Novak Djokovic bekam vom Bad in der euphorisierten Menge einfach nicht genug. Aufgeputscht durch seinen Rekordsieg zog er durch den Melbourne Park, tanzte mit den serbischen Fans in der Margaret-Court-Arena und stemmte immer wieder den silbernen Pokal in die Höhe.
Nadal verneigt sich vor Djokovic
Sein Triumphzug dürfte anstrengender gewesen sein als das völlig einseitige Finale zuvor, länger dauerte er allemal. "Das war eines meiner besten Endspiele bei einem Grand Slam, wenn nicht sogar das beste", sagte Djokovic.
In nur zwei Stunden hatte er seinen schärfsten Rivalen Rafael Nadal mit 6:3, 6:2, 6:3 deklassiert und seinen siebten Titel bei den Australian Open gewonnen. Ihm war es daher herzlich egal, dass viele Zuschauer enttäuscht den Heimweg antraten. Sie hätten gerne ein episches Finale wie vor sieben Jahren gesehen, als Djokovic und Nadal sich nach 5:53 Stunden bei der Siegerehrung nicht mehr auf den Beinen halten konnten und die Zeremonie im Sitzen verfolgten.
Djokovic mit überragendem Tennis
Am Sonntag spielte Djokovic - zur Freude seiner Landsleute, die in Melbourne eine große Gemeinde bilden - ein unwiderstehliches und nahezu fehlerfreies Tennis. Nadal, der bis dato im Turnier noch keinen Satz verloren hatte, wurde überrollt. Derart chancenlos war der Spanier in allen 52 Duellen zuvor selten gewesen.
"Novak war unglaublich, aber ich war heute auch körperlich nicht in der Lage dagegenzuhalten", sagte Nadal. Er gratulierte seinem Bezwinger zu "unfassbarem Niveau - heute und in den Wochen zuvor". Es sei nicht seine Nacht gewesen, sagte er: "Trotzdem waren es zwei tolle Wochen für mich."
Gefasst analysierte der 32-Jährige sein Debakel, nach monatelanger Verletzungspause und einer holprigen Vorbereitung habe ihm "das gewisse Extra" gefehlt, um sich gegen Djokovic aus der Defensive zu befreien. "Es war sein bestes Match im Turnier, aber wenn ich zu 100 Prozent rennen und mehr Bälle zurückbringen kann, dann kann ich Wege gegen ihn finden", sagte Nadal.
An diesem Abend kam er jedoch fast nie an Djokovic vorbei.
Nadal von Djokovic beeindruckt
Das "perfekte Match" des Weltranglistenersten hatte mit dem ersten Ballwechsel begonnen. "Der Schlüssel war, mit dieser Intensität aus den Blöcken zu kommen", sagte Djokovic. Der 31-Jährige traf die Linien, wenn er sie anvisierte, Nadal war schwer beeindruckt davon, verlor sofort sein Service und schlug sogar ein Luftloch. "Es ging so schnell los, Novak hat unheimlich gedrückt und sich unglaublich bewegt", sagte er.
Im Vergleich zu seinem Halbfinalsieg gegen Stefanos Tsitsipas, nach dem der Grieche ihm "eine andere Dimension von Tennis" bescheinigt hatte, wirkte Nadal aber auch seltsam teilnahmslos, die gewohnte Aggressivität fehlte völlig.
Djokovic dagegen ließ nie nach, nur neun (!) Bälle verschlug er unbedrängt. Er steigerte sich nach seinen Grand-Slam-Triumphen in Wimbledon und New York 2018 ein weiteres Mal, mit 15 Majortiteln hat er die Jagd auf Roger Federer (20) und Nadal (17) in der "ewigen" Bestenliste längst aufgenommen.
Rekorde motivieren Djokovic
Rekorde motivieren ihn ebenso sehr, sagte Djokovic, wie die Lust am perfekten Spiel oder die Leidenschaft für den Wettkampf. "In diesem Moment" sei er "dankbar und stolz" über seinen siebten Sieg in Melbourne, mit dem er zum alleinigen Rekordhalter aufstieg, "aber gleichzeitig denke ich, dass es weitergehen soll", sagte Djokovic.
Nicht zuletzt die ausgelassene Feier im Kreis seiner fanatischen Fans treibt den Unersättlichen weiter an.