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Ein Wrestling-Erdrutsch mit unkalkulierbaren Folgen - auch für WWE

Ein Wrestling-Erdrutsch mit Folgen

WWE-Rivale AEW startet ein doppeltes Großprojekt, bei dem viele Fragen offen sind. In dem im Hintergrund mitschwingenden Machtkampf spielt auch WWE eine Rolle.
CM Punk steht im Zentrum der neuen Show AEW Collision
CM Punk steht im Zentrum der neuen Show AEW Collision
© AEW
WWE-Rivale AEW startet ein doppeltes Großprojekt, bei dem viele Fragen offen sind. In dem im Hintergrund mitschwingenden Machtkampf spielt auch WWE eine Rolle.

Der weltweit bekannteste Guru der Szene rätselt noch, wo es hinführen mag, der gewaltige Erdrutsch, der im Moment die Wrestling-Landschaft neu ordnet.

„Es gibt die Möglichkeit, dass es ein wirklich großes Geschäft wird“, sagt der bekannte US-Journalist Dave Meltzer in seinem aktuellen Wrestling Observer Radio: „Und es gibt auch die Möglichkeit, dass es ein totales Desaster wird.“ (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema AEW)

Sicher ist: Es ist viel in Bewegung nach einem wegweisenden Wochenende bei WWE-Rivale AEW: Und die Folgen werden auch WWE auf die eine oder andere Weise betreffen - womöglich auch personell.

Neue AEW-Show mit CM Punk verändert den Markt

Am Samstag feierte bei AEW die neue TV-Show Collision ihr Debüt und zugleich der kontroverse Topstar CM Punk sein Comeback.

Es ist ein doppeltes Großprojekt, an dessen Erfolg oder Misserfolg viel hängen wird im Kampf darum, neben dem aktuell boomenden und durch den Verkauf an UFC-Mutterfirma Endeavor noch mächtiger gewordenen Marktführer zu bestehen.

Wie die Aussichten sind? Schwer zu sagen, unabhängig von der Einschaltquote zum Start. Ob die Nachfrage groß genug ist, die Show auf einem ähnlichen Niveau zu etablieren wie die erfolgreiche Mittwochssendung Dynamite, muss sich zeigen.

Die offenen Fragen, was die Zukunft von AEW angeht, haben sich durch Collision-Premiere erstmal eher noch vergrößert - nicht zuletzt durch die Art und Weise, wie sich Punk zurückgemeldet hat, neun Monate nach seinem realen Prügel-Eklat mit den Liga-Vizes und -Mitgründern Nick und Matt Jackson (The Young Bucks) und Kenny Omega.

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Konflikt Punk vs. The Elite ist auch ein Machtkampf

Nach einer letztlich nur zur Hälfte versöhnlichen Aufarbeitung der Affäre in einem großen ESPN-Interview goss der 44 Jahre alte Punk bei seiner Comeback-Promo nochmals mächtig Öl ins Feuer und brachte speziell gegen die Bucks nochmal zahlreiche Sticheleien an.

Um einer künftigen, für AEW womöglich sehr lukrativen großen Fehde den Weg zu bereiten? Nicht unbedingt.

Man muss wissen: Zwischen Punk und den Bucks tobt nicht nur ein sehr hässlich ausgearteter persönlicher Streit, sondern auch eine Art von Machtkampf um die künftige Ausrichtung der Liga.

Thema schien erledigt, ist aber nun wieder virulent

Punk hat wiederholt sehr deutlich durchblicken lassen, dass er den Anspruch hat, die Promotion auch hinter den Kulissen zu prägen und sich in der Hinsicht für kompetenter erachtet als die Bucks („Können keinen Supermarkt managen“).

Nicht zuletzt das hat ihn in Konflikt mit dem einflussreichen Elite-Freundeskreis gebracht (Bucks, Omega, Hangman Page) - entzündet an dem Vorwurf, er hätte bei Boss Tony Khan die Abberufung des mit The Elite befreundeten Producers Colt Cabana bestellt, zu Gunsten seines Kumpels Ace Steel (was Punk und Khan zurückweisen).

Cabana war einst Punks bester Freund in der Branche, die beiden haben sich vor einigen Jahren aber böse zerstritten.

Mit seiner Wut-PK nach dem Pay Per View All Out und der anschließenden, von ihm begonnenen Schlägerei mit den Bucks und Omega schien sich Punks Machtanspruch erledigt zu haben. Mit der zu diesem Zeitpunkt überraschenden Nachricht, dass Khan Punk zurückbringen würde, ist das Thema aber wieder virulent geworden.

