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Videobeweis-Ärger bei BVB - Köln: Das sind die offiziellen Regeln

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Videobeweis-Ärger bei BVB - Köln: Das sind die offiziellen Regeln

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Protest: Darum spielt Köln auf Zeit

Der Videobeweis sorgt im Spiel des 1. FC Köln in Dortmund für Aufregung. Jörg Schmadtke kündigt danach einen umgehenden Protest an - doch nun zögert der Klub.
Beim Supercup-Finale zwischen Borussia Dortmund und Bayern München sorgt der Videobeweis für viel Wirbel. So funktioniert das neue Hilfsmittel richtig.
von Martin Hoffmann, Sportinformationsdienst

Der Videobeweis hat bei der 0:5-Niederlage des 1. FC Köln bei Borussia Dortmund für Aufregung gesorgt.

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Kölns Manager Jörg Schmadtke kündigte nach dem umstrittenen Treffer von Sokratis zum zwischenzeitlichen 0:2 Protest gegen die Wertung des Spiels an - und bekräftigte diesen Entschluss am Montag: "Wir können nicht so tun, als sei nichts passiert. Wir wollen wissen, wie die Rechtslage ist."

Bis 48 Stunden nach Spielende hat der FC nun Zeit, ihn auch schriftlich einzureichen - und es sieht so aus, als ob der FC Köln sich diese Zeit auch nehmen wird. Eine Entscheidung, ob der Verein tatsächlich Protest gegen die Wertung des Spiels einlegt, soll es laut einer Vereinssprecherin erst Dienstag geben.

Doch haben die Kölner überhaupt realistische Chancen auf Erfolg, falls sie sich zu einem Protest entscheiden?

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Vier Anlässe zum Eingreifen

Im konkreten Fall in Dortmund hatte Schiedsrichter Patrick Ittrich in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit nach einer Ecke des BVB bei einem Luftduell von Sokratis mit Dominic Heintz ein Foulspiel gesehen und die Partie abgepfiffen.

Der Pfiff ertönte, noch bevor der Ball die Torlinie überschritten hatte. Nach Rücksprache mit dem Video-Assistenten Dr. Felix Brych entschied Ittrich schließlich aber doch auf Tor für Dortmund.

Die TV-Bilder legen nahe, dass Ittrichs Abpfiff Sekundenbruchteile vor dem Passieren der Torlinie kam. Die Situation war also abgepfiffen, das Tor irregulär. 

Bei Schmadtkes zweitem Kritikpunkt wird es komplizierter: Generell greift der Video-Assistent "nur bei klaren Fehlentscheidungen" ein, wie es in einer offiziellen Handreichung heißt, die DFL und DFB vor der Saison herausgaben.

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Demnach gibt es vier Fälle, in denen der Video-Assistent eingreifen kann:

  1. Torerzielung: Bei Abseits, Foul, Handspiel und anderen Regelwidrigkeiten
  2. Rote Karten: Richtig oder falsch? Oder zum Beispiel bei Unsportlichkeiten hinter dem Rücken des Schiedsrichters
  3. Strafstoß/Elfmeter: Richtig oder falsch? Oder bei einer vom Schiedsrichter nicht gesehenen Regelwidrigkeit.
  4. Spielerverwechselung: Rote, Gelb-Rote und Gelbe Karten.
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Regelwerk gibt Köln wenig Hoffnung

Klare Fehlentscheidung oder kein Anlass um einzugreifen? Das ist aus den Regularien nicht klar herauszulesen - und womöglich spielt das im Nachhinein gar keine Rolle.

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Im Protokoll des International Football Association Board (IFAB) wird nämlich ausgeschlossen, das Fehlentscheidungen des Video-Schiedsrichter-Assistenten (VSA) Einfluss auf die Spielwertung haben können.

"Ein Spiel ist nicht ungültig aufgrund von Fehlfunktion(en) der VSA-Technologie, falscher Entscheidungen, die den VSA betreffen oder der Entscheidung, einen Vorfall nicht zu prüfen, oder der Prüfung einer nicht prüfbaren Situation", steht auf Seite neun des Protokolls, das für alle Teilnehmer der Testphase bindend ist. Der VSA sei ein "Spieloffizieller".

Im Präzedenzfall bremste FIFA den DFB

Entmutigend für Köln ist auch ein Präzedenzfall aus der Bundesliga: Sean Dundee erzielte im August 1997 eine gute halbe Sekunde nach einem Pfiff von Schiedsrichter Michael Malbranc das 2:2 für den Karlsruher SC bei 1860 München. Malbranc hatte ein Foul des Münchners Abedi Pele geahndet - das Tor zum Endstand in der 88. Minute gab er trotzdem.

Das DFB-Sportgericht entschied auf Wiederholungsspiel, der Weltverband FIFA allerdings kassierte das Urteil mit Verweis auf die Unangreifbarkeit der Tatsachenentscheidung.

Anders als der DFB ordnete die FIFA Malbrancs Entscheidung als solche ein. Im aktuellen Fall müsste folglich dieselbe Logik angewandt werden.

Darum spielt Köln auf Zeit

Unmittelbar nach dem Spiel hatte Kölns Manager Schmadtke noch angekündigt: "Wir werden das Spielprotokoll nicht freigeben und umgehend Protest einlegen" - doch von umgehend kann nun keine Rede mehr sein.

Nach dem Training am Nachmittag erklärte eine Vereinssprecherin, es werde am Montag kein Statement mehr geben. Auch FC-Trainer Peter Stöger erklärte, sein Wissensstand sei, dass "sich die zuständigen Leute beraten, wie sie damit umgehen und die Entscheidung dann am Dienstag bekannt gegeben wird."

Da es kaum vergleichbare Fälle gibt, ist auch die Recherche denkbar aufwendig. Da die Erfolgschancen zudem gering sind, stellt sich für Köln die Frage, ob es ihnen den Aufwand und das Risiko wert ist - denn mit einem möglichen Protest nach einer 0:5-Niederlage könnten die Kölner auch einige Sympathien verspielen.