so auch schon die erste halbe Norm für die Olympischen Spielen.
Voigt blieb im Rennen fehlerfrei und lief die fünftbeste Zeit des Tages. Mit diesem Ergebnis machte sie zudem Hoffnung darauf, dass sie an ihre starken Leistungen vor ihrer Zwangspause anknüpfen kann.
Die 28-Jährige war in der Saison 2023/24 sogar die beste deutsche Athletin im Gesamtweltcup gewesen (Platz acht). Die vergangene Saison 2024/25 wurde für sie dann jedoch zur echten Horror-Saison.
Biathlon: So erlebte Voigt die schwere letzte Saison
Vor dem Saisonstart kämpfte sie im Sommer 2024 mit mentalen Problemen. Als sie diese überwunden hattet, startete sie eigentlich sportlich stark in die Saison, lief in Hochfilzen und Le Grand-Bornand sogar auf das Podest.
Doch dann machten ihr gesundheitliche Probleme einen Strich durch die Rechnung. Eine schwere Atemwegsinfektion setze sie rund um die Jahreswende außer Gefecht.
Nach einem missglückten Comeback-Versuch bei den Heimweltcups in Oberhof und Ruhpolding beendete sie im Januar vorzeitig ihre Saison.
„Ich habe in meiner Karriere schon einiges erlebt. Letztes Jahr hat der Kopf total gestreikt, dann auch der Körper“, sagte Voigt am Rande der DSV-Ankleidung vor der Saison auf SPORT1-Nachfrage zur schweren Saison: „Natürlich war die ganze Situation für den Kopf nicht so leicht, aber ich glaube ich habe da jetzt meine Mittelchen gefunden, um die ganze Zeit gut zu verstehen.“
Schon vor der Saison hatte sich angedeutet, dass sie endlich wieder auf dem richtigen Weg sei: „Mir geht es aktuell sehr gut. Klar, es hat eine Zeit gedauert. Ich musste mich langsam wieder rantasten und erstmal einfach wieder trainingstauglich werden.“
Voigt hat sich „überhaupt nicht wiedererkannt“
Sie sei unglaublich froh, in dieser Saison wieder körperlich voll auf dem notwendigen Niveau zu sein. In der Vorsaison habe sie gegen ihren eigenen Körper ankämpfen müssen.
„Ich habe gemerkt, dass ich mich nicht mehr gut erhole und, dass mein Schlaf nicht ausreichend ist“, erinnerte sich Voigt an die Zeit ihrer ersten Erkrankung rund um den Weltcup in Le Grand-Bornand.
Anschließend habe sie schweren Herzens den Massenstart absagen müssen, „obwohl es im Gesamtweltcup gut aussah“.
Ihre Hoffnung damals: Eine erfolgreiche Rückkehr zu den Heimweltcups zum Start des neuen Jahres.
„Ich habe gedacht, dass es alles wieder funktioniert, wenn ich dem Körper eine Pause gönne, doch dann habe ich schnell gemerkt - gerade wenn man Antibiotika nehmen muss -, dass es dann nicht so schnell funktioniert“, sagte Voigt.
Bei den Heimweltcups habe sie sich „überhaupt nicht wiedererkannt“. Voigt landete dort nur auf den Plätzen 68 und 70: „Da musste ich dann einfach den Schlussstrich ziehen.“
„Wenn man offen spricht, hilft das immer weiter“
Es folgte eine unglaublich lange Leidenszeit. Speziell bei den Highlights wie der Biathlon-WM nur zuschauen zu können, habe extrem weh getan. Deswegen flog sie in dieser Zeit extra in den Urlaub und ergriff noch eine ganz spezielle Maßnahme.
„Der erste Schritt, wo mir auch speziell Leute aus meinem Umfeld geholfen haben, war zu sagen: ‚Komm, wir legen jetzt mal das Handy weg und löschen auch Instagram für einen Monat‘“, erinnerte sich Voigt an die Zeit.
Zudem setzte sie auf externe Hilfe, wie sie auf SPORT1-Nachfrage berichtete: „Ich arbeite eng mit einem Mentaltrainer zusammen. Das ist mir sehr wichtig für meine sportliche Karriere. Letztes Jahr waren es einfach andere Gesichtspunkte. Gerade wenn man sich da Hilfe sucht und offen spricht, hilft das einem immer weiter.“
Nachdem sie mental und körperlich wieder voll auf der Höhe gewesen war, arbeitete sie hart im Training an sich: „Ich habe schon sehr auf meine Technik, speziell auf meine Lauftechnik, geschaut und habe versucht, diese weiterzuentwickeln.“
Begleicht Voigt offene Rechnung mit Olympia?
Speziell im Laufen hatte Voigt in ihren letzten Starts in der vergangenen Saison extreme Probleme gehabt. Diese Probleme scheint sie in dieser Saison nun aber wieder schrittweise in den Griff zu bekommen.
Konkrete sportliche Ziele will sich die 28-Jährige nach der schweren Vorsaison nicht setzen. „Ich möchte einfach wieder mit einem Lächeln am Start stehen, fokussiert rangehen, einfach von Rennen zu Rennen schauen und an vielen kleinen Stellschrauben arbeiten“, sagte Voigt.
Ein großes Ziel gibt es aber dennoch: „Das große Ziel liegt natürlich im Februar (Anm. d. Red.: Teilnahme an den Olympischen Spielen).“
Denn speziell mit Olympia hat Voigt noch eine Rechnung offen. Bei den Spielen in Peking verpasste sie im Einzel mit Platz vier nur um 1,3 Sekunden eine Medaille. In der Staffel reichte es zumindest zu Bronze.
Nach der extremen Leidenszeit der Vorsaison würde Vanessa Voigt ein ähnliches Ergebnis bei Olympia 2026 wohl sofort unterschreiben.