Home>Fußball>2. Bundesliga>

Schalker Kahlschlag: Auch Idole sind nicht sicher

2. Bundesliga>

Schalker Kahlschlag: Auch Idole sind nicht sicher

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Schalke sortiert auch Idole aus

Beim FC Schalke 04 bleibt kein Stein auf dem anderen. Bereits der sechste prominente Name aus der Führungsetage muss in dieser Saison schon seinen Hut nehmen. Dabei nehmen die Klub-Bosse auch keine Rücksicht auf Vereinsidole.
Schalke-Finanzchefin Christina Rühl-Hamers verkündet den positiven Finanzabschluss im Jahr 2023. Aufgrund der schlechten sportlichen Lage muss sie zum Dritte-Liga-Szenario Stellung beziehen.
Dominik Schätzle
Dominik Schätzle

„Keiner hat eine Jobgarantie!“ Die Worte von Schalke-Sportdirektor Marc Wilmots nach dem 2:5-Debakel bei Hertha BSC vor rund eineinhalb Wochen waren symptomatisch.

{ "placeholderType": "MREC" }

Obwohl er damit ausdrücken wollte, dass es bei den Königsblauen derzeit keine Trainerdiskussion gebe, dem Belgier Karel Geraerts aber auch keinen Freifahrtschein ausstellen wollte, hallen die Worte inzwischen noch stärker nach.

Denn bei S04 wird weiter hart durchgegriffen, der Personalumbruch auf höchster Ebene geht weiter.

FC Schake 04: Schober ist der Sechste, der gehen muss

Zuletzt erwischte es Ex-Schalke-Keeper Mathias Schober, der nach vielen Jahren als Nachwuchskoordinator 2021 „Direktor Knappenschmiede und Entwicklung“ geworden war und somit auch Chef des renommierten Nachwuchsleistungszentrums der Gelsenkirchener. Am Donnerstag bestätigte der Klub sein Aus.

{ "placeholderType": "MREC" }

Schober ist in prominenter Gesellschaft: Allein in der laufenden Saison ist er der sechste prominente Name, den die Königsblauen zukünftig von der Gehaltsliste streichen. Zuvor mussten bereits Trainer Thomas Reis, der Vorstandsvorsitzende Bernd Schröder, Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor André Hechelmann kurz nach seiner Versetzung auf den Posten des Technischen Direktors (wurde durch Wilmots ersetzt) aussortiert.

Lesen Sie auch

Zuletzt war auch die Trennung von Gerald Asamoah ein Schock für viele S04-Fans. Der zum Saisonende auslaufende Vertrag des Leiters der Lizenzspieler-Abteilung wird nicht verlängert.

Der FC Schalke 04 hat am Donnerstagmittag auch ein offizielles Statement zu Schober herausgegeben, in dem auch direkt sein Quasi-Nachfolger Raffael Tonello vorgestellt wird. Letzterer wird bereits zum 1. April sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums und Top-Talente-Scout.

Der offizielle Posten, den Schober innehatte - „Direktor Knappenschmiede und Entwicklung“ - entfalle künftig durch Umstrukturierungen, heißt es in der Vereinsmitteilung.

{ "placeholderType": "MREC" }

Trennung von Idolen: Schadet sich Schalke selbst?

Mit dem ehemaligen Keeper habe man sich „auf eine für beide Seiten angemessene Lösung geeinigt“, heißt es weiter. Der Klub habe ihm die „Beweggründe dargelegt, erklärt, warum die Neustrukturierung im Sport auch Auswirkungen auf das NLZ haben muss und welche neuen Impulse wir uns versprechen“, erklärte Schalkes Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann.

„Mathias ist Schalker durch und durch und hat sich in den vergangenen drei Jahren als Direktor der Knappenschmiede um unseren Club verdient gemacht“, fügte der Schalke-Boss an: „Er hat den Nachwuchsfußball auf Schalke gestaltet und wichtige Talente ans Berger Feld gelockt sowie diese dem Lizenzbereich zugeführt, wie z.B. Malick Thiaw, Keke Topp und Assan Ouédraogo. Dafür gilt ihm unser Dank.“

Dass sich die Führung trotzdem von Schober und auch Asamoah trennt, lässt die Frage aufkommen, ob sich die Schalker mit ihrer Personalpolitik nicht selbst schaden. Beide hatten bei den Fans großen Rückhalt.

