Jetzt also Paderborn. Einfach nur Paderborn.
Ein Gefühlsmensch wird emotionslos
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Exakt 24 Stunden ist es her an diesem Donnerstag, Punkt 13.30 Uhr, dass Jürgen Klopp und Borussia Dortmund das vorzeitige Ende ihrer Verbindung verkündet haben.
Und einen Tag später, an gleicher Stelle, soll nun wieder Alltag sein. Spieltags-PK zur Partie gegen den SC Paderborn (Sa., ab 15 Uhr LIVE im Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER), bitte nur Fragen zum Sportlichen.
Es ist ein Plan, der nicht gelingen kann, natürlich nicht. Und trotzdem wird es Jürgen Klopp am Ende dieses Termins gelungen sein, die Botschaft anzubringen, die ihm an diesem Tag die wichtigste war. Aber der Reihe nach.
Zwei Fragen lang geht es glatt
Zwei Fragen lang halten sich die Journalisten an die Vorgabe, heute ganz im Paderborn-Modus zu bleiben.
Eine Frage nach dem Remis im Hinspiel - Klopp blickt zurück auf das Remis Hinspiel. Eine Frage nach den Verletzten - Klopp liest die Liste der Verletzten ab. "Nuri und Oli fallen aus", womöglich auch "Kuba, Manni, Erik und Marco", auf jeden Fall aber Neven Subotic und Sebastian Kehl, die er - zu dem Zeitpunkt überraschend - nicht Neven und Kehli nennt.
Der Coach spricht über seine "Jungs", wie er stets über seine Jungs geredet hat. Soweit alles wie es immer war und bald nicht mehr sein wird.
Bis dann doch der erste Reporter befindet: "Es fällt mir etwas schwer, heute alles unabhängig vom Gestern zu betrachten."
Bloß nicht sentimental werden
Also dann doch ein paar Fragen danach, wie jetzt die Stimmung ist in der Mannschaft, wie sie Klopps Weggang verkraftet hat - natürlich alles nur mit Blick darauf, wie sich das auf Paderborn auswirken könnte.
"Jetzt hab ich die Büchse der Pandora geöffnet", sagt Klopp. Aber ganz so dramatisch findet er es dann doch nicht, dass die PK von der vorgegebenen Linie abweicht.
Er nutzt es stattdessen als Gelegenheit, um wegzubügeln, was er jetzt gerade nicht mehr gebrauchen kann: ein Zuviel an Sentimentalität.
"Ich bin nicht auf Abschiedstour"
"Ich bin nicht auf Abschiedstour", hält Klopp fest. Verabschieden werde er sich am Saisonende, Gefühlsduselei soll vorher nicht aufkommen.
Und alles, was in diese Richtung zielte, moderierte Klopp am Donnerstag auf die ihm eigene Art ab.
Ja, er habe der Mannschaft nun auch persönlich gesagt, was sie gewiss auch so mitgekriegt hat: "Es hat keiner applaudiert, im Sinne von: Was ein Typ. Das ist die gute Nachricht."
Sicher, im Training mag dann nicht jeder so bei der Sache gewesen sein, wie an einem Tag, an dem nicht gerade das Ende eines siebenjährigen Trainer-Engagements bekanntgegeben wird: "Deswegen habe ich nichts auf die Goldwaage gelegt, was gestern im Training passiert ist. Das ist aber heute vorbei."
Europa League als wichtiges Ziel
So sehr ein Spiel gegen Paderborn emotional verblasst neben dem nahenden Klopp-Abschied - ganz unwichtig ist es ja dann doch nicht.
Die Europa League ist das Ziel, das der Tabellen-Zehnte noch erreichen will. Die Einnahmen, die damit verbunden wären, ein bedeutsamer Halt in unsicheren Zeiten, die durch den Weggang des zweimaligen Meistertrainers noch unsicherer geworden sind. "Unendlich wichtig" nennt Klopp die kommende Partie.
Nur logisch, dass er sich da nicht vorwerfen lassen will, mit zu viel Gewese um seine Person von diesem Ziel abzulenken. "Wenn einer vor hat, mich oder mein Trainerteam hochleben zu lassen - das wäre fehl am Platz", appellierte er folglich an die Fans: "Ich erwarte nichts und brauche nichts."
So unemotional, wie es geht
Der Gefühlsmensch Klopp, bei dem die Emotionalisierung von Spielern, Umfeld und Fans immer Teil des Konzepts war: Er gibt sich in diesen Tagen so emotional ungerührt, wie es eben möglich ist. Es gelingt ihm, größtenteils zumindest.
Gegen Ende der PK kommt die Frage auf, ob die Abschiedsemotionen womöglich auch einen positiven Effekt haben könnten - nach dem Motto: jetzt erst recht alles tun für die Europa League und den Pokalsieg.
"Wir sind immer auf Gründe gekommen, warum man gemeinsam was schaffen sollte", antwortet Klopp zunächst. Ihm entgleitet dann aber auch eine Andeutung, dass das mit dem Gemeinsam-was-Schaffen zuletzt doch nicht mehr ganz so einfach war.
"Es ist glaube ich menschlich, dass irgendwann nicht mehr alles so fantastisch ist wie am ersten Tag", befindet er. Wenn nun jemand Kraft aus dem Wunsch zieht, den letzten Tag so schön wie möglich zu gestalten, "will ich das nicht verhindern".