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Kommentar von SPORT1-Chefredakteur Dirc Seemann zur IOC-Entscheidung

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Kommentar von SPORT1-Chefredakteur Dirc Seemann zur IOC-Entscheidung

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Kommentar: Olympia schafft sich ab

SPORT1-Chefredakteur Dirc Seemann sieht in der Russland-Entscheidung des IOC den Anti-Doping-Kampf ad absurdum geführt. Auf Olympia kann er sich nicht freuen.
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© SPORT1 Grafik: Eugen Zimmermann/Getty Images

Normalerweise steigt spätestens jetzt, knapp zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier, bei mir das Olympia-Fieber.

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Wann kann man schon mal in der Mittagspause beim Kanu-Slalom mitfiebern? Oder bei Verletzungsdramen im 400-Meter-Hürdenlauf mitleiden?

Diese Vorfreude ist kurz vor dem Start der Spiele von Rio gleich Null. Herzlichen Dank an Dr. Thomas Bach und sein IOC! Was muss sich ein Land eigentlich erlauben, um einen Ausschluss von den Olympischen Spielen zu riskieren? Ein staatlich gelenktes Dopingsystem reicht ja offensichtlich nicht.

Über die Entscheidung kann man sogar noch diskutieren. Dass Athleten, die nachweisen können, sauber zu sein, starten dürfen, wäre vertretbar. Das IOC hat den mächtigen Russen aber einfach nur eine Scheunentor-große Hintertür aufgemacht.

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Der Großteil des nominierten russischen Teams wird wohl in Rio dabei sein wird. Dass ausgerechnet Whistleblowerin Julia Stepanowa nicht starten darf, ist der Gipfel des Zynismus. Schöner hätte Bachs guter Freund, Russlands Staatspräsident Wladimir Putin, das kaum selbst malen können.

Jetzt werden die üblichen Phrasen gedroschen. Aufräumen wollen sie, den Anti-Doping-Kampf vorantreiben. Genau den Anti-Doping-Kampf also, den sie gerade selbst zur Lachnummer degradiert haben.

Bei regulären Dopingkontrollen werden nur die Schlampigen oder die Dummen erwischt. Ohne Insider-Informationen ist dem Doping-Sumpf nicht beizukommen. Aber welcher Kronzeuge soll sich noch motiviert fühlen, die Machenschaften in seinem Land aufzudecken? Welche Nation soll noch vor konsequentem Doping zurückschrecken?

Für Bach, der sich selbst als großen Reformer verkaufte, ist die Entscheidung ein schwerer Imageschaden. Kombiniert mit dem Chaos am Austragungsort, wo der Zustand des Olympischen Dorfs schlimmste Befürchtungen erfüllt, stehen Bachs erste Sommerspiele als Olympia-Boss unter einem schlechten Stern. Er wird darauf setzen, dass sich daran keiner mehr erinnert, wenn die ersten Goldmedaillen verteilt werden. Die Menschen werden schon einschalten und mitjubeln, so das Kalkül.

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Die üblichen Reden vom olympischen Geist der Fairness sind seit Sonntag aber als Worthülsen enttarnt.

So schafft Olympia sich selbst ab.