Ruhnert poltert gegen Schalke-Führung

Auch bei Schalke-Ehemaligen kommt die Welle der Entlassungen alles andere als gut an. Einer fällt mit besonders scharfer Kritik auf: Oliver Ruhnert, der von 2008 bis 2017 als Scout, U23-Trainer und Leiter der Nachwuchsabteilung bei S04 arbeitete und inzwischen Sport-Geschäftsführer bei Union Berlin ist.

Kaum wurde die Nachricht von Schobers Aus öffentlich, meldete er sich in einem später gelöschten Facebook-Post zu Wort. „Diese Klubführung meint zu sanieren und schafft es in Wahrheit, zu ruinieren“, polterte Ruhnert dort: „Mit Mathias Schober verliert die Knappenschmiede einen Menschen, der die erfolgreiche Arbeit fortgesetzt und über die Jahre dafür gesorgt hat, dass die Knappenschmiede weiterhin erfolgreich Jungs durchgebracht hat.“

Das führte Ruhnert zu einem drastischen Resümee: „Es ist wirklich Zeit, seine Mitgliedschaft zu beenden. Man liebt den Klub, aber es fühlt sich nicht mehr richtig an.“ Für seine Meinung bekam er bei Facebook viel Zuspruch.

Ruhnerts scharfe Reaktion ist besonders deshalb bemerkenswert, da sie alle Hoffnungen jäh begraben dürfte, die einige Fans seit Jahren hegten, dass Ruhnert in leitender Funktion nach Gelsenkirchen zurückkehren könnte.

Nach den umstrittenen Personalentscheidungen auf Schalke wird mit Spannung erwartet, wie etwa die Fans im Stadion darauf reagieren.

Fakt ist aber: Tatsächlich ist der FC Schalke 04 gezwungen, seine Strukturen zu verschlanken. Der Klub hat laut seinem aktuellsten Finanzbericht Verbindlichkeiten in Höhe von 168 Millionen Euro und ein negatives Eigenkapital von über 100 Millionen. Dieses muss weiter abgebaut werden, um einen Punktabzug in der nächsten Zweitliga-Saison zu verhindern.

Bei einem Abstieg droht S04 die Insolvenz

Sollten die Königsblauen gar in die Drittklassigkeit absteigen, droht die Insolvenz. Derzeit steht Schalke auf Tabellenplatz 14 und ist nur zwei Punkte von Relegationsplatz 16 und drei Punkte vom direkten Abstiegsplatz 17 entfernt.

Wegen der strukturellen und finanziellen Lage war deshalb zuletzt nicht nur Asamoahs Stelle als Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, sondern auch der Posten des Sportvorstands ersatzlos gestrichen worden. Der Vorstand besteht nur noch aus zwei statt drei Vertretern. Auch dass der Posten von Schober wegfällt, spart dem Klub Geld. Zudem soll laut Vereinsmitteilung damit die Verzahnung von Profibereich und Nachwuchsleistungszentrum sichergestellt werden.

Doch offenbar ist es nicht nur die Umstrukturierung, die hinter dem Schober-Aus steckt. Die WAZ will erfahren haben, dass innerhalb des Klubs die Kritik an dem 47-Jährigen wuchs. Für die verhältnismäßig hohen Investitionen in die Nachwuchsabteilung habe man sich mehr Spieler erhofft, die den Sprung zu den Profis schaffen.

Auch der Abgang des ehemaligen U19-Kapitäns Mattes Hansen wurmte die Bosse offenbar sehr. Der Spieler galt auf Schalke als Nachwuchstalent mit großem Potenzial. Doch weil der Klub sich 2023 angeblich bis zum Ende der Saison Zeit gelassen hatte, ihm ein Angebot vorzulegen, unterschrieb er letztlich beim SC Paderborn, wo er seit dem Sommer in der zweiten Liga eingesetzt wird. Auch das wurde offenbar Schober angelastet.