Am Tag danach war die Welt bei Dennis Schröder schon wieder einigermaßen in Ordnung.
So stehen Deutschlands WM-Chancen
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Mit einem Lächeln auf den Lippen schlenderte der 25-Jährige in Shenzhen entspannt durch das noble Hotel Intercontinental, der Blick ging nach vorne. Denn die bittere WM-Auftaktniederlage gegen Frankreich musste ganz zügig raus aus den Köpfen der deutschen Basketballer.
Schon in der Nacht hatte in der chinesischen Millionenstadt die Aufarbeitung begonnen. Beim späten Abendessen, nach der Rückfahrt aus der Halle, bekamen die Spieler die gesammelten Informationen zum kommenden Gegner an die Hand. Es wurde über die Dominikanische Republik gesprochen, aber natürlich auch über das unnötige 74:78 gegen die Franzosen.
Auftaktpleite erhöht Druck auf Deutschland
Die Pleite hat den Druck auf das junge Team kräftig erhöht. Den Horrorstart, als nichts zusammenlief und es nach zehn Minuten 4:16 stand, wollte Rödl nicht mehr ansprechen: "Das ist keine Sache, die man zu thematisieren braucht. Die Mannschaft hat sich selbst gereinigt während des Spiels."
Der Bundestrainer war mit seinen Gedanken schon längst bei der nächsten Aufgabe, bereits am Dienstag sind seine Schützlinge wieder gefordert (Basketball-WM: Deutschland - Dominikanische Republik ab 10.30 Uhr im LIVETICKER). "Es ist ein ganz anderes Spiel, ein neuer Tag", sagte Rödl: "Wir haben versucht, den Schalter umzulegen."
Schröder bekommt die nächste Chance, seine Mannschaft zum ersten Sieg zu führen. Vor dem Auftakt hatte sich der Braunschweiger noch schnell seine WM-Frisur verpassen lassen. Der Golden Patch, die blonde Strähne, ist nach einiger Zeit zurück. "Vorher war ich nicht mehr derjenige, den alle erwartet haben", sagte der NBA-Profi von Oklahoma City Thunder. Glück brachte ihm der neue, alte Look nicht.
Kaum Chancen auf Gruppensieg
"Es ändert sich nichts", sagte der Point Guard zum vergeigten Start, aber das stimmt nur bedingt. Durch die Niederlage ist die Chance auf den Gruppensieg in der Vorrunde so gut wie futsch, dem Nationalteam helfen jetzt nur noch Siege. "Die nächsten zwei Spiele müssen wir gewinnen", sagte Schröder.
Nach der Dominikanischen Republik wartet Jordanien als weiterer Außenseiter. Werden die Pflichtaufgaben gelöst, geht es in der Zwischenrunde in Nanjing weiter, aber eben nicht mit der bestmöglichen Ausgangslage. Denn alle Ergebnisse gehen mit.
Für die deutsche Auswahl bedeutet das: Sollten Deutschland und Frankreich aus ihrer Gruppe - wie zu erwarten - den Einzug in die Zwischenrunde schaffen, spielen sie gemeinsam in einer Vierergruppe. Ein erneutes Duell bliebe allerdings aus, stattdessen würde die Auftaktpleite übertragen werden. Die beiden weiteren Gruppengegner stammen aus der Vorrundengruppe H. Es könnten Mitfavorit Australien und Litauen warten.
DBB-Team darf sich keine Ausrutscher mehr leisten
Rödl weigerte sich indes, über mögliche Gegner in der zweiten Gruppenphase zu reden. Der Fokus liege ganz auf der Dominikanischen Republik. "Es ist das wichtigste Spiel jetzt überhaupt. Nicht nur, weil es das nächste ist", betonte der Coach: "Es ist ein Must-Win in dieser Situation. Das Spiel ist sowieso letztlich das entscheidende in dieser Gruppe." Das DBB-Team sollte sich wahrlich keinen Ausrutscher mehr erlauben - auch mit Hinblick auf den Einzug in die K.o.-Runde.
Denn bei einer weiteren Niederlage, die in die Zwischenrunde mitgenommen wird, könnte das Erreichen der Runde der letzten Acht schon ein Ding der Unmöglichkeit werden. Dass das Viertelfinale "das Ziel sein sollte", stellte selbst Dirk Nowitzki vor Turnierstart klar - auch wenn es dann zum Aufeinandertreffen mit Titelverteidiger USA oder Griechenland mit NBA-MVP Giannis Antetokounmpo kommen kann.
Doch zunächst heißt es: Voller Fokus auf die Dominikanische Republik. Rödl und sein Trainerteam haben alle Vorbereitungsspiele des Weltranglisten-18. aus der Karibik analysiert, auch dessen Auftaktsieg gegen Jordanien (80:76). "Es ist eine Mannschaft, die einen strukturierten Grundstein hat, daraus aber sehr schnell spielt, sehr flexibel ist", sagte Rödl, der Gegner sei aber "nicht so strukturiert wie Frankreich. Ich glaube, dass es wilder wird."