Ski Alpin>

Die Tragödie um eine legendäre Ski-Dynastie

Die Tragödie um eine Ski-Dynastie

Heute vor 19 Jahren starb Francisco Fernández Ochoa, Spaniens einziger Ski-Alpin-Goldheld bei Olympia. Auch das Leben seiner jüngeren Schwester Blanca endete tragisch früh.
Francisco Fernandez Ochoa im Jahr seines Olympiasiegs 1972
Francisco Fernandez Ochoa im Jahr seines Olympiasiegs 1972
© IMAGO / Colorsport
Heute vor 19 Jahren starb Francisco Fernández Ochoa, Spaniens einziger Ski-Alpin-Goldheld bei Olympia. Auch das Leben seiner jüngeren Schwester Blanca endete tragisch früh.

Am heutigen Donnerstag jährt sich der Todestag eines ganz besonderen spanischen Sportlers zum 19. Mal: Francisco Fernández Ochoa gewann 1972 als erster und bis heute einziger spanischer Sportler eine Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen.

Es war die Krönung nicht nur seines Vermächtnisses, sondern auch des Vermächtnisses seiner Familie: Auch vier Geschwister Ochoas waren fuhren Ski auf internationalem Niveau und nahmen an Olympia teil.

Die jüngere Schwester Blanca holte 1992 in Albertville Bronze im Slalom - die zweite und bis heute letzte Olympiamedaille für Spanien im Ski-Alpin-Bereich. Die Erfolgsgeschichte der beiden hat inzwischen allerdings eine tragische Note.

„Wie ein japanischer König in einer Stierkampfarena“

Francisco Fernández Ochoa, geboren am 25. Februar 1950 in Madrid, feierte 1972 beim Slalom-Wettbewerb im japanischen Sapporo den Coup seines Lebens.

Er profitierte damals davon, dass der Top-Favorit und Weltcup-Führende Jean-Noël Augert seinen zweiten Lauf verpatzte. Er siegte vor den Südtiroler Brüdern Gustav und Roland Thöni.

Kurios: Die Medaillenzeremonie hätte beinahe ohne „Paquito“, wie Fernández Ochoa genannt wurde, stattgefunden. Frisch geduscht kam er zum Stadion, hatte allerdings seinen Pass vergessen, der ihn als Athlet auswies. Das Sicherheitspersonal glaubte ihm nicht, dass er kurz zuvor eine Goldmedaille geholt hatte und wollte ihn nicht in den Innenraum lassen.

Am Ende gab es dann doch ein Happy End. Fernández Ochoa durfte ins Stadion und seine Medaille in Empfang nehmen. Er nahm es auch mit Humor, dass ihm die Sicherheitskräfte ohne die offiziellen Dokumente seine Identität nicht glaubten: „Stellen Sie sich das vor: Ein Olympiasieger im Skifahren aus Spanien! Das wäre wie ein japanischer König in einer Stierkampfarena.“

Schwester trat in Ochoas Fußstapfen

Dabei gibt es in dem südeuropäischen Land durchaus Skigebiete, unter anderem in der bis zu 2428 Meter hohen Bergkette Sierra de Guadarrama. Hier hat auch Fernández Ochoa - der 1974 in Innsbruck auch WM-Bronze holte - als Sohn eines Skilehrers in seiner Kindheit das Skifahren erlernt.

Fernández Ochoa hatte insgesamt sieben jüngere Geschwister, neben der 1963 geborenen Blanca nahmen noch drei weitere von ihnen ebenfalls an olympischen Ski-Alpin-Rennen teil: Bruder Juan Manuel (geboren 1951) 1976 in Innsbruck, Bruder Luis (1965) 1984 in Sarajevo und 1988 in Calgary sowie Schwester Dolores (1966) ebenfalls 1984 in Sarajevo.

Blanca Fernández Ochoa war schon 1988 in Calgary drauf und dran, an den Medaillencoup ihres ältesten Bruders anzuknüpfen, lag im Riesenslalom nach dem ersten Durchgang vor der Deutschen Christa Kinshofer auf Platz 1 - schied dann aber im zweiten Durchgang aus.

Vier Jahre später holte sie in Albertville doch noch die ersehnte Medaille - und beendete danach ihre Karriere.

Francisco und Blanca wurden nur 56 Jahre alt

Traurig: Sowohl Francisco als auch Blanca sind früh verstorben, wurden jeweils nur 56 Jahre alt.

Francisco, Zeit seines Lebens eine der meistrespektierten Sportlerpersönlichkeiten Spaniens - er gab auch König Juan Carlos Skistunden -, erlag am 6. November 2006 einer Erkrankung an Lymphdrüsenkrebs.

Schwester Blanca wurde am 4. September 2019 tot aufgefunden, nachdem sie zuvor als vermisst gemeldet worden war - sie war nicht von einer Bergwanderung zurückgekehrt. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, dass die an einer bipolaren Störung leidende Blanca sich das Leben genommen hatte.

-------

Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

-------

Die Erinnerung an Francisco, das berühmteste Mitglied der Ochoa-Dynastie, lebt vor allem im Bergdorf Cercedilla fort, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte: Neun Tage vor seinem Tod wurde dort ein Denkmal für ihn enthüllt.