Inmitten des tosenden Jubels eines völlig verzückten Pariser Publikums klopfte sich Alexander Zverev immer wieder auf die Brust. Oder genauer gesagt: Auf sein Herz. Auf sein Kämpferherz. Mit einer beeindruckenden Energieleistung hat der 21-Jährige bei den French Open zum ersten Mal das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers erreicht. Und das, nachdem er beim 4:6, 7:6 (7:4), 2:6, 6:3, 6:3 gegen den Russen Karen Chatschanow zum dritten Mal in Folge ein Fünfsatzmatch bestritten hatte.
Meilenstein für Zverev in Paris
"Ich bin sehr froh, jetzt im Viertelfinale zu stehen. Ich habe den schwierigen Weg gewählt", sagte Zverev: "Ich bin glücklich. Aber das ist nicht das Ende." Tennis-Legende Boris Becker war bei Eurosport begeistert: "Pure Leidenschaft. Was für ein Moment, was für eine Situation. Er hat sich das hart erarbeitet und redlich verdient."
Bereits in den Runden zwei und drei hatte Zverev zwei fast vierstündige Krimis überstanden. Diesmal benötigte er 3:29 Stunden für den Sieg. Sein bislang bestes Major-Ergebnis aus Wimbledon, wo er 2017 das Achtelfinale erreichte, hat er schon jetzt übertroffen.
Thiem nächster Zverev-Gegner
Zverevs nächster Gegner in Roland Garros ist der Österreicher Dominic Thiem (Nr. 7), der am Sonntag den Japaner Kei Nishikori in vier Sätzen besiegte.
Für das Duell mit seinem Kumpel Thiem, der zuletzt zweimal in Folge das Halbfinale in Paris erreicht hatte, wird sich Zverev nach seinem dreifachen Kraftakt nun jedoch schnellstmöglich erholen müssen. "Ich erwarte ein weiteres Fünfsatzmatch", scherzte der Hamburger: "Darauf werde ich mich vorbereiten." Vier von sechs Duellen hat er gegen Thiem verloren. "Dreimal fünf Sätze - Ich hoffe, dass ich einen körperlichen Vorteil habe", meinte der 24 Jahre alte Österreicher.
Mit dem Weltranglisten-38. Chatschanow hatte sich Zverev auf dem Court Suzanne Lenglen von Beginn an ein ausgeglichenes Duell geliefert - nicht zuletzt deshalb, weil beide genau 1,98 m groß sind und ihr Spiel mit ähnlichen Stärken ausgestattet ist. Nachdem der Deutsche anfangs müde wirkte und zu passiv agierte, bäumte er sich ab dem vierten Satz erneut auf - und drehte letztlich ebenfalls zum dritten Mal nacheinander einen 1:2-Satzrückstand.
Marterer muss gegen Nadal ran
Neben Zverev hat mit Maximilian Marterer am Montag ein weiterer Deutscher die Chance auf den Einzug in die Runde der letzten Acht. Während Zverevs älterer Bruder Mischa ausschied, hatte der 22-Jährige am Samstag in Runde drei den Esten Jürgen Zopp beeindruckend souverän mit 6:2, 6:1, 6:4 besiegt. Am Montag steht für den Nürnberger nun ein echtes Highlight an: Im Achtelfinale trifft er auf den spanischen Weltranglistenersten und zehnmaligen French-Open-Sieger Rafael Nadal.