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Schwimm-Star Florian Wellbrock, sein Olympia-Traum und eine Tragödie

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Schwimm-Star Florian Wellbrock, sein Olympia-Traum und eine Tragödie

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Wellbrocks traurige Geschichte

Mit seinem historischen Doppel-Gold bei der Schwimm-WM wird Florian Wellbrock zum Star. Dabei steht das Schwimmen auch für eine tragische Geschichte in seiner Kindheit.
Florian Wellbrock holte in Gwnagju zweimal Gold
Florian Wellbrock holte in Gwnagju zweimal Gold
© Getty Images
von Sportinformationsdienst, SPORT1

Florian Wellbrocks erste Nacht als Doppel-Weltmeister war sehr kurz.

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Nicht etwa, weil Deutschlands neuer Schwimmstar nach seinem historischen Goldcoup von Gwangju kräftig über die Stränge geschlagen hätte. Aber der Bus zum Flughafen fuhr für Wellbrock und Co. am Montagmorgen noch vor dem Sonnenaufgang ab.

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Doch viel Schlaf hätte der 21-Jährige wohl ohnehin nicht bekommen, sein famoses Goldrennen über 1500m Freistil zum Abschluss der WM in Südkorea war emotional viel zu aufwühlend gewesen. Wellbrock hatte es allen Zweiflern gezeigt, die seinen Doppelstart im Freiwasser und Becken nach dem Vorlauf-Aus über 800m schon als Fehler bezeichneten.

Sein historischer Coup - erstmals gewann ein Schwimmer sowohl im Freiwasser als auch im Becken WM-Gold - macht ihn zum neuen Schwimmstar in Deutschland.

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Wellbrocks Schwester stirbt nach Schwimm-Wettkampf

Dabei war diese Sportart schon seit seiner Kindheit mit einer tragischen Familiengeschichte verbunden. Als er neun Jahre alt war, starb seine Schwester unter bis heute nicht geklärten Umständen beim Weihnachtsschwimmen ihres Vereins TSV Osterholz in Bremen. Nach ihrem Wettkampf über 200 Meter Lagen war sie zusammengebrochen und konnte nicht mehr reanimiert werden. Sie war 13 Jahre alt.

Auch in Gedenken an seine verstorbene Schwester hat sich Wellbrock auf seiner Brust eine Zeile aus einem Lied des Rappers Sido tätowieren lassen: "Genieß dein Leben ständig, du bist länger tot als lebendig."

"Klar war es ein Schock, die Schwester verloren zu haben", hatte er im vergangenen Jahr der Magdeburger Volksstimme gesagt, "aber ich habe es eigentlich nicht richtig verstanden. Ich habe einfach weitergemacht."

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Schwere Anfangszeit in Magdeburg

Er will eigentlich nur schwimmen. Deshalb zog er in jungen Jahren von Bremen nach Magdeburg, wo Trainer Bernd Berkhahn das große Talent zu einem Siegschwimmer formte. Nicht ohne Probleme. In der Anfangszeit in Magdeburg ("Es war alles Mist") schwirrten sogar ganz düstere Gedanken durch Wellbrocks Kopf.

"Ich fragte mich: Wenn ich mir das hier alles antue, was mir eigentlich gerade nicht passt, und morgen überrollt mich ein Lastwagen – dann habe ich die vergangene Zeit scheiße gelebt. Für nichts", sagte Wellbrock der Tageszeitung Die Welt. Jetzt weiß er: Es hat sich gelohnt. "Ich bin sehr zufrieden mit dem Weg, den ich gegangen bin."

Die nächste wichtige Station dieses Weges steht im kommenden Jahr an. Bei den Olympischen Spielen in Tokio will er sein Doppel-Gold wiederholen. 

Biedermann erklärt Wellbrock zum Olympia-Favoriten

"Ich habe gezeigt, dass ich auf großer Bühne schwimmen kann. Daraus machen wir dann nächstes Jahr das Beste", sagte Wellbrock, der zuvor schon im offenen Gewässer über die zehn Kilometer triumphiert hatte. Der doppelte Wellbrock hat es bei Olympia etwas leichter, dort finden zuerst die Becken- und dann das kräftezehrende Freiwasserrennen statt.

Für Paul Biedermann, den bis dahin letzten deutschen Doppel-Weltmeister, ist klar: "Er ist nun in Tokio der klare Favorit über 1500m Freistil und die zehn Kilometer im Freiwasser."

Mit Olympia "definitiv" noch eine Rechnung offen

Mit Olympia, das gab Wellbrock zu, habe er "definitiv" noch eine Rechnung offen. Bei seinen ersten Sommerspielen 2016 in Rio war der damals 17-Jährige mit staunenden Augen durchs Athletendorf und die Arena gelaufen, völlig überfordert mit den Dimensionen. Die Nervosität übertrug sich auf seine Leistung. Vorlauf-Aus über 1500m in einer indiskutablen Zeit. "Der Schritt auf den Startblock", gestand Wellbrock damals, "hat mich einfach erschlagen."

Drei Jahre später schwimmt der Freund der Vizeweltmeisterin Sarah Köhler nicht nur um 48 Sekunden schneller, er bewies in einem der spannendsten 1500m-Finals der Geschichte gegen den italienischen Olympiasieger Gregorio Paltrinieri und Ukraines Langstreckenstar Michailo Romantschuk auch Nervenstärke und taktisches Geschick.

Das Trio dürfte auf dieser Strecke auch in Tokio die Medaillen unter sich ausmachen - und ab jetzt ist Wellbrock der Gejagte.