Bereits unmittelbar vor dem Start in die Weltcup-Saison 2025/26 gibt es erste Streitpunkte im stark besetzten norwegischen Langlaufteam. Der Grund: Emil Iversen, der 2019 und 2022 insgesamt vier Goldmedaillen bei den Weltmeisterschaften holte, wurde nicht für die Rennen im finnischen Ruka nominiert - was der 34-Jährige selbst überhaupt nicht nachvollziehen kann.
"Dachte, das hier sei versteckte Kamera": Großer Ärger in Norwegen
Ärger bei großer Langlauf-Nation
„Man könnte denken, das hier sei versteckte Kamera. Ich war ziemlich schockiert, habe nichts verstanden und vermutete, das sei ein Scherz“, beklagte sich Iversen in einem Interview mit der Tageszeitung Verdens Gang direkt. Anstelle des Routiniers wird am Freitag der zehn Jahre jüngere Edvard Sandvik am Start stehen.
„Ich verstehe die Frustration“
Iversen erzählte, man habe ihm gesagt, sein hohes Alter und ein enttäuschendes Testrennen im norwegischen Beitostolen seien ausschlaggebend gewesen. Dabei lag Iversen bei jenem Lauf am vergangenen Wochenende vor Sandvik. Unterstützung erhielt er deswegen von Didrik Tönseth und Superstar Johannes Hösflot Klaebo. Beide sind der Meinung, dass Iversen mit nach Finnland hätte reisen müssen.
„Ich finde, die Argumente dafür sind ziemlich dünn. Wir sollten jemanden nehmen, der gut genug ist. So einfach ist das. Das ist meine Meinung. Ich finde das zwar seltsam, aber so ist es nun einmal“, sagte Klaebo und betonte, Iversens große Frustration nachvollziehen zu können: „Ich verstehe die Frustration. Es ist ein bisschen so: Wenn man gut genug ist, soll man dabei sein. Unabhängig davon, ob man alt oder jung ist.“
Ähnlich äußerte sich Tönseth. Insbesondere die Begründung bezüglich des Alters sei auch aus seiner Sicht ein Unding. Iversen wiederum freute sich über den Zuspruch seiner Kollegen. „Ich habe schon viele Auswahlgespräche geführt, aber die Unterstützung, die ich jetzt von allen Seiten bekomme – alt, jung, gut, schlecht –, habe ich noch nie erlebt. Das bedeutet mir wirklich alles“, offenbarte er.
„Deshalb nahmen wir Edvard mit“
Warum Iversen dennoch zuschauen muss? Langlauf-Chef Per Elias Kalfoss hat inzwischen eine Antwort gegeben. „In Beitostolen landeten beide knapp hintereinander. Emil schlug Edvard, und wir kamen zu dem Schluss, dass es sehr ausgeglichen ist“, schilderte er. „Aber Edvard ist ein Läufer, der sich unserer Meinung nach gut entwickelt und eine Karriere vor sich hat. Wir möchten, dass er die Möglichkeit bekommt, sich im Weltcup zu versuchen. Deshalb nahmen wir Edvard mit nach Ruka.“
Zudem verriet Kalfoss, dass Klaebo wegen Iversens Situation sogar den direkten Kontakt gesucht habe. „Ich finde es sehr gut, dass er das tut. Dass er mir sagt, dass er anderer Meinung ist und andere Ansichten dazu hat. So sollte es sein. Es sollte Raum geben, um seine Meinung zu sagen und anderer Meinung zu sein“, sagte er und begrüßte den Austausch.