Felix Neureuther nahm es wie immer mit Humor.
Absage: Neureuther reagiert humorig
Am frühen Sonntagmorgen postete er ein kleines Video, es zeigt ihn, wie er auf einem Ergometer strampelt und zugleich mit rudernden Armen und geschlossenen Augen im Geiste durch einen imaginären Riesenslalom-Kurs fährt.
Dann die Stimme aus dem Off: "Felix, was machst Du da?" - "Ich bereite mich auf das Rennen vor." - "Abgesagt!"
Neureuther blickt entsetzt: "Was, abgesagt? Ich bin schon voll im Flow. Oh Mann, ey, sagen die das Rennen ab."
Selbstverständlich wusste Neureuther da schon, dass er sein Comeback im Weltcup verschieben muss.
Viel zu viel Schnee, Sturm - auf dem Rettenbachferner im österreichischen Sölden sei "kein sicheres Rennen" möglich gewesen, ließ der Ski-Weltverband FIS ausrichten.
Für Neureuther, zuletzt von seinen Nebenhöhlen und seinem maladen Rücken gepeinigt, wäre dieser Riesenslalom die Rückkehr in den Weltcup 338 Tage nach dem Kreuzbandriss im linken Knie gewesen. Und er hatte förmlich danach gegiert.
Neureuther "wäre bereit gewesen"
"Ich wäre bereit gewesen", versicherte er am Sonntagmorgen noch einmal ernsthaft: Die Nebenhöhlen seien wieder frei, auch der Rücken "hat sich gut angefühlt" - und das Knie bereitet ihm ohnehin keine Probleme mehr. Ja, sagte Neureuther mit hörbarem Bedauern, "ich habe mich wirklich sehr auf das Rennen gefreut". Nun muss er warten bis zum Slalom am 18. November im finnischen Levi. Dort hatte er 2017 gewonnen - nachdem der Saisonauftakt in Sölden ebenfalls ausgefallen war.
Wer weiß, wofür es gut ist: Denn tatsächlich hatten Neureuther, Trainer und Betreuer tagelang gegrübelt, ob ein Start in Sölden sinnvoll sei. Vor allem der Rücken, durch die lange Zwangspause nicht mehr gewohnt an die hohe Belastung, machte Probleme. "Wir wollen jetzt nicht die Gesundheit vom Felix auf die ganze Saison hin gesehen gefährden wegen dem ersten Rennen, deswegen sind wir da vorsichtig", sagte Cheftrainer Mathias Berthold. Nun haben sich eventuelle Restzweifel erst mal verflüchtigt.
Neureuther denkt an Olympische Winterspiele
Neureuther denkt ja ohnehin längerfristig, wie er am Freitag in Sölden ein wenig überraschend bestätigte. Bei der Unterzeichnung der Verlängerung seines Vertrages mit seinem Ausrüster (Nordica) wies er augenzwinkernd darauf hin, dass die Vereinbarung bis ins Jahr 2022 gelte, heißt: Die nächsten Olympischen Winterspiele in Peking sind "im Hinterkopf", er wolle "nicht ausschließen", dort teilzunehmen. Die Jahreszahl 2022 im Vertrag "ist nicht nur eine Zahl, damit da etwas steht".
Voraussetzung sei aber, dass er gesund bleibe, merkte der beste deutsche Ski-Rennläufer an, und die Familie, also Ehefrau Miriam sowie Töchterchen Matilda, müsse mitspielen.
Auch sportlich sollte es selbstverständlich gut laufen, Neureuther will, hat er zuletzt mehrfach betont, wieder dorthin kommen, wo er vor seiner Verletzung war: in die Weltspitze. Dafür, sagte er am Freitagabend, "brauche ich noch ein paar Wochen". Da kommt der Aufschub des Comeback durchaus gelegen. Erst einmal darf Neureuther noch ein paar Tage durchschnaufen. Am Sonntag fliegen er und die Kollegen dann nach Finnland.