Lindsey Vonn lächelte, aber es schien, als müsse sie sich dazu ein wenig quälen. Nein, ihr viel beachtetes Comeback verlief nun wirklich nicht so, wie sie sich das ausgemalt hatte.
Sensationssieg bei Vonns Comeback
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"Ich komme nicht hierher, um Zehnte zu werden", hatte sie ja vor der Weltcup-Abfahrt im österreichischen Zauchensee betont. Und dann belegte die Amerikanerin bei ihrem ersten Rennen seit zehneinhalb Monaten und nach einem Oberarmbruch nur Rang 13.
Schreyer überrascht alle
Während die bislang weitgehend unbekannte Christine Schreyer (Österreich) sensationell zu ihrem ersten Weltcup-Sieg fuhr und Viktoria Rebensburg nach einem "saudummen Fehler" ausschied, brauchte Vonn ein wenig, um sich mit ihrem Resultat abzufinden: "Das erste Rennen ist immer schwierig. So gesehen war das heute in etwa das, was ich erwarten konnte. Natürlich wäre ich lieber schneller gewesen und hätte gerne gewonnen."
Vonn wäre nicht Vonn, wäre sie mit dem Resultat tatsächlich zufrieden gewesen. Doch auch sie musste feststellen, dass sie wohl Zeit braucht, um an die alte Form anzuknüpfen. Im Februar 2016 hatte sie sich bei einem Sturz in Andorra eine schwere Verletzung am linken Knie zugezogen. Der Formaufbau für die laufende Saison war dann am 10. November jäh gestoppt worden, als sie bei einem Trainingssturz den rechten Oberarm brach.
WM das große Ziel
Noch stimmt das Timing nicht, noch scheint Vonn nicht ans Limit gehen zu können. Bis zur WM in St. Moritz (6. bis 19. Februar) will sie das abgestellt haben. "Ich habe jetzt drei Wochen Zeit. Ich kann mich nur verbessern", sagte sie. Große Probleme bereitet ihr vor allem ihre rechte Hand, sie hat eingeräumt, dass diese sich noch anfühlt wie eingeschlafen. Den Skistock kann sie deshalb nicht so anpacken, wie sie es seit Kindesbeinen gewohnt ist.
Die Aufmerksamkeit am Sonntag musste sich Vonn dann mit der Sensationssiegerin teilen. "Das ist unbeschreiblich. Ich hätte das nie erwartet, es ist einfach cool", sagte Schreyer, die außerdem mit einem Lächeln berichtete: "Wenn einem die Lindsey gratuliert, ist das schon sehr cool."
Die 22-Jährige, schon im Trainingslauf am Morgen Zweite, gewann vor Tina Weirather (Liechtenstein) und der Überraschungsdritten Jacqueline Wiles (USA).
Rebensburg ärgert sich
Viktoria Rebensburg schied nach einem Patzer in einem Flachstück aus - an einer kleinen Welle rutschte sie weg. "Saudummer Fehler", sagte sie und ergänzte mit Bedauern in der Stimme: "Ich habe mich heute gut gefühlt, hatte einen schnellen Ski und einen guten Plan." Beste Deutsche war schließlich Michaela Wenig auf Rang 39.
Das Training am Vormittag war von zwei schweren Stürzen überschattet worden. Die Italienerin Nadia Fanchini und die Ungarin Edit Miklos mussten nach längerer Behandlungszeit jeweils mit dem Rettungshubschrauber ausgeflogen werden. Über ihre Verletzungen wurde zunächst nichts bekannt.