Als er mit seinem spektakulären Tor den Eishockey-Krimi mit Überlänge entschieden hatte, wähnte sich Julian Melchiori in einem "Traum. Du kannst keine bessere Geschichte schreiben", sagte der Matchwinner der Grizzlys Wolfsburg nach dem 3:2 (0:0, 1:0, 1:2, 1:0) nach Verlängerung gegen die Eisbären Berlin im ersten Play-off-Finale der PENNY DEL bei MagentaSport:
Grizzlys greifen nach DEL-Titel
"Jetzt noch ein Schritt, wir kommen immer näher." (Ausgewählte Spiele der PENNY DEL LIVE im TV auf SPORT1)
Ein Sieg fehlt dem krassen Außenseiter noch zum Jubiläumstitel. Schon am Mittwoch (ab 19.25 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) könnten sich die Niedersachsen in eigener Halle zum 100. Meister der deutschen Eishockey-Geschichte krönen.
"Wenn man überlegt, wo wir herkommen", sinnierte Melchiori, der in der 78. Minute mit einem Solo das erste Duell beendet hatte. (Spielplan und Ergebnisse der PENNY DEL)
Grizzlys gewinnen Overtime-Krimi
Vor wenigen Wochen war die Play-off-Teilnahme noch fraglich gewesen, jetzt greift das Team des ehemaligen Bundestrainers Pat Cortina nach einem historischen Titel und dem ersten in der Klubgeschichte. "Es macht Spaß, dabei zu sein", sagte der Coach nach dem nervenaufreibenden Spiel.
Durch Tore von Gerrit Fauser (34.) und Garrett Festerling (58.) hatte der Außenseiter zweimal geführt, doch erst glich Marcel Noebels aus (54.), dann erzwang Zach Boychuk 38 Sekunden vor Schluss die Overtime.
Die Berliner Stehaufmännchen geben sich aber auch nach dem K.o. in der Verlängerung nicht geschlagen. "Es ist noch nichts verloren", sagte Verteidiger Kai Wissmann und erinnerte an die ersten beiden Runden, "wir haben es schon zweimal bewiesen, wir lagen schon zweimal in den Serien 1:0 hinten".
Eisbären-Fans verhöhnen München und Mannheim
Dass nicht Mannheim und Red Bull München, die die letzten fünf Titel unter sich ausmachten, im Finale stehen, kommentierten die Eisbären-Fans auf einem Transparent in der leeren Berliner Arena süffisant: "Sie sagten stets: Der Süden macht's. Im Norden wurde laut gelacht. Im Osten geht die Sonne auf. Jetzt hol'n wir den Pokal nach Haus."
Im Duell der Nationaltorhüter Mathias Niederberger und Dustin Strahlmeier standen sich beide in nichts nach und machten zahlreiche Chancen zunichte. Nach taktisch geprägtem Beginn kam das Spiel erst im letzten Drittel richtig auf Touren. Und in der Overtime ging es spektakulär hin und her, ehe Melchiori für die Entscheidung sorgte.
Mit dem Finale in maximal drei Spielen enden die kürzesten Playoffs in der DEL-Geschichte - und eine verkürzte, aber stressige Saison. "Es ist das 21. Spiel in 42 Tagen", betonte Grizzlys-Manager Karl-Heinz Fliegauf bei MagentaSport: "Das ist extrem, Hut ab."
Adler-Coach tobt nach Aus
Als schlechter Verlierer entpuppte sich Mannheims Meistertrainer Pavel Gross, der mit einem erneuten Rundumschlag gegen die Liga auf das Halbfinal-Aus reagierte. (SERVICE: Die DEL-Tabelle nach der Hauptrunde)
"Durch die Unfähigkeit der DEL" sei der Saisonstart immer wieder verschoben worden, "als einzige Liga auf der ganzen Welt". Deshalb, so Gross, hätten seine Spieler "ein Jahr ohne Pause" arbeiten müssen.
Dass der extrem frühe Trainingsstart am 1. Mai 2020 seine eigene Entscheidung war, während die anderen Klubs deutlich später in die Saisonvorbereitung einstiegen, ließ er unerwähnt. Wegen der Corona-Pandemie und der wirtschaftlichen Folgen war die DEL erst am 17. Dezember gestartet.
Das Spiel im Stenogramm:
Eisbären Berlin - Grizzlys Wolfsburg 2:3 (0:0, 0:1, 2:1, 0:1) n.V.
Tore: 0:1 Fauser (33:05), 1:1 Noebels (54:25), 1:2 Festerling (57:42), 2:2 McKiernan (59:22), 2:3 Melchiori (77:59, Overtime)
Strafminuten: Berlin 6 - Wolfsburg 6. - Play-off-Stand: 0:1
----
Mit Sport-Informations-Dienst