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Rettet van Almsick das deutsche Schwimmen? Warnecke und Brandt äußern sich

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Rettet van Almsick das deutsche Schwimmen? Warnecke und Brandt äußern sich

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Ex-Schwimmer schlagen Alarm

Nach dem chaotischen Verbandstag und dem Rücktritt der DSV-Spitze schlagen die beiden früheren Spitzen-Schwimmer Dorothea Brandt und Mark Warnecke bei SPORT1 Alarm.
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© SPORT1-Grafik/Getty Images/Imago/dpa
hluhmann
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Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) versinkt im Funktionärs-Chaos. 

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DSV-Chefin Gabi Dörries und die für Finanzen verantwortliche Vizepräsidentin Andrea Thielenhaus legten beim turbulenten Verbandstag am Samstag in Bonn mit sofortiger Wirkung ihre Ämter nieder, weil sie keine Basis für ihre Arbeit mehr sahen. Am Ende des elfstündigen Sitzungsmarathons mit knapp 100 Anträgen durften sich die Kritiker bestätigt fühlen, die den DSV für fast unregierbar halten.

Der kuriose Streitpunkt, der zum Rücktritt des Spitzen-Duos führte: eine geplante Beitragserhöhung, die eine Anhebung um 60 Cent auf jährlich 1,40 Euro pro Mitglied vorsah, auf die sich die Landesverbände aber nicht einigen konnten.

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Im SPORT1-Interview beantworten die zweimalige Europameisterin Dorothea Brandt und Mark Warnecke, Olympia-Dritter über 100 Meter Brust von 1996 und dreimaliger Weltmeister, die wichtigsten Fragen zum Chaos im DSV.

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Was bedeutet der Rücktritt der DSV-Spitze?

Warnecke: Der Rücktritt ist die Konsequenz aus der immer wieder stattfindenden Blockade wichtiger Grundsatzentscheidungen durch die Stimmberechtigten. Die mickrigen 60 Cent zeigen auch das Niveau der Diskussionsebene. Es wird die Tragweite des Ganzen nicht gesehen. Ich glaube, es gab seit 1980 keine einzige Beitragserhöhung. Wenn einige Landesverbände anführen, sie hätten auch mit "Nein" gestimmt, da sie diese Entscheidung erst intern absprechen müssen, ist das für mich nicht nachvollziehbar. Man wusste doch, worum es beim Verbandstag geht. So kann man einen Verband nicht führen!

Brandt: Richtig ist, dass es eine vielschichtige Thematik ist und manche Landesverbände Angst haben, bei einer Beitragserhöhung auf den Geldern sitzenzubleiben. Zu diesen Verbänden gehört auch NRW. Ich weiß aber auch, dass die SG Essen als einer der größten und erfolgreichsten Vereine in NRW für eine Erhöhung ist. Letztlich war es auch eine Personalentscheidung - und zwar gegen Präsidentin Gabi Dörries und Stellvertreterin Andrea Thielenhaus. Ich empfinde das Ergebnis als Frechheit und totale Farce. Die Verbandsentwicklung ist komplett zum Stillstand gebracht worden.

Welche weiteren Konsequenten drohen?

Brandt: Dem Verband fehlt nun das dringend benötigte Geld für eine Neustrukturierung. So wird es noch schwieriger, wieder an die Weltspitze heranzurücken. Und es geht ja nicht nur um den Leistungssport, sondern auch um den Breitensport. Beide sind aufeinander angewiesen. Aber man muss auch nur mal kurzfristig denken. Es steht eine Kurzbahn-WM vor der Tür. Und dann scheitert die Präsidentin, die in der ganzen Mannschaft super beliebt war. Wie sollen Athletinnen und Athleten sich in so einer Situation bestmöglich auf ihre Wettkämpfe vorbereiten? Und die fragen sich auch: Welchen Einfluss hat das alles jetzt auf meine Olympia-Vorbereitung?

Warnecke: Die Auswirkung auf den Schwimmsport stufe ich, ebenso wie Doro, als gravierend ein. Die nächste Konsequenz könnte nun Bundestrainer Henning Lambertz ziehen und zurücktreten. Denn die Finanzlage und das Ausscheiden der DSV-Spitze sind für eine eh schon minimalistische Vorbereitung im internationalen Vergleich nun nicht mehr ausreichend. 

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Was muss sich ändern?

Warnecke: Mehr als sich ändern wird!

Brandt: Alles. Ich würde Gabi Dörries und Andrea Thielenhaus zurückholen und die Verbände in die Pflicht nehmen. Aber ich glaube nicht, dass das passieren wird.

Werden Dorothea Brandt oder Mark Warnecke die Zukunft des Verbandes mitgestalten?

Brandt: Es ist noch zu früh, konkret zu werden. Ende der Woche wird man vielleicht sehen, was sich ergibt. Wichtig ist es jetzt, offen zu sein und Diskussionen zu führen.

Warnecke: Ich sehe das nicht als zielführend, da man in dieser Struktur der Landesfürsten und nichts bewegen kann. Die Kleinkriege beschäftigen den Verband ja seit Jahrzehnten. Ich sehe eine gute Chance, positive Veränderungen herbeizuführen, diese bedürfen aber einer radikalen Änderung des Systems. Man muss allerdings sehr viel reformieren und braucht volle Gewalt. Es geht nur wie in einer innovativen und schnell agierenden Firma. Kurze Entscheidungswege, schnelle Umsetzung.

Könnten frühere Top-Schwimmer wie Franziska van Almsick oder Michael Groß den Verband aus der Krise führen?

Brandt: Warum nicht? Wenn beide sich das zutrauen. Die Strahlkraft hätten sie auf jeden Fall. Irgendetwas muss auf jeden Fall passieren.

Gibt es Hoffnungsschimmer?

Warnecke: Das Potenzial gibt es. Konkrete Hoffnung würde aber nur eine radikale Strukturveränderung machen.

Brandt: Die EM in Glasgow war sicher ganz gut. Eine positive Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren hat aber auch dort nicht stattgefunden. Wir haben eine relativ junge Mannschaft und schon ein paar coole Typen im Team. Gerade auf der Langstrecke mit Sarah Köhler und Florian Wellbrock. Dazu gibt es einige gute junge Talente wie Angelina Köhler. Wenn ich in meiner Funktion als Krafttrainerin in Essen sehe, wie sich die Jungen quälen - an der Einstellung liegt es nicht.