Freud und Leid liegen im Sport oft sehr nah beisammen - das gilt auch für den alpinen Skisport. Der jüngste, schmerzhafte Beweis: Marco Schwarz. Als Gesamtführender war der Österreicher nach Bormio gereist. Bei der Abfahrt stürzte er dann folgenschwer und landete im Fangnetz. Per Helikopter ging es ins Krankenhaus, dort besiegelte die niederschmetternde Diagnose sein Saisonaus.
Nach Horror-Verletzung von Schwarz: "Trainer sind mitschuldig!"
Harte Kritik nach Horror-Verletzung
Schwarz zog sich einen Kreuzband- und Meniskusriss im rechten Knie zu. Allerdings warf diese schwere Verletzung schnell eine zentrale Frage auf: Hat der 28-Jährige seinem Körper zu viel zugemutet?
Immerhin ist Schwarz einer der Allrounder im Ski-Zirkus, hat vor dem Zwischenfall in Bormio sämtliche Abfahrten, Super-G, Riesentorläufe und Slaloms mitgenommen. Zwei Legenden des Sports sprechen deswegen Klartext.
Hat Schwarz seinem Körper zu wenige Pause gegeben?
Am Donnerstag haben mehrere Beobachter berichtet, dass Schwarz auf der Stelvio zwischen der Streckenbesichtigung und dem eigentlichen Rennstart auch noch Riesenslalom trainiert hat.
„Wenn das wirklich stimmt, war das meiner Meinung nach total fahrlässig“, sagte Stephan Eberharter, der 2002 und 2003 zweimal den Gesamtweltcup gewonnen hat. Die Abfahrt in Bormio erfordere „wesentlich mehr Substanz“ als andere Rennen.
„Ich hatte in meiner Karriere in der Phase die erfolgreichste Zeit, wo ich besonders großen Wert auf die Regeneration gelegt habe. Aber bei dem Wahnsinns-Pensum, welches Blacky (Spitzname von Schwarz; Anm. d. Red.) absolviert hat, kommt die Regeneration eben viel zu kurz und Verletzungen sind die logische Folge“, fügte Eberharter hinzu. „Deshalb habe ich vor Beginn dieser Saison gehofft, dass er den Slalom aus seinem Programm streicht.“
„Trainer sind in meinen Augen mitschuldig“
Eberharter ärgerte sich jedoch nicht nur über das Verhalten von Schwanz, sondern auch über die Teamführung des österreichischen Skiverbandes.
„Dass ein Rennfahrer, der in derart guter Form ist, möglichst viele Wettkämpfe bestreiten will, kann ich irgendwie nachvollziehen. Aber genau deshalb müssten die Trainer einem Athleten aufzeigen, was geht und was nicht möglich ist“, meinte der Zillertaler.
Eine ähnliche Meinung wie Eberharter vertritt Marc Girardelli, der zwischen 1980 und 1997 in allen vier Disziplinen reihenweise Weltcupsiege eingefahren hat: „Die Trainer sind in meinen Augen mitschuldig an der Verletzung von Marco, weil sie in den letzten Monaten zu wenig Wert auf die Erholung seines Körpers gelegt haben.“