Von Martin Jahns
Die Liga ist nicht genug
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München - Gary Lineker nahm es mit Humor.
"Robben erzielt das Siegtor in der 90. Minute. So bewahrte er Bayern München davor, die Meisterschaft erst nach Februar zu gewinnen", twitterte der frühere englische Nationalstürmer nach dem Last-Minute-Sieg des FC Bayern gegen Mainz 05.
Eine denkwürdige Hinrunde machte deutlich, dass der Rekordmeister der Bundesliga entwachsen ist. Elf Punkte beträgt der Vorsprung der Münchener auf den Tabellenzweiten aus Wolfsburg. Den Orden als Bayern-Verfolger wollte sich in der Liga zuletzt längst niemand mehr ans Revers heften (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle).
Kein Wunder, bei lediglich vier Bayern-Gegentoren in 17 Partien. Und ein Nachlassen ist nicht in Sicht. Denn einen Durchhänger wie in der vergangenen Saison, der die Bayern letztlich auch den Einzug ins Champions-League-Finale kostete, soll es in dieser Saison unter keinen Umständen mehr geben.
"Wir brauchen immer Vollgas", forderte Arjen Robben. Erst recht im kommenden Frühjahr. Denn erst dann sind die Münchner in den Sphären gefordert, in denen sie sich sehen.
"Maßstab des FC Bayern muss ja Real Madrid, der FC Barcelona, Chelsea oder Paris St. Germain sein", forderte Aufsichtsratsmitglied Edmund Stoiber im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1: "Wir wollen mit diesen Klubs mithalten - und zwar ohne Geld von Scheichs oder amerikanischen Großkapitalisten, sondern selbst erarbeitet."
Nicht nur die erneute Dominanz in der heimischen Liga machte deutlich, dass die Bayern ihrem Ziel in diesem Jahr erneut ein ganzes Stück näher gekommen sind.
Immerhin was die Mitgliederzahl angeht kann sich der Klub schon als Nummer eins der Welt bezeichnen. Mit über 251.000 Mitgliedern hat der Double-Sieger den bisherigen Spitzenreiter Benfica Lissabon kassiert.
Auch finanziell hat der Klub die Bundesliga längst hinter sich gelassen. Die Allianz-Arena wurde schon 16 Jahre eher als geplant abbezahlt. Mit der Allianz ist nach Adidas und Audi ein dritter Anteilseigner für nicht weniger als 110 Millionen Euro als AG-Anteilseigner eingestiegen.
Ende November stellte der FC Bayern für das Geschäftsjahr 2013/14 einen Rekordumsatz von 528,7 Millionen Euro vor, mehr als doppelt so viel wie der zumindest auf dem Papier größte Liga-Konkurrent Borussia Dortmund (260,7 Millionen Euro). Real Madrid ist mit seinen 603,9 Millionen Euro nicht mehr weit entfernt.
Überhaupt denken die Bayern längst global: Vor Saisonbeginn hat der Verein im Rahmen einer neuntägigen US-Tour in New York sein erstes Auslandsbüro eröffnet. Der BVB zog im November als einziger Bundesligist in Singapur nach.
Für die kurz- und mittelfristige Konkurrenzfähigkeit des FC Bayern in der Champions League sind diese Entwicklungen ein Segen, für die Spannung im Bundesliga-Titelkampf hingegen alarmierend.
Nicht nur DFL-Boss Christian Seifert wünschte sich: "Ich weiß, dass manche Klubs jetzt aufschreien werden, wenn ich sage: 'Wir brauchen auch eine Spitzengruppe.' Aber Fakt ist: Nur dann kann es auch Wechsel an der Spitze geben."
Die Bayern haben ihren Anteil geleistet, um es so bald nicht dazu kommen zu lassen. Für Edmund Stoiber kein Grund zur Kritik. "Es ist ja verrückt, jemandem die eigene Stärke vorzuwerfen", verteidigte er die erfolgreiche Arbeit seines Klubs.
Vorzuwerfen hat sich der FC Bayern also nichts. Die Messlatte heißt längst Real Madrid. Und wenn es bedeutet, dass die Meisterschaft schon im Februar entschieden ist.