Boss Tony Khan teilt sein Reich, um es zu befrieden

Der in der Angelegenheit äußerst verschwiegene Ligaboss Khan hat zuletzt klar offenbart, wie er die Sache lösen will: Der 40 Jahre alte Sohn von Milliardär und Sportmogul Shahid Khan (Besitzer der Jacksonville Jaguars und des FC Fulham) teilt sein Reich auf.

Punk bekommt mit der neuen Show seine eigene Einflusssphäre mit Freunden wie den Tag Team Champions FTR und Steel an seiner Seite. The Elite - die sich Stand jetzt angeblich weigern, mit Punk direkt zusammenarbeiten - sollen weiter eine zentrale Rolle bei der Hauptshow Dynamite spielen. Abgesichert soll die Lösung auch durch diverse juristische Schritte sein, darunter Schweigevereinbarungen und anscheinend auch ein Kontaktverbot zwischen Punk und den Liga-Vizes (was Punk in dem ESPN-Interview de facto bestätigte).

Es wäre eine clevere diplomatische Lösung, wenn sie funktioniert. Aber es gibt einige Unbekannte in der Rechnung: Sie wird nicht aufgehen, wenn Collision floppt - zudem ist auch die Zukunft von Omega und den Bucks nicht geklärt.

The Elite könnte auch zu WWE wechseln

Die Verträge aller drei Stars (und auch der von Page) laufen Berichten zufolge in diesem Jahr aus, alle werden auch lukrative Angebote von WWE bekommen, wenn sie den Markt sondieren. Nachdem bereits der vierte AEW-Mitgründer Cody Rhodes nach seinem Wechsel zu WWE groß eingeschlagen ist, wird das Interesse von WWE kaum kleiner geworden sein.

Ob das Interesse auf Gegenseitigkeit beruht, ist unklar, ein Abgang von einem oder mehreren der Identifikationsfiguren würde bei AEW aber definitiv große Wunden schlagen, auch in der Kabine.

Böse Zungen allerdings sagen: Im Zweifel wäre es Punk (der selbst zuletzt mit WWE geflirtet zu haben schien) auch recht - weswegen es auch Spekulationen gibt, dass er seine internen Gegner im Rahmen seiner Möglichkeiten absichtlich weiter reizen könnte.

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Für AEW steht viel Geld und die Zukunft auf dem Spiel

In Khans Interesse kann das nicht sein, sein Ziel ist klar: Er will, dass Dynamite erfolgreich bleibt und Collision erfolgreich wird, um dort verortete, aufstrebende Stars wie Powerhouse Hobbs, Ricky Starks und andere in Punks Windschatten weiter zu etablieren.

Das vorläufige Endziel dabei: ein möglichst lukrativer neuer TV-Vertrag, um den wirtschaftlichen Betrieb und die Konkurrenzfähigkeit von AEW langfristig abzusichern.

Diese für AEW zentrale Zukunftsfrage hat sich kürzlich ins Jahr 2024 verlagert, Medienpartner Warner Bros. Discovery zog Berichten zufolge eine Option, den eigentlich auslaufenden Vertrag um ein Jahr zu verlängern. Zu verbesserten Bezügen als die bisher 45 Millionen Dollar pro Jahr, allerdings wohl immer noch weit weg von den 600 Millionen, die WWE insgesamt pro Jahr für RAW, SmackDown und das Streamportal WWE Network kassiert – und die WWE-Deals werden nach deren Auslaufen ab 2024 noch größer werden.

Khan hat kürzlich erklärt, dass der Deal für Collision zunächst kurzfristig ist und zum selben Zeitpunkt ausläuft wie der für Dynamite. Um für danach ein finanzielles Rundum-Sorglos-Paket geschnürt zu bekommen, muss Khan hoffen, dass seine zerstrittenen Stars ihre Kräfte bündeln - und zumindest koexistieren können, wenn sie nicht kooperieren.

Milliarden-Gerücht bestätigt?

Spannend: Punks Stichelei, dass die Bucks „Falschgeld“ seien (“counterfeit bucks“) beinhaltete auch die genüsslich vorgetragene Behauptung, dass Warner-Chef David Zaslov ihn „One Bill Phil“ nenne.

Phil ist Punks bürgerlicher Vorname, „One Bill“ bedeutet „Eine Milliarde“ (one billion) - die Summe, die über die Gerüchten zufolge mit Warner verhandelt wird (als Gesamtvolumen eines mehrjährigen Deals).

AEW hatte das bis jetzt nie bestätigt. Nun berichtete Meltzer in der Nacht zum Montag, dass Punks Bezug darauf „vom Management abgesegnet“ sei.