Mit 16 Jahren und 335 Tagen feierte Nuri Sahin im August 2005 gegen den VfL Wolfsburg sein Bundesliga-Debüt für Borussia Dortmund. Bis heute ist der zentrale Mittelfeldspieler damit der jüngste eingesetzte Spieler im deutschen Oberhaus.
Sahin: Vom Abstellgleis zum Boss
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14 Jahre später bereitet sich der Türke von Werder Bremen bereits auf die Karriere nach der Karriere vor.
Doch vorher soll der Leistungsträger und Führungsspieler bei Werder seinen 2020 auslaufenden Vertrag verlängern, wie Trainer Florian Kohfeldt und Sportchef Frank Baumann bereits angeschoben haben. "Wir haben immer betont, dass Nuri mit dieser Form und mit seiner Qualität ein wichtiger Spieler für uns ist", sagte Bremens Sportchef jüngst im Weser-Kurier.
Sahin sieht Vertragsverlängerung optimistisch entgegen
Und Sahin ist einer Vertragsverlängerung auch nicht abgeneigt: "Ich habe gelesen, was Baumann und Kohfeldt gesagt haben, und habe es sehr positiv entgegengenommen. Ich fühle mich sehr wohl bei Werder und gehe davon aus, dass die Gespräche irgendwann geführt werden", erklärte der 31-Jährige auf der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Spiel am Samstag gegen den FC Schalke 04 (Sa., Werder Bremen - FC Schalke 04 ab 15.30 Uhr im LIVETICKER).
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2018 war er nach Bremen gekommen, weil er beim BVB auf dem Abstellgleis stand. In der Hansestadt dagegen ist Sahin Stammspieler (elf Spiele, vier Assists). "Zu 99 Prozent ist aufgegangen, was ich mir vorgestellt hatte", verriet er: "Ich habe hier einen Traditionsverein mit einem tollen Stadion, mit Fans, die das Spiel verstehen, und einem Trainer, von dem ich viel lernen kann."
Werder-Star: "Bei mir wird die Familie auch mitentscheiden"
Wo ist also der Haken? "Ich bin jetzt 31 und auch nicht mehr der junge Spieler, der ich mal war. Wie denkt der Verein, wie denke ich? Bei Theo (Anm. d. Red.: Gebre Selassie) hat der Kleine entschieden, habe ich gelesen. Bei mir wird die Familie auch mitentscheiden", sagte der Vater von zwei Kindern: "Alles andere müssen der Verein und mein Berater klären."
Die Möglichkeit, bei Werder einen Anschlussvertrag zu erhalten, spiele für Sahin indes in den bevorstehenden Verhandlungen keine Rolle. "Das kann ich mir nicht vorstellen. Im Fußball geht alles so schnell, da kann viel passieren", so Sahin, der aktuell bei der U17 von Werder hospitiert und seit vier Jahren auch seinen Jugendklub RSV Meinerzhagen trainiert.
Erste Schritte Richtung Trainer-Karriere
Während der gebürtige Lüdenscheider beim westfälischen Oberligisten an der Seitenlinie den Ton angibt, wenn es Sahin zu den Spielen schafft, nutzt Werders Mittelfeld-Dirigent die Trainingseinheiten im Bremer Leistungszentrum, um sich fortzubilden. "Ich bin da, um zu lernen, nicht um Trainer zu sein. Ich versuche, zwei bis drei Mal im Monat dabei zu sein, und bin sehr dankbar, dass ich diese Einblicke bekomme."
Sahin plant zwar (noch) nicht offenkundig seine Trainer-Karriere, macht sich allerdings ständig Notizen über die Methoden seines jeweiligen Trainers: "Damit habe ich schon als 25-Jähriger angefangen." Darüber hinaus tauscht er sich auch mit anderen Spielern über deren ehemalige Trainer aus – und selbstredend auch als Mitglied des Bremer Mannschaftsrates mit Coach Kohfeldt.
Sahin und Schalke-Coach Wagner kennen sich gut
Einen bekannten Trainer trifft Sahin auch am Samstag im Weser-Stadion, wenn Schalke und David Wagner zu Gast sind. "Dave kenne ich gut, er war damals auch in einem engen Austausch mit Jürgen (Anm. d. Red: Klopp). Wir hatten deswegen natürlich Schnittpunkte", sagte Sahin über den damaligen U23-Coach des BVB.
Er freue sich natürlich für den Schalker Coach und wünsche ihm, "dass er weiter so erfolgreich ist – außer viermal im Jahr." Also nicht gegen Dortmund, nicht gegen Bremen. Damit Werder aber am Wochenende nach sieben sieglosen Spielen wieder einmal als Sieger den Platz verlässt, muss dringend die eklatante Standardschwäche abgestellt werden.
Europa League bleibt Bremens Ziel
Acht Gegentore kassierten die Bremer bereits nach Eckbällen oder Freistößen, als Tabellenelfter haben sie mit elf Zählern zudem nur zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. "Natürlich nagt die aktuelle Phase an uns allen. Es besteht ein Problem: Wir kriegen einfach zu viele Gegentore nach Standards", weiß Sahin und gibt auch gleich die Marschroute für Samstag mit: "Die müssen gleich spüren: Heute geht nichts!"
Denn Sahin hat das Ziel Europa League noch lange nicht aufgeben, was die Tatsache unterstreicht, dass Werder mit einem Dreier den Abstand auf Schalke und Dortmund (beide 19) auf fünf Punkte verkürzen könnte. Ein Heimsieg wäre ein guter Anfang.