Mit leicht schwermütigem Blick trennte sich Karl Geiger vom liebgewonnenen Gelben Trikot, während sein großer Rivale Ryoyu Kobayashi das begehrte Stück Stoff als Sieger im Winterwunderland von Lahti überzog.
Doppelter Misserfolg für Geiger
© Imago
„Es ist ein bisschen ärgerlich“, sagte Geiger, nachdem er mit Platz fünf in Finnland die Führung im Gesamtweltcup der Skispringer verspielt hatte. Das Rennen um den Gewinn der Kristallkugel hat nach Olympia aber erst richtig begonnen.
„Das heißt noch nix. Beide sind eng beieinander, und es sind noch viele Springen“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher in der ARD: „Und wir müssen uns ohnehin auf das Skispringen fokussieren und nicht auf das Gelbe Trikot.“
Horngacher will Sprung analysieren
Das gelang Geiger am Sonntag nur phasenweise. Während Kobayashi nach einer Aufholjagd gleichauf mit dem Norweger Halvor Egner Granerud als Doppelsieger seinen achten Saisonerfolg feierte, rutschte Geiger ab. Nach 125,5 m im ersten Durchgang hatte der 29 Jahre Oberstdorfer noch auf Platz zwei gelegen, fiel dann aber mit 123,5 m im Finale noch zurück.
„Platz fünf ist schon okay. Ich weiß aber nicht, woran das gelegen hat“, sagte Geiger. Und auch Horngacher meinte: „Es war nicht optimal, das müssen wir jetzt in Ruhe analysieren.“
Kobayashi gelang hingegen ein Traumsprung auf 130,5 m, der ihn von Platz fünf auf eins beförderte. Granerud, der nach dem ersten Durchgang geführt hatte, kam wie der Japaner auf 278,0 Punkte, Dritter wurde Weltmeister Stefan Kraft (Österreich/271,3).
Geiger im Weltcup Zweiter hinter Kobayashi
Geiger (265,9), dem letztlich umgerechnet drei Meter zum Podest fehlten, geht mit 1279 Punkten als Weltcup-Zweiter hinter Kobayashi (1322) ins Saisonfinale, bei noch sieben ausstehenden Wettbewerben in Lillehammer, Oslo, Oberstdorf und Planica ist aber noch alles drin.
Der sechsmalige Weltmeister Markus Eisenbichler schob sich mit einem starken zweiten Sprung noch von Platz 13 auf acht nach vorne. Stephan Leyhe belegte als drittbester DSV-Adler mit 121,5 m Platz 16, der Peking-Teamdritte Constantin Schmid kam auf Rang 19.
Der nicht für Olympia nominierte Team-Weltmeister Severin Freund konnte nicht ganz an die starke Vorstellung im Mannschaftsspringen anknüpfen und kam auf Platz 23. Der weiter formschwache Pius Paschke schied mit 113,5 m als 37. im ersten Durchgang aus.
Freund kann an Leistung nicht anknüpfen
Freund hatte schon am Samstag beim dritten Platz mit dem Team mit 124,0 und 131,0 m überzeugt. Allerdings wackelte der Routinier beide Male bei der Landung und ließ einige Punkte liegen. „Er ist nicht ganz bereit zur Landung, er hat noch einige Baustellen“, sagte Horngacher über den Routinier, der zwei Kreuzbandrisse hinter sich hat: „Seine Sprünge sind aber toll.“
Von Freund ist im Saisonfinale einiges zu erwarten, vor allem bei der Skiflug-WM in zwei Wochen im norwegischen Vikersund.
Dort hatte der Niederbayer vor zehn Jahren Silber mit dem Team geholt, zwei Jahre später wurde er Einzel-Weltmeister im Fliegen und holte danach als bislang letzter Deutscher den Gesamtweltcup - Geiger könnte diesen Doppelpack in den kommenden Wochen wiederholen.