Während Henrik Kristoffersen seinem Unmut über die Protestaktion der „Letzten Generation“ beim ersten Männer-Weltcuprennen der Alpin-Saison im österreichischen Gurgl freien Lauf ließ, brodelt es auch im Kreise der Athleten. Vor allem im Team Austria scheint es mächtig Zoffpotenzial zu geben.
Rauswurf droht! Ski-Profi polarisiert
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Julian Schütter, der am 26. November des vergangenen Jahres sein Weltcup-Debüt feierte, solidarisiert sich öffentlich mit den Klimaschützern, weswegen er intern sogar als „Nestbeschmutzer“ bezeichnet werden soll, wie der Schweizer Blick berichtet.
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Bereits im vergangenen Winter soll es demnach zu Reibereien im Abfahrtsteam gekommen sein. Schütter, der Veganer ist, wollte die Teamkollegen ebenfalls zum Fleischverzicht überreden, weswegen sich ein Abfahrtskollege bei der Teamleitung beschwert habe: „Wenn mir der Schütter noch einmal meinen Fleischkonsum madigmachen sollte, werde ich ihm eine reinhauen.“
Schütter will Zukunft des Wintersports retten
Dass Schütter als Weltcupfahrer selbst Teil einer Sportart ist, die nicht unbedingt als klimafreundlich gilt, sieht der 25-Jährige dabei nicht als widersprüchlich. „Was ist falsch daran, wenn ich mich für das Überleben meiner Sportart einsetze?“, erwiderte er einem Kritiker seiner Haltung.
Diese untermauert er mit seinem Verhalten. Zu Weltcuprennen in Europa fährt er stets mit dem Zug. „Weil die Zugverbindungen in die Skigebiete vielfach richtig schlecht sind, trifft Julian oft vier bis fünf Stunden später als sein Team im Hotel ein“, verriet Josef Brunner, Speedchef des österreichischen Verbands.
Dazu bezieht der ÖSV-Youngster auch öffentlichkeitswirksam in der Klimafrage Position. Als die „Letzte Generation“ im September mehrere Aktionen in Österreich durchführte, solidarisierte sich Schütter zusammen mit 29 anderen Sportlern aus Österreich mit der Protestbewegung. Auch nach der Aktion in Gurgl meldete er sich via Facebook zu Wort. Zwar verstehe er die Wut darüber, „aber ich denke, wir sollten einen Moment innehalten und darüber nachdenken, auf wen wir wirklich sauer sein sollten“.
Er selbst sei ebenfalls wütend, „aber nicht auf verzweifelte Aktivisten, die keinen anderen Weg sehen, einen lebenswerten Planeten zu erhalten, sondern auf unsere Politiker, deren Aufgabe das wäre“.
Allerdings wandelt der Schladminger auch auf einem schmalen Grat. Noch hat er die Unterstützung von Brunner, der Schütter als „netten Burschen“ bezeichnet. „Aber natürlich habe ich ihn bis jetzt vor allem deshalb gestützt, weil ich von seinen sportlichen Qualitäten überzeugt bin“, macht der Mann aus der Steiermark klar.
ÖSV-Speedchef mit klarer Ansage
Auf diese sollte sich Schütter schnellstmöglich wieder konzentrieren, wenn es nach Brunner geht. Vor allem das Verhalten während der Reha nach Schütters Kreuzbandriss in Kitzbühel hatte Brunner verärgert. „Anstatt eine seriöse Reha zu machen, hat er das Thema Klimaschutz in meinen Augen zu stark forciert. Meines Wissens ist er für einen Vortrag über den Umweltschutz viermal nach Paris gefahren. So hat er mindestens einen Monat Zeit verloren, welche für seine Zukunft als Skirennfahrer so wichtig gewesen wäre.“
Seinen Kredit scheint Schütter damit aufgebraucht zu haben. Jetzt muss er wieder Ergebnisse auf der Piste liefern, denn sonst „werde ich nach dieser Saison wenig Argumente für seinen Verbleib im ÖSV-Kader haben“, nimmt Brunner seinen Schützling in die Pflicht.