Als es nach sieben Minuten schon 0:2 stand, war über die Außenmikrofone in der gespenstisch leeren Frankfurter Commerzbank-Arena ein vermeintlicher Weckruf für die Eintracht-Elf zu hören: "Das ist kein Freundschaftsspiel!"
In Frankfurt wächst die Angst
© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/Getty Images/Imago
"Es war nicht von mir, aber als Weckruf nicht verkehrt", meinte Trainer Adi Hütter hinterher bei Sky. Zwar fand sein Team nach dem Blitz-Doppelschlag von Alassane Pléa (1.) und Marcus Thuram (7.) etwas besser ins Spiel, doch am Ende stand eine 1:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach, die die Frankfurter durchweg als verdient akzeptierten.
Und nun wächst am Main die Angst.
Frankfurt mit längster Niederlagenserie unter Hütter
"Wir sind noch nicht ganz im Schlamassel", sagte Sportvorstand Fredi Bobic im ZDF-Sportstudio, "aber schon etwas".
Zu Wiederbeginn der Bundesliga setzten die Hessen ihren besorgniserregenden Trend trotz 66-tägiger Pause quasi nahtlos fort. Mit der vierten Bundesligapleite in Folge bauten die Frankfurter diesen zur längsten Niederlagenserie unter Hütter aus.
Hütter: Keine Sorgen, nur Gedanken
"Ich mache mir keine Sorgen, ich mache mir nur Gedanken", erklärte Hütter. "Wir wissen, in welcher Situation wir stecken. Es sind fünf Punkte, aber wir haben auch noch ein Spiel weniger."
Zwar haben die Frankfurter das am 3. Juni angesetzte Nachholspiel gegen Werder Bremen noch in der Hinterhand, doch die fünf Punkte Distanz zur Abstiegszone sind alles andere als ein Ruhekissen. Zumal das anstehende Bundesliga-Duell beim Spitzenreiter FC Bayern den Auftakt für vier englische Wochen für die Eintracht inklusive Pokal-Halbfinale in München bildet. (Spielplan und Ergebnisse)
Auch Kevin Trapp richtete einen bangen Blick auf die Tabelle. "Man sieht ja, dass es noch eng werden kann", sagte der SGE-Torhüter. "Es werden definitiv noch sehr spannende Wochen."
Jetzt das aktuelle Trikot von Eintracht Frankfurt bestellen - hier geht's zum Shop! | ANZEIGE
Frankfurt fehlt der 12. Mann im Stadion
In den coronabedingten Geisterspielen muss die Eintracht im Stadion allerdings auf einen wichtigen Faktor verzichten: die Fans.
"Unterm Strich hat uns der 12. Mann schon öfter die zweite Luft gegeben. Trotzdem müssen wir die Situation so annehmen und uns schnellstmöglich darauf einstellen. Heute hat das nicht so funktioniert", gestand Hütter am Samstag.
Schon bei der 0:3-Achtelfinalniederlage in der Europa League gegen den FC Basel vor leeren Rängen vor Beginn des Lockdowns offenbarte die Eintracht gewisse Probleme mit der fehlenden Atmosphäre, die zuvor manch magische Nacht samt beeindruckender Choreos ausgemacht hatte.
Man habe im Vorfeld viel über die besonderen Umstände ohne Zuschauer gesprochen, meinte Trapp: "Es ist für alle dasselbe. Von daher können wir das nicht als Ausrede nehmen. Wir müssen einfach unsere Aufgaben machen. Das hat nichts mit dem Publikum, sondern mit Konzentration zu tun. Das müssen wir als Mannschaft besser machen."
Abstiegsdrama wie 2011 soll sich nicht wiederholen
Auch Martin Hinteregger sah noch Nachholbedarf bei der Anpassung an die neue Situation. "Der Druck vom Publikum ist einfach nicht da. Es fühlt sich für jeden ein bisschen wie ein Trainingsspiel an, in dem mehr riskiert und probiert wird", sagte der Österreicher. Das komme eher spielstarken Teams entgegen. "Aber wir sind auch keine Mannschaft, die nur über den Kampf kommt."
Um einen dramatischen Absturz wie 2011 zu verhindern, als die Eintracht nach nur acht Punkten in der Rückrunde in die 2. Bundesliga abstieg, sollten die Frankfurter aber auch diese Tugenden des Abstiegskampfes verinnerlichen.
Damit der nächste Weckruf von außen nicht im leeren Stadion verhallt.