Für Kevin Trapp waren es keine einfachen Monate, nachdem er seine Zelte bei Paris Saint-Germain im vergangenen Sommer endgültig abgebrochen hatte. Mit seiner Rückkehr zu Eintracht Frankfurt wollte der Nationaltorwart einen Neuanfang.
Trapp: Kritik an Hütter zu billig
Doch im September 2019 verletzte sich Trapp an der Schulter, fiel das restliche Jahr aus. Einige Monate stand er bei den Hessen dann wieder als Nummer 1 im Kasten, dann jedoch kam das Coronavirus.
Im SPORT1-Interview spricht der 29-Jährige vor dem Spiel bei Tabellenführer FC Bayern (FC Bayern - Eintracht Frankfurt am Samstag um 18.30 Uhr im LIVETICKER) über den Bundesliga-Restart, die räumliche Trennung von seiner Freundin, eine neue Leidenschaft - und Kritik an SGE-Trainer Adi Hütter.
SPORT1: Herr Trapp, waren Sie zufrieden mit dem Re-Start der Bundesliga?
Kevin Trapp: Bis auf das Ergebnis schon (1:3 in Gladbach, Anm. d. Red.). Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen und man hat es an den Reaktionen in der ganzen Welt gesehen, dass sich alle gefreut haben, dass wieder Fußball gespielt wird. Dass die Bundesliga und die DFL viel dafür investiert haben und wir den Re-Start gut hinbekommen haben, spricht für die gute Organisation. Wir als Spieler sind froh, dass wir unserer Arbeit wieder nachgehen können. Für die Vereine und deren Angestellten natürlich auch.
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SPORT1: War die Corona-Zeit als Torwart besonders schwer? Sie hatten keinen, der Ihnen die Bälle um die Ohren schießen konnte.
Trapp: Es gab verschiedene Phasen. Die erste, als alles unterbrochen wurde und man nicht wusste, was in der Welt weiter passiert. Dann, als wir wieder trainieren konnten, aber nicht wirklich wussten, ob wir auf den Re-Start hin trainieren oder die Saison komplett abgebrochen wird. Für mich persönlich war der Unterschied gar nicht so groß, weil ich mich mit allen möglichen Mitteln fit gehalten habe.
Trapp-Freundin wegen Corona in Frankreich
SPORT1: Ihre Verlobte Izabel Goulart in Paris haben Sie wegen Corona seit zwei Monaten nicht mehr gesehen. Auch Ihre geplante Hochzeit im Sommer musste abgesagt werden...
Trapp: Wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Als die Grenzen geschlossen wurden, konnte sie nicht mehr ausreisen und danach war das Reisen sehr umständlich. In Frankreich gab es den kompletten Shutdown, man durfte auch fast nicht mehr vor die Tür. Hier in Deutschland hatten wir das Glück, dass das Leben ein bisschen freier war. Und nun laufen eben die Facetime-Leitungen zwischen Izabel und mir heiß. Wir bekommen es gut hin.
SPORT1: Wie oft telefonieren Sie am Tag?
Trapp: Ich zähle es schon nicht mehr, es ist ganz unterschiedlich, aber schon mehrmals (lacht).
SPORT1: War Ihre Rückkehr zur Eintracht wie ein Happy End, nachdem Sie sich bei PSG nicht mehr wohl gefühlt haben?
Trapp: Definitiv. Es war bisher ein sehr turbulentes Jahr, aber natürlich bin ich dennoch sehr glücklich, wieder bei der Eintracht zu sein. Ich hatte zwar noch andere Möglichkeiten, auch finanziell attraktivere Angebote, aber ich habe hier schon mal erfolgreich gespielt. Und wenn man sieht, was in Frankfurt alles erreicht wurde mit dem Gewinn des DFB-Pokals vor zwei Jahren oder dem knapp verlorenen Europacup-Halbfinale 2019. Der Verein hat sich weiterentwickelt.
Trapp als Publikumsliebling in Frankfurt
SPORT1: Sie sind Publikumsliebling bei der Eintracht. Warum ist das so?
