Sportdirektor Ralf Rangnick verzog sich angefressen und wortlos in den Leipziger Mannschaftsbus. Dafür legte der Kapitän des schon wieder ziemlich leicht zu schlagenden Vizemeisters schonungslos den Finger in die Wunde.
Leipzig patzt und verliert Rang zwei
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"Wir haben hier fahrlässig wichtige Punkte liegen gelassen", sagte Willi Orban kopfschüttelnd: "Es ist einfach unverständlich, wie wir solche Gegentore bekommen können!"
Während der 1:2 (0:0)-Niederlage beim SC Freiburg war den Sachsen zum wiederholten Male das schwache Abwehrverhalten bei Standardsituationen zum Verhängnis geworden. Beide Gegentreffer fielen nach Eckbällen - trotz Führung fuhr RB Leipzig als Verlierer nach Hause und rutschte von Tabellenplatz zwei ab.
Hasenhüttl bedient
Zum fünften Mal in Folge gelang den Sachsen in der Fremde kein Sieg. Die Freiburger hingen feierten das siebte Spiel nacheinander ohne Niederlage. (DATEN: Alle Ergebnisse im Überblick)
Nationalspieler Timo Werner erzielte mit seinem insgesamt neunten Tor gegen den SC die Leipziger Führung (66.). Janik Haberer (72.) und Robin Koch (76.) drehten das Spiel mit einem Doppelschlag. (TICKER zum Nachlesen)
"Nach der Führung haben alle gesehen, was passiert ist. Das wird bei uns langsam zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Der Gegner hat versucht, uns über Standardsituationen zu schlagen, und wir konnten es wieder nicht verteidigen. Wir sind sehr enttäuscht", sagte Trainer Ralph Hasenhüttl zur Standardschwäche.
Bei Sky fügte er hinzu: "Je größer man das Thema macht, umso mehr wird es zur Phobie."
Star-Trio fehlt
Hasenhüttl musste auf Naby Keita (Gelbsperre) und Emil Forsberg (Bauchmuskelprobleme) verzichten. Auch für Nationalspieler Marcel Halstenberg (Handbruch) kam die Partie noch zu früh. Für Keita rückte "Freiburg-Experte" Timo Werner in die Startelf, der gegen keinen anderen Bundesligisten so oft getroffen hat wie gegen den Sport-Club. (DATEN: Tabelle der Bundesliga)
"Wir wollten nicht zu passiv sein. In der ersten Halbzeit hatten wir zwei, drei gute Umschaltsituationen. Klar, wir schießen leider keine Tore aus dem Spiel heraus. Aber wir sind bei Standards sehr stark", so Streich: "Dann gibt es einmal so einen Tag, an dem man auch Leipzig schlagen kann."
Schwolow muss raus
Der stabilen Abwehr geschuldet, konnte die Freiburger Offensive in den ersten 20 Minuten kaum Akzente setzen, im weiteren Spielverlauf steigerte sich das Streich-Team aber.
Allerdings mussten die Gastgeber früh auf Stammtorwart Alexander Schwolow verzichten, der sich bei einem Zusammenprall mit Jean-Kevin Augustin verletzte (20.) und kurz darauf ausgewechselt werden musste (27.). Schwolow zog sich eine schwere Prellung zu.
Ersatzmann Rafal Gikiewicz wurde aber erst in der 45. Minute geprüft, als er gegen Augustin zur Stelle war. Viel mehr hatte RB in der ersten Halbzeit nicht zu bieten.
Streich feiert besonderen Tag
Freiburg war der Führung vor dem Pausenpfiff sogar näher: Leipzigs Torwart Peter Gulacsi zeichnete sich mit einer Parade bei Lucas Hölers Direktabnahme aus (33.), auch die Schüsse von Christian Günter (42. und 45.) waren gefährlich.
In der zweiten Halbzeit kamen die Gäste bei einsetzendem Regen mutiger aus der Kabine. Werner scheiterte zunächst im Strafraum an Gikiewicz (52.). Freiburg verteidigte weiter mit allen Kräften - und fand nach dem Gegentor schnelle Antworten.
Seine Spieler, sagte Streich, der nach dem Schlusspfiff jubelnd auf den Rasen gestürmt war, "haben das taktisch klasse" gemacht. "Ich bin richtig froh, dass wir gewonnen haben, weil das bis zum letzten Spieltag ein Ritt auf der Rasierklinge werden wird", sagte er.