Jetzt ist es Pep Guardiola also schon wieder passiert.
So verzockte sich Pep gegen Klopp
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Man kennt dieses Szenario ja mittlerweile, zu Guardiolas Leidwesen schon fast besser als seine vergangenen Triumphe auf internationaler Ebene.
Fünf Jahre hintereinander ist der Trainer von Manchester City am Versuch gescheitert, sein erstes Champions-League-Finale seit dem Triumph mit Barcelona 2011 zu erreichen. Nach dem 0:3 bei Jürgen Klopps FC Liverpool sieht alles danach aus, als käme ein sechstes dazu.
Zum wiederholten Male lief für Guardiola ein großes K.o.-Spiel in der Königsklasse schief. Und zum wiederholten Male - beim FC Bayern München wird man sich erinnern - lief es gleich mächtig schief.
Erinnerung an legendäres Bayern-Debakel
Die Art und Weise, wie Ilkay Gündogan, Leroy Sane und ihre Kollegen in der ersten Halbzeit an der Anfield Road untergingen: Sie weckte Erinnerungen an das 0:4 gegen Real Madrid, das 2014 das Halbfinal-Aus der Pep-Bayern besiegelte.
Vor allem deshalb, weil Guardiola in Liverpool etwas tat, was er nach genau dieser legendären Pleite eigentlich nie wieder tun wollte: Er ging Kompromisse bei Aufstellung und Taktik ein.
Damals hatte sich der Katalane von den Bayern-Bossen überreden lassen, einige defensive Sicherungen in sein Konzept einzubauen, von denen er selbst nicht recht überzeugt war. Das Debakel gegen seinen späteren Nachfolger Carlo Ancelotti hatte ihn nach eigenen Angaben "noch mehr überzeugt", nur noch seine eigene Spielidee durchzuziehen, "hundertprozentig".
Nun wich Guardiola - nach allem, was man weiß - aus eigenem Antrieb ein paar Prozentpunkte von seiner in der Liga bewährten Grundidee ab. Es ging nach hinten los.
Pep Guardiola mit ungewohnten Änderungen
Vor dem Duell mit Angstgegner Klopp (jetzt 7 Niederlagen in 13 Duellen) entschloss sich der Coach des Premier-League-Tabellenführers zu mehreren ungewohnten Maßnahmen.
Spielmacher Kevin De Bruyne wurde weiter nach hinten beordert als üblich, zudem blieb Rechtsaußen Raheem Sterling (16 Tore und 10 Vorlagen in der Liga) zunächst auf der Bank. Gündogan übernahm stattdessen eine defensivere Rolle auf der rechten Seite.
Was offensichtlich dazu gedacht war, das Mittelfeld besser zu kontrollieren und Klopps berüchtigte Pressingmaschinerie abzuwürgen, erwies sich als doppeltes Verhängnis.
Ilkay Gündogan gibt unglückliche Figur ab
Zum einen lähmte die ungewohnt defensive Ausrichtung Manchesters eigenes Spiel nach vorne. Zum anderen trug sie letztendlich dazu bei, Klopp noch mehr in die Falle zu gehen.
Anders als bei Guardiola zahlten sich dessen strategische Kniffe aus: Sein Team stieß vor der Pause immer wieder tief in die gegnerische Hälfte vor, unterband die für Guardiola typischen Passstafetten, nahm dem City-Mittelfeld jede Sicherheit, reihte Gegenstoß an Gegenstoß.
Speziell der von Klopp neu ins Team berufene Alex Oxlade-Chamberlain erwies sich als Speerspitze, die immer wieder erfolgreich nach vorn stach.
Der auf City-Seite unglücklich agierende Gündogan wurde dagegen von der Times als "Feder in einer Windmaschine" verspottet.
Jürgen Klopp liegt mit seinen Handgriffen richtig
Auch bei einer anderen Schlüsselposition lag Guardiola falsch und Klopp richtig: Guardiola stellte Aymeric Laporte auf die für ihn ungewohnte Linksverteidigerposition.
Den Plan dahinter, dem zwischen Rechtsaußen und der Mitte pendelnden Top-Torjäger Mo Salah einen sich ähnlich bewegenden Gegenspieler gegenüberzustellen, durchkreuzte Klopp mit einem einfachen Gegenmittel.
Trent Alexander-Arnold, Liverpools zweiter Akteur mit schönem Doppelnamen, bekam die Anweisung, Salah bei seinen Vorstößen immer wieder beizustehen.
Laporte brach unter der Doppelbelastung zusammen, so wie letztlich das ganze, teuer aufgerüstete - durch die Attacke auf ihren Bus vor dem Spiel womöglich zusätzlich verunsicherte - City-Kollektiv.
Presse nimmt Guardiola ins Kreuzfeuer
Guardiolas missglückte Taktik-Änderungen werden ihm nun von fast allen britischen Medien vorgehalten, selbstverständlich.
Ebenso selbstverständlich wäre ihm ohne seine Taktik-Änderungen zum x-ten Mal vorgeworfen worden, dass er ein alter Tiki-Taka-Sturkopf ohne Plan B ist, wenn es schiefgegangen wäre.
Für Guardiola kein Trost, eigentlich macht es alles nur schlimmer. Nun ist er der alte Tiki-Taka-Sturkopf, dessen Plan B auch nicht funktioniert.
Der einzige Trost, der dem 46-Jährigen nun bleibt: Völlig aussichtslos ist das Rückspiel im Etihad Stadium nicht, die Wellenbewegungen in seinen Duellen mit Klopp sind traditionell hoch.
Zu Beginn der Saison gelang Guardiolas City ein 5:0-Heimsieg über Liverpool. Ein guter Grund, warum Klopp seinen Triumph im Taktik-Duell mit Guardiola betont vorsichtig genießt.