Manuel Neuer hatte Arjen Robben kurz eingehakt, als er mit dem Teamkollegen nach dem 2:0 in Stuttgart zu den Bayern-Fans ging. Ein Zeichen der Wertschätzung.
Und plötzlich Anführer
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Und ein Zeichen, wie wichtig dieser Robben für den FC Bayern München ist. Everybody's Darling quasi.
Zwölf Saisontreffer. Und zum Rückrundenstart Punktegarant: Nach dem 1:4 in Wolfsburg punkteten die Bayern beim 1:1 gegen Schalke und beim 2:0 im Schwabenland - jeweils dank Treffern von Mr. Zuverlässig. In Stuttgart schlug Robben mit Bayerns erster echter Torchance zu (DATENCENTER: Tabelle).
"Wir haben eine Initialzündung gebraucht, dank Arjen haben wir in die Spur gefunden", sagte Neuer, als er frischgeduscht vor den Reportern stand.
Und Thomas Müller drückte seinen Respekt in der für ihn typischen Art aus: "Er bekommt im Strafraum die Chance und den Ball trifft er nicht so schlecht."
Robben sieht Fortschritte
Der so Gelobte folgte wenig später und stand gleich im Rampenlicht. Nicht Bastian Schweinsteiger, derzeit in Abwesenheit des verletzten Philipp Lahm Kapitän, interpretierte das Spiel und seine Bedeutung, sondern Robben (DATENCENTER: Ergebnisse und Spielplan).
"Wir machen Fortschritte", hielt der fest."Stuttgart spielt sehr defensiv, es war sehr schwierig, die Lücke zu finden, du bekommst wenige Momente."
Genau einen solchen nutzte er aber kurz vor Pausenpfiff nach Doppelpass mit Mitchell Weiser.
Individualist und Zauberfuß
Den Unterschied machte wieder einmal Robben: der Individualist und Zauberfuß. Der Spieler, der seit seinem Siegtreffer im Champions-League-Finale einen Platz im Herzen der Bayern-Fans hat.
Aber auch eben jener, dem sie einst in München zu viel Egoismus und zu viele Alleingänge auf dem Platz vorwarfen.
Vergangenheit. "Ich war irritiert bei manchen Geschichten. Ich hatte das Gefühl, dass damals einige Leute nicht ganz ehrlich und ein bisschen falsch waren", sagte Robben dazu zuletzt im SPORT1-Interview. "Das gehört auch zu einer Karriere, manchmal läuft es, manchmal nicht. Du musst immer bei dir bleiben, genau wissen: Das mache ich richtig und das nicht."
Schon in der Triple-Saison 2013 machte sich Robben Gedanken darüber, welche Wege er im Zweifelsfall gehen müsste, um seinen Gegenspieler auch defensiv im Griff zu haben.
Und im ersten Jahr unter Pep Guardiola wuchs er immer mehr in die Rolle desjenigen, der nicht nur dem Team nach Kräften hilft, sondern auch ein Anführer ist.
In der Nachfolge von Ruud Gullit
In der zweiten Saison unter Baumeister Pep stabilisiert er das Team, reißt es mit, auch in Momenten, in denen das sonst keiner schafft. Die starke WM tat ein Übriges: So wurde Robben 2014 in die FIFA-Weltauswahl und zum niederländischen Sportler des Jahres gewählt.
Ein Preis, den er mit Rührung aufnahm. Seit Ruud Gullit, dem Rasta-Mann des AC Milan in den achtziger Jahren, war er der erste Fußballer, der damit ausgezeichnet wurde.
Wettkampf mit Alex Meier
Die Bayern wissen, was sie an Robben haben und umgekehrt. "Individuell kannst du nur Erfolg haben, wenn die Mannschaft erfolgreich ist", meinte er in Stuttgart. Dabei könnte Robben mit dieser Quote sich sogar zum besten Schützen der Liga krönen, aktuell liegt nur der Frankfurter Alex Meier mit einem Treffer mehr vor ihm.
Ein befremdlicher Gedanke, findet Robben. "Die Torjägerkanone hole ich nicht, ich bin kein Stürmer", ließ er im Schwabenland am Samstagabend noch wissen, ehe ihn ein freundlicher Herr anstupste.
Es war Bayerns Mediendirektor Markus Hörwick. "Die Mannschaft fährt heim". "Dann gehe ich mit."