Trapp: Darüber habe ich mir bisher wenig Gedanken gemacht. Ich hatte hier beim ersten Mal schon eine sehr schöne Zeit, und man hat mir meinen Wechsel nach Paris nie übel genommen. Nach meiner Rückkehr musste ich mir erst mal wieder meinen Platz in der Mannschaft erkämpfen. Nur so bekommt man auch die Achtung der Fans.
SPORT1: Vor Corona lief es bei der Eintracht sportlich holprig. Der Restart gegen Gladbach ging auch daneben. Wie ist die Situation? (SERVICE: Bundesliga-Tabelle)
Trapp: Wir hatten schlechte Spiele gegen Union Berlin und Leverkusen. Die Partie gegen den FC Basel darf man nicht überbewerten, weil es auch von den äußeren Bedingungen her nicht einfach war. Ansonsten kann ich mich nicht an eine wirklich schlechte Leistung von uns erinnern. Wir sind sehr gut in die Rückrunde gestartet, und zum Re-Start haben wir gegen eine Mannschaft verloren, die Ambitionen auf die Champions League hat.
Trapp: Kritik an Hütter "ist mir zu billig"
SPORT1: Dennoch gibt es ersten Gegenwind für Coach Adi Hütter... (SERVICE: Spielplan & Ergebnisse von Eintracht Frankfurt)
Trapp: Ich finde es zu einfach, gleich alles schlecht zu reden, wenn es mal nicht richtig läuft. Ich verstehe manche unzufriedene Kommentare, aber Kritik am Trainer ist mir zu billig.
SPORT1: Adi Hütter hat im Winter von Dreier- auf Vierer-Kette umgestellt. Ene dauerhafte Variante?
Trapp: Wir sind dadurch flexibler und variantenreicher. Es kommt immer darauf an, wie man gegen wen spielen will - nun können wir beides spielen. Im Winter hat es uns sehr gut getan, dass wir vieles einstudieren konnten und als Mannschaft kompakter geworden sind. Es kommt nicht auf das System an, sondern auf die Bereitschaft, alles zu geben.
SPORT1: Sie spielen seit kurzem Klavier. Früher sagte man: Wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen. Was war Ihre Motivation?
Trapp: Nicht die Frauen. Es ist eine Herausforderung, denn ich habe wenig musikalisches Talent. Ich hatte Ludovico Einaudis "una mattina" aus dem Film "Ziemlich beste Freunde" gehört. Das hat mir so gefallen, und ich wollte dieses Lied selbst spielen können. In dieser Coronazeit habe ich zuhause viel geübt. Ich will dranbleiben und noch ein paar andere Lieder lernen.
SPORT1: Ihr Torwarttrainer Moppes Petz wurde im Januar überraschend entlassen, war seit 2011 im Verein. Jetzt ist Ex-Profi Jan Zimmermann für Sie da. Was war passiert?
Trapp: Das war für uns alle sehr überraschend. Jan hatte vorher schon seinen Trainerschein begonnen, hat das Training dann schnell übernommen und macht das sehr gut. Dass dies so schnell ging und auch noch in dem Verein, in dem er als Spieler tätig war, war natürlich kurios. Der Sprung vom Mannschaftskollegen zum Trainer ist aber nie einfach. Doch er macht das sehr gut, arbeitet akribisch und kümmert sich jeden Tag darum, dass wir besser werden.
SPORT1: Jetzt geht es nun zu den Bayern. Was erwarten Sie von einem Geisterspiel in der großen Allianz Arena?
Trapp: Es nutzt nichts, über die äußeren Gegebenheiten zu sprechen. Die Situation ist für alle Klubs gleich, da müssen wir alle jetzt durch. Die Mannschaften, die technisch gut sind, werden in einem leeren Stadion genau so auftreten wie in einem vollen. Wir freuen uns auf dieses Duell. Wir können uns gegen einen starken Gegner beweisen, die Bayern haben den Druck, gewinnen zu müssen.