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Trägt BVB-Boss Watzke eine Mitschuld an den Übergriffen gegen RB-Fans?

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Trägt BVB-Boss Watzke eine Mitschuld an den Übergriffen gegen RB-Fans?

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BVB-Bosse am Pranger - zu Recht?

Die beschämenden Ereignisse des Wochenendes werfen kein besonders gutes Licht auf den BVB. Aber trifft die Dortmunder Führung daran wirklich eine Mitschuld?
Michael Zorc, Hans-Joachim Watzke
Michael Zorc, Hans-Joachim Watzke
© SPORT1-Grafik: Getty Images
Nico Seepe
Nico Seepe
von Stefan Rommel

Vielleicht ist Hans-Joachim Watzke gar nicht einer der größten Kritiker des Leipziger Modells, wie gerne behauptet wird. Vielmehr ist Borussia Dortmunds Geschäftsführer ein wichtiger Kopf des deutschen Fußballs und in den Medien omnipräsent.

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Was unweigerlich dazu führt, dass seine Worte mehr Gehör finden als die seiner, pardon, Kollegen aus Augsburg oder Darmstadt.

Die hitzige Debatte um die vermeintliche "Schuld" Watzkes an den teilweise massiven Übergriffen Dortmunder Fans an den Anhängern von RB Leipzig ist voll im Gange. Aber wird sie auch zu recht geführt?

Watzke hat sich ein paar Mal weit aus dem Fenster gelehnt und mit seinen Sprüchen polarisiert - zuletzt besonders zielsicher auf der Mitgliederversammlung vor den BVB-Fans. Aber er hat nie zum Protest gegen RB Leipzig oder Geldgeber Red Bull aufgerufen.

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Übertriebene Vorwürfe

"Bei Rasenballsport, wie sie ja tatsächlich heißen, haben wir das erste Mal - auch im Gegenteil zu Hoffenheim oder Wolfsburg - den Fall, dass da nichts, aber auch gar nichts historisch gewachsen ist. Da wird Fußball gespielt, um eine Getränkedose zu performen", sagte Watzke im Herbst der Sport-Bild. Es war sein schärfstes Zitat in Richtung Leipzig.

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Dass er im Austausch mit den Leipziger Verantwortlichen offenbar eine ganz andere Rhetorik als bei seinen zahlreichen Ansprachen an die Medien wählt, wurde nicht nur von RB-Geschäftsführer Olaf Mintzlaff bestätigt. Die spitze Übertreibung gehört zum Geschäft und man darf Watzke vielleicht auch einen kleinen Teil Profilneurose und Populismus anheften bei seinem Kulturkampf.

Ihn fast schon gleichzusetzen mit einem Hassprediger, wird der Sache aber nicht gerecht. "Sie stehen persönlich zumindest moralisch für Gewalt- und Hassexzesse Ihrer Anhänger gegenüber den RB-Leipzig-Fans", hieß es in einer Stellungnahme des Fan-Klubs "Bornaer Bullen". "Sie persönlich sind verantwortlich für den Hass, der uns entgegenschlug! Sie persönlich schüren unter den Fußballanhängern nicht nur Rivalität und Abneigung, sondern Gewaltpotenzial."

Verpasste Chancen

Die BVB-Verantwortlichen hätten die Grenzen definieren können, in denen sich der Protest bewegen darf. Ein paar eindringliche Worte im Vorfeld der Partie an die eigenen Anhänger, wie es Jürgen Klopp vor ein paar Jahren unmittelbar vor der anstehenden Rückkehr von Mario Götze in den Signal Iduna Park vorgemacht hat. Watzke hat darauf verzichtet.

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"Grundsätzlich kann er natürlich nicht vorhersehen, dass es zu diesen Randalen kommt. Damit hat er auch keine Verantwortung dafür", sagte der Ex-Dortmunder Steffen Freund bei SPORT1und nahm stattdessen Reinhard Rauball in die Pflicht: "Er ist der Vorsitzende der DFL und Präsident von Borussia Dortmund. Er hätte vielleicht auch erkennen können, dass diese Anti-Stimmung gegen RB Leipzig irgendwann in richtigen Straftaten mündet, so wie es jetzt passiert ist."

Den Dortmunder Verzicht auf verbales Einbremsen kann man anprangern. Der BVB weiß um seine Fans und die Wucht, die diese entfachen können. Er weiß um die Schwierigkeiten im Umgang mit einzelnen Gruppierungen, die Vorgeschichte von RB Leipzig und wie diese in den letzten Monaten und Jahren von gegnerischen Fans "begrüßt" wurden.

BVB-Fans in der Kritik

Als am Samstag der BVB und die Polizei nach Informationen der Süddeutschen Zeitung von Plänen eines Angriffs gewaltbereiter Dortmunder Anhänger auf den RB-Mannschaftsbus erfuhren, wurde eine alternative Anfahrtsroute festgelegt.

"Den Frust über diesen vereitelten Angriff auf den Leipziger Mannschaftsbus haben die Leute dann völlig unkontrolliert an den Leipziger Gästefans und den Polizeibeamten ausgelassen", wird ein anonymer Informant aus dem Dortmunder Krisenstab von der SZ zitiert. Die eigentlich für die Attacke auf den Bus gedachten Wurfgeschosse sollen deshalb am und im Stadion zum Einsatz gekommen sein.

Die Fans haben damit eine große Chance vertan, statt mit stumpfen Parolen und Gewalt subtiler mit der angeblichen Bedrohung aus Leipzig umzugehen. Jetzt stehen die BVB-Fans am Pranger und das eigentliche Ziel der Proteste rückt in den Hintergrund.

Ebenso die starke Leistung der Mannschaft, eine der besten der gesamten Saison.

Watzke kündigt Sanktionen an

Borussia Dortmund darf sich mit einem großen Scherbenhaufen auseinandersetzen, der so einfach nicht aus der Welt zu schaffen sein wird.

"Auch zwei Tage nach den Ereignissen beim Spiel gegen Leipzig sind wir immer noch schockiert über diese massive Gewalt und die Beleidigungen, die dort stattgefunden haben. Wir versichern den Betroffenen unser Mitgefühl. Das gilt sowohl für die Fans von RB Leipzig als auch für die Angehörigen der Polizei. Wir arbeiten mittlerweile mit Hochdruck an der Aufklärung dieser nicht zu tolerierenden Dinge", teilte Watzke am Montagnachmittag mit.

Und weiter: "Wir werden in der kommenden Woche die Öffentlichkeit gezielt über Erfolge der Ermittlungen informieren und werden dann ganz klar Stellung beziehen, inwieweit das dann auch entsprechend hart sanktioniert wird […] Sie können sicher sein, dass wir alles in unserer Kraft stehende tun werden, um diesen Dingen ein für alle Mal einen Riegel vorzuschieben."