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Wintersport: Geht Skisprung-Beben nach hinten los? Legende warnt

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Wintersport: Geht Skisprung-Beben nach hinten los? Legende warnt

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Skisprung-Beben: Legende warnt

Der ehemalige Weltklasse-Skispringer Jens Weißflog erklärt im SPORT1-Interview, warum er die geplanten Reformen des FIS kritisch sieht - und bewertet die überraschende Rückkehr von Ex-Bundestrainer Werner Schuster.
Severin Freund stand bei Weltmeisterschaften vier Mal ganz oben auf dem Podest, holte zudem olympisches Gold und gewann 2014/15 den Gesamtweltcup im Skispringen. Einer dieser Erfolge war sein ganz besonderer Lebenstraum.
Manuel Habermeier
Manuel Habermeier
von Manuel Habermeier

Es ist einiges in Bewegung in der Skisprung-Welt - international und speziell auch in Deutschland.

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Am vergangenen Freitag hat der Deutsche Skiverband (DSV) mit einer überraschenden Personalie für Aufsehen gesorgt: Vier Jahren nach seinem Abschied kehrt der erfolgreiche Ex-Bundestrainer Werner Schuster in neuer Rolle zum Verband zurück. Der Österreicher arbeitet als Cheftrainer Nachwuchs nun seinem Nachfolger und Landsmann Stefan Horngacher zu.

Folgenreich für Deutschland ist zudem eine geplante Reform des Weltverbands FIS, der eine Reduktion der Kader-Startplätze plant, um kleinere Nationen konkurrenzfähiger zu machen.

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Jens Weißflog, einer der erfolgreichsten deutschen Wintersportler der Geschichte, sieht den Einschnitt kritisch und stellt die Logik dahinter infrage: Im SPORT1-Interview begründet der dreimalige Olympiasieger und Weltmeister seine Haltung. Zudem verrät der 58-Jährige - der nun in seiner Heimat Oberwiesenthal im Erzgebirge ein Hotel und Restaurant betreibt - seine Sicht auf die Neuordnung beim DSV.

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SPORT1: Herr Weißflog, nach vier Jahren kehrt der ehemalige Bundestrainer Werner Schuster im Nachwuchsbereich zum DSV zurück. Wie bewerten Sie diese Personalie?

Jens Weißflog: Er ist ein interessanter Mensch und interessanter Trainer, der Impulse setzen kann. Diese Impulse von außen sind im Trainerbereich immer wieder nötig. Daher sehe ich das positiv.

Jens Weißflog: „Es ist ein bisschen ein Phänomen“

SPORT1: Mit Ronny Hornschuh kehrt ein zweites bekanntes Gesicht zum DSV zurück. Ist das dieser von Ihnen angesprochene neue Impuls oder eher ein Eingeständnis, dass in den vergangenen Jahren eine Fehlentwicklung stattgefunden hat?

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Weißflog: Es ist im Skispringen wie in allen Sportarten. Man will mit neuen Trainern immer wieder für neuen Input sorgen. Ob es jetzt ein Eingeständnis ist, kann man so oder so sehen. Es ist ein bisschen ein Phänomen, das wir es - aus deutscher Sicht - nicht mit deutschen Trainern schaffen, Impulse zu setzen. Das gilt in gewisser Weise auch für Hornschuh, der zwar Deutscher ist, aber seine Trainerlaufbahn fast ausschließlich in der Schweiz absolviert hat.

SPORT1: Durch Schusters Rückkehr kommt es nun zu der kuriosen Situation, dass er als Nachwuchstrainer seinem Nachfolger Stefan Horngacher zuarbeitet. Sehen Sie da Konfliktpotenzial?

Weißflog: Nein. Ich glaube auch nicht, dass Werner Schuster das so sieht. Zudem sehe ich das selbst auch nicht so kritisch, was Stefan Horngacher angeht. Er hat nach seiner Amtsübernahme als Bundestrainer Erfolge gehabt. Bei der diesjährigen Weltmeisterschaft hat das deutsche Team Gold-, Silber- und Bronzemedaillen geholt. Da stellt sich die Frage: Reicht das nicht? Natürlich hätte es davor und danach mehr sein können. Aber das will man ja immer.

Das deutsche Skispringen: „Wir sehen das zu negativ“

SPORT1: Woran liegt es, dass die deutschen Springer diese Leistungen im Weltcup nicht konstant abrufen können?

Weißflog: Karl Geiger hat erst vor zwei Jahren knapp den Gesamtweltcupsieg verfehlt. Ich glaube, wir sehen das zu negativ, weil wir uns immer mit der aktuellen Spitze vergleichen. Aber wenn man sich die anderen Top-Nationen anschaut, da gibt es mit Marius Lindvik und Ryoyu Kobayashi Topspringer, die in diesem Winter so gut wie gar keine Rolle gespielt haben. Das Hauptproblem sehe ich darin, dass wir mit Karl Geiger, Markus Eisenbichler und Andreas Wellinger ein Team haben, das so schon seit Jahren zusammen ist. Da kommt kaum was nach. Im Sport ist es kaum möglich, dass ein Athlet jedes Jahr absolutes Spitzenniveau abliefert.

SPORT1: Und sehen Sie in Werner Schuster die richtige Personalie, den Nachwuchs konkurrenzfähig zu machen?

Weißflog: Er kann Impulse setzen. Aber er ist natürlich auch davon abhängig, was an Talenten da ist. Zaubern kann keiner. Aber er hat nachgewiesen, dass er als Trainer die nötige Qualität dafür mitbringt.

Severin Freund gewann Olympisches Gold, wurde vier Mal Weltmeister und gewann 2014/15 den Gesamtweltcup im Skispringen. Im "SKI & BERGE - Das DSV-Magazin" erklärt er die Hintergründe für seinen "frühen" Rücktritt mit 33 Jahren im Frühjahr 2022.
01:12
SKI & BERGE - Das DSV-Magazin: Severin Freund über seinen Rücktritt

FIS-Reform schwächt für Weißflog den Nachwuchs

SPORT1: Inwieweit beeinflusst die geplant FIS-Reform die Entwicklung im Skispringen?

Weißflog: Weniger Startplätze für die Top-Nationen bedeuten nicht zwangsläufig auch mehr Qualität bei den Nationen der zweiten Reihe. Das ist ein falscher Ansatz, der nicht für mehr Vielfalt in der Spitze sorgt. Auch der Punkt der Reisekostenübernahme für die schwächeren Länder bedeutet nicht, dass die Qualität automatisch steigt. Da müssen andere Dinge passieren.

SPORT1: Welche?

Weißflog: In den betreffenden Ländern muss an der Basis gearbeitet werden. Zudem potenziert man durch diese Reform noch die Probleme. Weniger Startplätze bedeuten auch weniger Möglichkeiten für den Nachwuchs. Es ist ein Phänomen in fast allen Wintersportarten: Die Etablierten sind über Jahre hinweg vorne dabei. Der Nachwuchs erhält durch die geringen Startplätze kaum eine Chance.